bekannte Sprichwörter und deren historische Bedeutung
Liebe Besucher unserer Homepage, auf dieser Seite haben wir versucht die bekanntesten und interessantesten Sprichwörter zusammenzutragen. Die Erklärung der einzelnen Sprichwörter, zumeist inkl. der historischen Entstehung „folgt jeweils auf den Fuß“ ergo „steht immer nachfolgend. Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Durchlesen der interessanten, teils aus uralter Bedeutung stammenden Redensarten. Sie finden hier weit über 300 Redewendungen, schauen Sie doch in die, nach Gruppen aufgegliederte Übersicht (einfach hier klicken!).
1. „ein Licht aufgehen“
Eine Redewendung welche bereits sehr alt ist und auch schon in der Bibel genannt wurde. So heißt es z.B. in der Lutherbibel von 1545 „… die da sassen / am ort vnd schatten des tods / den ist ein Liecht auffgangen.… und die da saßen am Ort und Schatten des Todes, denen ist ein Licht aufgegangen (Matthäus 4, 16)“. Das Licht steht für die Erkenntnis, im biblischen sogar in einem göttlichen Zusammenhang, so wird Gott meist mit einem Licht über ihm dargstellt. Er hat die Erkenntnis, er ist der Erleuchtete. Von daher bedeutet „ein Licht aufgehen“, das man eine Idee hat oder aber auch das man auf eine Frage die gesuchte Antwort ganz plötzlich gefunden hat. Man bekommt eine Erkenntnis und ist ein Stück weit wieder klüger, daher erfreut man sich normalerweise auch an dem Moment an welchem „das Licht aufging“ und genießt den Moment der Erkenntnis.
2. „die Sau rauslassen“
Dieses Sprichwort stammt aus der Zeit des Mittelalters und bezieht sich auf die Abfallentsorgung. Denn in früheren Zeiten, als die Städte noch von dicken Stadtmauern umgeben waren lebten die Menschen mit ihren Tieren auf engstem Raum zusammen und der Begriff Hygiene war wohl auch noch niemandem bekannt. So lebten die Menschen in ihren eng zusammengebauten meist mehrere Stockwerke hohen Gebäuden und im Erdgeschoß oder im Hof lebten deren Tiere wie Schweine, Hühner usw.! Und so machte man es sich einfach, scheuchte die Kinder weg oder schickte sie in die Häuser um dann Abfälle einfach aus dem Fenster in die Innenhöfe zu leeren. War das geschehen wurden die Schweineställe geöffnet und „die Sau rausgelassen“, welche den Unrat mit vergnügen auffrass(en). Der Mist war weg, die Sau gesättigt, nur der Gestank der blieb. In unseren Breiten heute einfach unvorstellbar. (und als kleiner Zusatz: die Flüssigkeiten, fließen über „in die Böden gehauene oder gesetzte Rillen“ unter den Hoftoren aus den Höfen in Richtung Bäche oder Flüsse, die diese Gemische aufnahmen.)
3. „aus der Bahn geworfen“
Kommt von den mittelalterlichen, zum Vergnügen der Bevölkerung abgehaltenen Ritterspielen. Bei dem Turnier „Tjost“ wurden ein Kampfplatz zwischen Turnierschranken hergestellt, der jenige Ritter welcher als erster aus seiner Bahn geworfen wurde hatte das Turnier verloren. Heute wird das Sprichwort für Menschen, welche plötzlich nicht mehr mit Ihrem Leben oder den dadurch entstehenden Aufgaben zurecht kommen verwendet.
4. „in Schranken halten“
Dieser Spruch ist so ziemlich das Gegenteil von dem vorher gehenden „aus der Bahn geworfen“. Den hier heißt es das der Ritter versuchte seinen Gegner nicht aus den Schranken fallen zu lassen um ihm eine beschämende Niederlage zufügen zu können. Bis in unsere heutige Zeit hat sich der Spruch allerdings einwenig gewandelt und bedeutet: „jemanden zu bändigen“ oder „im seine Grenzen aufzuzeigen“.
5. „der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“
Auch wenn es heute eher auf Vater und Sohn und ihre Gleichheit bezogen wird, so hat dieses Sprichwort in seiner eigentlichen Bedeutung keinen positiven Sinn. Denn der Apfel kommt hier aus dem niederdeutschen und hat nichts mit dem Apfel als Frucht zu tun. Vielmehr bedeutet der „Abfell“ im niederdeutschen folgendes: „Bei den alten Germanen, vor allem bei den niederdeutschen und westfälischen Sippen, gab es in vorrömischer Zeit die Institution des Abfells (ahd. Ümpel). Der Abfell war ein Zwilling, in einer Neumondnacht geboren, dessen Bruder – nur männliche Nachkommen kamen hierbei in Frage – in einer Stammesfehde gestorben war. Für einige Zeit bekam der überlebende Zwilling, der Abfell, zum Trost zahlreiche Vergünstigungen eingeräumt: Er durfte jede Nacht eine Frau seiner Wahl zu Bette führen, so viel Met trinken, wie er konnte, und im Beisein des Häuptlings Wind lassen. Dies alles um die Seele des Gestorbenen zu besänftigen. Ein Jahr nach dem Tod des Zwillingsbruders mußte allerdings nun der Abfell sich selbst vor den Palisaden des Dorfes entleiben“. (Quelle: http://www.sprichwoerter.net/). Das Wort entleiben, bedeutet wiederum, die Seele aus seinem Körper ausziehen zu lassen. Daher ist hier wohl leider von Selbstmord die Rede. Zusammenfassend bedeutet das Sprichwort also, das der (Zwillings-) Sohn nicht weit von seiner Sippe (seinem Stamm) stirbt.
6. „etwas ausbaden müssen“
Diese Redewendung kommt wie die meisten anderen ebenfalls aus dem Mittelalter. Damals war es unter der normalen Bevölkerung gang und gäbe, das mehrere Leute das Badewasser teilten. Denn weder Geld noch sauberes Wasser hatte man damals zu genüge. Der jenige der allerdings als letzter an der Reihe war, der musste das inzwischen schmutzige Wasser ausgießen und das Bad bzw. den Badekübel reinigen. Daraus hat sich die heute gängige Bedeutung, für die bösen Taten anderer büsen/gerade stehen zu müssen, entwickelt.
7. „ins Fettnäpfchen treten“
In den alten Bauernhäusern stand oft zwischen Tür und Ofen ein Fettnäpfchen, welches zum schmieren der nassen Stiefel für die zurückkehrenden Hausbewohner oder deren Gäste bereit stand. Wer durch Unachtsamkeit das Fettnäpfchen umkippte und so Fettflecken auf dem Hausflur verursachte, zog sich den Unmut der Hausfrau zu.
Eine andere Wahrnehmung erzählt indes von, zum Trocknen an der Decke aufgehängten Schinken und Würsten von welchen Fett abtropfte. Um dieses aufzufangen, stellte man kleine Näpfe darunter! Aber auch hier gilt, wer nicht aufpasste, zog sich durch das vertretene Fett den Unmut der Bäuerin zu.
8. „etwas auf dem Kerbholz haben“
Dieser Spruch bedeutete einst „Schulden“ zu haben. Den im Mittelalter benutzte man Hölzer welche auseinander gebrochen wurden und bei denen der Gläubiger und der Schuldner, aber auch der Arbeiter und der Arbeitgeber jeweils ein Stück bekamen. In beiden Hölzern waren eine bestimmte Anzahl an Kerben hineingeritzt, so das man sich gegenseitig um die Richtigkeit der Abmachungen kontrollieren konnte. Die Bedeutung hat sich allerdings im Laufe der Zeit zum negativen gewandelt. Den heute meint man, wenn man sagt „etwas auf dem Kerbholz haben“, das der Angesprochene „Dreck am Stecken hat“, also eine Straftat oder zumindest unrechtes getan hat.
9. „Dreck am Stecken“
In der Zeit, als die meisten Straßen noch nicht gepflastert oder geteert waren, musste man meist durch Matsch und Gatsch gehen, wenn man jemanden besuchen wollte. Aber gerade die „feine oder höhere Gesellschaft“, welche überhaupt erst die Freizeit hatte Freunde oder Verwandte zu besuchen, leistete sich, so zumindest die Herren unter ihnen einen Gehstock. Einmal am Ziel angekommen, wollte man natürlich nicht mit dreckigen Schuhen die Wohnung des Gastgebers beschmutzen. So wurden die Schuhe mithilfe des Gehstockes, also dem „Stecken“ gesäubert, wobei der Dreck dann aber meist am Stecken hängenblieb. Nachdem aber „Dreck“ früher als „Schuld, Unrein, Verachtenswert“ angesehen wurde, im Gegensatz zum „Reinen, Schuldlosen“ durch Sauberkeit, lief man mit „Dreck am Stecken“ Gefahr sich den Ruf zu ruinieren und es wurde dann gemunkelt das diese Person vielleicht versucht eine Untat zu verbergen.
10. „etwas auf die hohe Kante legen“
Zu längst vergangenen Zeiten hatten die wohlhabenden Burgbewohner meist ein stattliches Bett über welchem ein Himmel, also ein Dach aus Stoff, zu finden war. Dieser Himmel sollte eigentlich verhindern, dass herabfallendes Ungeziefer im Bett landet, doch konnte man dieses Dach auch als Ablage für persönliche Wertsachen vor dem Schlafengehen nutzen. So war die goldene Halskette oder diverse Gold- und Silbertaler vor allzu eifrigen Dienstleuten in Sicherheit gebracht und die Wertgegenstände daher besser geschützt. Dem entsprechend bedeutet das Sprichwort „etwas auf die hohe Kante legen“ übersetzt heute nur, etwas Geld auf sicherer Seite zu haben.
11. „blau machen“
Wenn die Färber früher Stoffe mit Indigo färben wollten, mussten sie eine Farbstofflösung mit einem bestimmten pH-Wert anrühren. Dieser pH-Wert konnte allerdings nur durch Anreichern der Färbelauge mit Urin erreicht werden. Da auch damals schon die treibende Eigenschaft des Alkohols bekannt war und um die erforderlichen Mengen an Urin zu erhalten, durften die Färber große Mengen Alkohol trinken. Ja sie mussten dies direkt tun, da man beim Wasser trinken nicht den selben Effekt erzielt. Daraus ergab sich dass an diesen Tagen nicht mehr viel lief, denn die Konsequenz von zviel Alkohol ist ein Rausch. Daher wurde eben „blau gemacht“. Heute steht „blau machen“ eher für einen „arbeitsfreien Tag“, was aber nicht unbedingt an einem Rausch oder dem sooft daraus resultierenden Kater liegen muss.
12. „einen Frosch im Hals haben“
Wenn jemand heiser ist und kaum sprechen kann, ist meistens auch der Hals angeschwollen. Dabei sind dan auch meist die Mandeln gerötet und das Schlucken tut einem weh. Im Hals gibt es eine kleine Geschwulst, die medizinisch „ranula“ heißt. „Ranula“ ist lateinisch und bedeutet übersetzt soviel wie „Fröschlein“. Wenn man heiser ist, ist dabei auch manchmal die „Ranula“ entzündet und dadurch etwas dicker als sonst. Daraus entstand im Laufe der Zeit diese berühmte Redensart, einen Frosch im Hals zu haben. Was medizinisch gesehen ja eigentlich auch ganz richtig ist.
13. „über den Berg sein“
Der Spruch bezieht sich ganz einfach darauf, etwas schwieriges geschafft zu haben, wie eben den Aufstieg auf einen Berg. Einmal oben geht es nur wieder „einfacher“ nach unten. Daher auch bei einer Krankheit „über dem Berg sein“, wenn man die gefährlichste oder anstrengenste Phase überstanden hat.
14. „ein Auge auf jemanden werfen“
Diese Redewendung stammt aus der Geschichte der Susanna im Bade, einem apokryphen Text der Bibel im Buche Daniel. Dort heißt es: „Und als die beiden Ältesten sie täglich darin umhergehen sahen, entbrannten sie in Begierde nach ihr und wurden darüber zu Narren und warfen die Augen so sehr auf sie, dass sie nicht mehr zum Himmel aufsehen konnten und nicht mehr an gerechte Urteile dachten“. Heute liese sich das einfach mit „vor lauter nachschaun (oder auch hingaffen) total abgelenkt“ deuten. Aber auch „jemanden zu Überwachen“ kann damit gemeint sein.
15. „sich verzetteln“
Diese Redewendung ist aus dem Althochdeutschen „zetten“ was so viel wie „ausbreiten“ oder „verstreuen“ bedeutet. Daraus entstand „verzetteln“ im Sinne von „nutzlos ausbreiten“. Zette(l)n war auch ein Fachwort aus der Weberei, so daß sich das heute verwendete „anzetteln“ als „beginnen, ein Gewebe zu weben“ erklären lässt. Heute wird es eher verwendet, wenn man durcheinander und schließlich nicht mehr weiter kommt. Die beiden vorher genannten Verben haben also nichts mit dem Zettel zu tun, welchen wir heute für verschiedenste schriftliche Notizen verwenden. Dieses Wort kommt vielmehr von dem mittellateinischen „cedula“. Es gelangte als „Zeddel“ Anfang des 14. Jh. ins Deutsche und ist daher weit jünger als das hier genannte Sprichwort „sich verzetteln“.
16. „aus dem Nähkästchen plaudern“
In Zeiten wo Frauen oft und auch länger allein und ohne Mann waren hatten diese eine Menge Verehrer und Liebhaber. Eine solche Zeit war z.B. das Mittelalter, aus dessen Zeitraum auch dieses Sprichwort stammt. Denn damals gabs weder Handy oder Internet, kein Facebook und keine SMS, die Männer waren aber oft tagelang bei der Arbeit oder noch länger in einem der vielen Kriege verwickelt. Daher mussten alle Lieberklärungen, Gedichte oder Geschichten auf Papier verfasst werden. Diese Briefe der Verehrer und Liebhaber wurden im Nähkästchen versteckt, damit der (gehörnte) Ehemann die Briefe nicht findet, denn dort würde er niemals nachsehn. Die Frauen der damaligen Zeit verabredeten sich zum gemeinsamen Nähen und Stricken wo man das Nähkästchen immer mit nahm. Dabei wurde viel erzählt und natürlich kam man auch immer wieder auf diverse Briefe zu sprechen, welche die jeweilige Romanze bezeugen konnten. Daher „plauderte Frau aus dem Nähkästchen“.
17. „das kommt mir spanisch vor“
Dieses Sprichwort ist dem ersten österreichischen Kaiser zu verdanken. Denn dieser war vor seiner Inthronisation zum österreichischen Kaiser, der König von Spanien. Dieser Thron musste aufgrund der neuen Aufgaben aufgeben werden. Durch seine Herkunft brachte der neue Kaiser die spanische Lebensart und auch die spanische Sprache an den österreichischen Hof, was beides dort auch beibehalten wurde. Das gemeine Volk aber verstand diese Sprache nicht, ganz im Gegensatz zu den Adligen, welche der spanischen Sprache mächtig waren. Mitteilungen und Bekanntmachungen wurden aber in Spanisch geschrieben und verbreitet. Daher entwickelte die Redewendung „das kommt mir spanisch vor“, für alles was die Leute damals wie heute nicht begriffen (bzw. begreifen).
18. „Tacheles reden“
Die Bedeutung dieser Redewendung kommt aus dem hebräischen „tachlit“ ( was soviel wie Ziel oder Zweck bedeutet) und wurde im Jiddischen „tacheles“ (bei gleichbleibender Bedeutung). Wer Tacheles redet, geht also ohne Umschweife auf sein Ziel los und redet dabei meist mit dem involvierten Gesprächspartner „ein ernstes Wörtchen“.
19. „auf dem Teppich bleiben“
Wenn man in früheren Zeiten als Bauer beim König vorsprechen wollte, musste man auf einem Teppich verweilen. Da dieser aber weit vor dem Thron endete und die Bauern nicht unhöflich sein wollten oder vielleicht auch einfach kein Gehör beim König fanden, verließen sie des öfteren den ausgelegten Teppich. Worauf die Bauern, die meist (schon aufgrund ihrer bescheidenen Vermögensverhältnisse) in verdreckter Kleidung erschienen, zurechtgewiesen wurden, doch bitte „auf dem Teppich zu bleiben“. Denn es war nur dem König und seinem Hofvolk erlaubt auf dem Marmor- oder Eichenparkettboden zu gehen.
20. „durch die Lappen gehen“
Im Mittelalter wurde auf der herrschaftlichen Jagd ein Bereich des Waldbesitzers mit Hilfe großer Stoffbahnen (= Lappen) abgeteilt, indem man diese zwischen den Bäumen aufhing. Dadurch wurde das Wild verunsichert und in diesem Bereich gehalten. Wenn einem Tier die Flucht aus diesem Bereich gelungen war, so war es „durch die Lappen gegangen“.
21. „den Buckel runterrutschen“
Wie so viele Sprichwörter, kommt auch dieser aus dem späten Mittelalter. Wenn jemand von Hofe einen Ausritt machen wollte, so musste dieser erst einmal irgendwie aufs Pferd gelangen. Was im Schloss selber ja kein gröberes Problem war, da es ja überall Mauervorsprünge gab, die dazu dienten auf das Pferd aufzusteigen. Wenn es nun aber mal vorkam, das zB. der König wärend des Ausritts spazieren gehen wollte, so musste im zu Hilfe gegangen werden. Denn um jetzt vom Pferd absteigen zu können musste sich ein Knappe neben das Pferd knieen um dem König das absteigen bzw. wieder aufsteigen zu ermöglichen. Wenn das jemand war der nicht viele Zusprecher hatte, wünschte man sich ( meist ein Knappe ) das er ihm „dem Buckel runterrutschen“ soll.
22. „einen Bock schießen“
Diese Redewendung wird gern benutzt, wenn wer einen Fehler oder Irrtum gemacht hat. Meist in einem sarkastischen Hintergrund. Hier kommt der „Bock“ aus dem schäbischen und bedeutet so viel wie „Fehler“. Das „schießen“ kann man hier wohl auf „treffen“ umdeuten. Denn verbindet man den gemachten „Bock“ mit dem falschen Treffer (=“schießen“), kommt man auf einen „gemachten Fehler“.
23. „unter die Haube kommen“
Bedeutete im Mittelalter genauso wie heute, das eine Frau einen Mann gefunden hat, welcher Sie heiraten wollte bzw. will. Denn im Mittelalter trugen die jungen Mädchen als Zeichen ihrer Jungfräulichkeit und Unberührtheit ihre Haare offen herunterhängend. Verheiratete Frauen hingegen steckten ihr hochgebundenes Haar unter eine Haube.
24. „der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht“
Eine der wenigen uns bekannten Redewendungen welche auf eine bestimmte Person zugeschnitten ist. Den zu Zeiten der DDR, war eine der bekanntesten Gaststätten in Babelsberg der »Potsdamer Brunnen«. Hier speisten und tranken viele DEFA-Stars, unter anderem natürlich auch der für seine Trinkfestigkeit nicht gerade bekannte Schauspieler und Sänger Manfred Krug. Oftmals kam er mehrmals am Tag, zwischen den Drehpausen, bis er sich übergeben mußte. Von daher „ging (Manfred) Krug so lange zum Brunnen bis er sich (er-)brach“
25. „wer A sagt, muß auch B sagen“
Diese Redewendung ist als Schmähgesang auf den Münsteraner Fluß Aa zu verstehen. Denn besonders im späten Mittelalter war die Aa als der dreckigste Fluß Deutschlands beschimpft worden. Deshalb wussten die Bewohner dieser Umgebung: Wer d’ Aa seiht (sieht), muß ooch Bäh säggen (sagen). Dies wurde dann im Laufe der Zeit abgekürzt, zum heute noch bekannten „wer A sagt, muß auch B sagen“.
26. „jemanden das Handwerk legen“
Wenn jemand gegen die Handwerksregeln verstoßen hatte, gab es durch die Zunftordnung die Möglichkeit, ihn zur Niederlegung seines Handwerks zu zwingen. So wurde ihm sein Handwerk weggelegt (entzogen). Noch heute hat diese Redewendung die selbe Bedeutung, den wenn jemand etwas grob fahrlässiges, etwsd unter Strafandrohung verbotenes oder gefährlich falsches macht und er, sie oder auch eine ganze Gruppe wird daran gehindert oder zumindest hinterher zur Rechenschaft gezogen, so sagt man ihm, ihr oder der Gruppe „wurde das Handwerk gelegt“.
27. „jemanden das Wasser nicht reichen können“
Da die Menschen früher außer mit dem Löffel auch vielfach mit den Händen gegessen haben, wurde den Gästen vor einem Ritterbankett durch die Bediensteten der Burg eine Schale mit Wasser gereicht, damit sie sich die Hände reinigen konnten. Die Bediensteten des Burgheern waren damals vom Rang her niedriger gestellt als seine Gäste. Von daher durften und konnten sie nicht soviel wie die Gäste der Burg die sie zu bedienen hatten. Und so sagt man auch heute noch „man kann jemanden nicht das Wasser reichen“ wenn er in einem oder mehreren Gebieten besser ist als der derjenige welcher den Spruch von sich gibt.
28. „zur Ader lassen“
Diese Redewendung hatte in seinen Anfängen eigentlich einen positiven Hintergrund und sollte die Heilung Kranker nach sich ziehen. Denn im Mittelalter wurden Krankheiten oft mit dem Aderlass behandelt, weil man glaubte den Kranken durch die Blutentnahme heilen zu können. Bis in unsere heutige Zeit hat sich die Bedeutung des Spruchs allerdings gewandelt, wohl auch weil die mittelalterliche Heilmethode oft nicht den gewünschten Erfolg brachte. Heute bedeutet „jemanden zur Ader“ lassen einfach nur jemanden auszunehmen oder sich an ihm bzw. ihr zu bereichern.
29. „eine Leiche im Keller haben“
Diese Redewendung ist leider auch eine von denen die eine ziemlich gemeine Herkunft haben. Denn in früheren Zeiten war es Katholiken nicht erlaubt ihre vor der Taufe gestorbenen, also ihre ungetaufen Kinder auf den Friedhöfen zu beerdigen. Da aber das Elternhaus für diese Kinder als der Einzige gesegnete Ort galt, wurden diese Kinder oft heimlich im Keller begraben. Dort blieb dem Glauben nach das tote Kind wenigstens vor den bösen Mächten geschützt, die Eltern aber, welche soetwas taten, wurden wohl immer und immer wieder beim betreten des Kellers an diese Tat erinnert. Und so hat das Sprichwort auch heute noch den Hintergrund, das jemand weiß das es eine Belastung aus der Vergangenheit gibt oder das man etwas auf dem Gewissen hat, da man irgendwann eine Schuld auf sich nahm.
30. „Hals- und Beinbruch“
Diese Redewendung kommt aus dem Hebräischen und lautet im Original so: „hazlache un birache“ („hazlachà“ = „Glück“; „bïrache“ = „Segen“).
31. „da liegt der Hund begraben“
Hier gibt es verschiedene Deutungen. Zum einen war der „alte Hund“ einst Synonym für eine alte Sache oder eben auch für einen Wertgegenstand, der eventuell irgendwo versteckt wurde. Zum anderen soll es sich dabei aber um den in der Erde verborgenen schwarzen Schatz-Hütehund aus einer Volkssage handeln, der anstelle des Teufels als Schatzwächter auftritt. Auf jedenfall ging es bei einem „begrabenen Hund“ um einen vergrabener Schatz. Bedeutungstechnisch zielt es darauf ab, das es schwer war oder auch noch immer ist, einen unbekannten Schatz zu finden. Gleichbedeutend auch mit „es ist eine Aufgabe nur schwer zu erfüllen“.
32. „Not am Mann“
Dieses Sprichwort stammt noch aus der Zeit, als im Krieg noch Mann gegen Mann gekämpft wurde, ohne Zielfernrohre oder sonstigem weitreichendem Schnickschnack. Man stand dem Gegner Auge in Auge gegenüber. Umso näher einem der Gegner stand, umso größer war auch die Gefahr für den Soldaten, so das dann „Not am Mann“ bestand. Auch heute herrscht noch unmittelbare Gefahr, wenn man sich der Nutzung dieses Sprichwortes hingibt. Z.B. wenn in einer Firma viele Personen gleichzeitig in den Krankenstand gehen. Aber auch wenn bei einem Feuer zuwenige Feuerwehrleute anwesend sind.
33. „etwas in petto haben“
Wer etwas „in petto“ hat, der hat Pläne, die er noch geheim hält. Diese Redensart stammt bereits aus dem Mittelalter und galt ganz besonders dem Herz als Zentrum der Gedanken und Gefühle. Der Spruch leitet sich ab vom lateinischen Wort „in pectorale“, also „in der Brust“. Gemeint ist damit „nicht ausgesprochen“ oder auch„geheim“. Im italienischen entstand daraus „in petto“ und im 18. Jahrhundert schließlich kam der Ausdruck auch ins deutschsprachige Wissen. Sprichwörtlich ist es also ein Geheimnis, das man sich in der Brust aufbewahrt.
34. „stehenden Fußes“
Diese Redewendung entstammt dem mittelalterlichem Gerichtswesen. Wurde ein Urteil gefällt, so musste sofort „stehenden Fußes“ gegen dieses Einspruch erhoben werden. Man konnte also nicht erstmal nach Hause gehen und sich die Sache in Ruhe überlegen. Geschieht also etwas „stehenden Fußes“, dann geschieht es sehr schnell und unmittelbar als Reaktion auf einen bestimmten Vorgang.
35. „sich verfranzen“
Diese Redewendung deutet auf verirren, verfahren und dergleichen hin. Laut einer Geschichte aus dem 2. Weltkrieg, soll sich eine zweiköpfige deutsche Stuka-Besatzung (Sturzkampfbomber Junkers Ju 87) während eines Feindfluges verflogen haben. Dies lag, der Geschichte nach, wohl am hinten sitzenden MG-Schützen, Beobachter und Navigator, welcher einfach nicht (gut genug) aufpasste! Dieser Navigator hieß mit Namen Franz. Als sie heile zurückkamen, ging schnell die Runde um, das sie haben sich verfranzt hätten! Und so hat es sich bis dann auch eingebürgert. So das „verfranzen“ zu einem Synonym für „verlaufen“ wurde.
36. „volle Breitseite verpassen“
Jemand der ungebremsten, schonungslosen Angriffs-Attacken ausgesetzt ist, bekommt bekanntermaßen die „volle Breitseite“. Dieses Sprichwort entstammt der Zeit der Kriegsmarine, als die Kanonen noch unter Deck aufgestellt waren. Eine „Breitseite“ bezeichnet das Abfeuern aller Geschütze auf der dem Gegner zugewandten Seite des Schiffes.
37. „einen Denkzettel bekommen“
Diese Redensart entwickelte sich aus dem „hansischen Recht“, dort kannte man im 15. Jahrhundert bereits einen „Gedenkzettel“. Dabei handelte es sich um eine schriftliche Mitteilung des Gerichtes, vergleichbar einer heutigen Vorladung. Mit der Zeit entwickelte sich daraus der allgemeine Begriff für eine „schriftliche Mitteilung. Auch wurde in den Jesuitenschulen den Schülern, welche irgendwelche schlechten Eigenschaften erkennen ließen, vom Lehrer mit einem „Denkzettel“ bedacht. Der Schüler musste den Zettel, auf welchem seine Fehler standen, ständig bei sich tragen. Meist gehören bis in die heutige Zeit, zu einem „Denkzettel bekommen“ auch das erfahren von körperlicher Gewalt.
38. „eine Fahrkarte schießen“
Diese Redewendung stammt von den Schützen. Diese bezeichnen einen Treffer, der die Zielscheibe ausserhalb der Ringe trifft mit „Fahrkarte schießen“. Denn zumeist siehts so aus, als wenn der Schaffner die Fahrkarte abgeknipst hätte.
39. „jemanden auf die Schliche kommen“
Dies alte Sprichwort stammt aus der Jägersprache. Ein guter Jäger kennt seinen Wald und damit auch die Schleichwege des Wildes, genannt „die Schliche“. Kommt also ein Jäger seinem Wild „auf die Schliche“ so hat er den versteckten Weg gefunden. Heute assoziiert man damit eher negative Eigenschaften, jemand plant ein Verbrechen, ein Kind raucht heimlich oder der Partner ist untreu … jedesmal kommt man dem jeweiligen Gegenüber „auf die Schliche“.
40. „die Sonne bringt es an den Tag“ oder „das ist doch sonnenklar“
Diese Redewendung stammt aus der Zeit der Germanen. Dort hatte die Sonne eine ungeheuer große Bedeutung Gerichtsverfahren. Nur zu Zeiten wo die Sonne schien wurde Gericht gehalten, wie die Sonne schien. Der Eid wurde, mit dem Gesicht zur Sonne abgelegt, damit dieser nichts verborgen blieb. Auch wurden so die Verhandlungen eröffnet. Mit der Zeit entstand so das bis heute gültige Sprichwort „die Sonne wird es an den Tag bringen“, in der Deutung von „etwas verstecktes, geheimes wird aufgedeckt“
41. „einen hinter die Binde gießen“
Die seit 1850 bekannte Redewendung ist nach der Halsbinde, welche in dieser Zeit von den angesagten Männern getragen werden musst benannt. Trank man nun Alkohol verschwand bei großen Schlucken der eine oder andere Tropfen in der Versenkung. Heute steht das Sprichwort „einen hinter die Binde gießen“ zumeist für „Frust-Trinken“ oder einem, zumindest geplanten exzessiven Alkohlgenusse.
42. „Schema F“
Diese Redewendung entstand aus den immer gleichen Abläufen beim preußischen Frontrapport, dieser wurde mit „F“ bezeichnet. „Schema F“ bedeutet also, nach dem im selben Muster bzw. ist immer alles gleich.
43. „arm wie eine Kirchenmaus“
In Kirchen gab es einst, wie auch heute noch, keine Vorratskammern. Denn der Pfarrer oder Kirchendiener wohnte immer schon im Pfarrhaus. Daher ist die ärmste aller Mäuse eben die Maus, die in der Kirche wohnt. Und auch heute noch, hat eine Person gar nicht, aber wirklich gar nichts, wenn sie „arm wie eine Kirchenmaus ist“.
44. „vor Neid platzen“ oder „der blasse Neid“
Eine bereits in der Antike bekannte Redewendung, welche auf die Fabel des Phaedrus zurück geht, nach der ein neidischer eitler Frosch, der so groß werden wollte wie ein Ochse, sich aufblies, bis er platzte. Im Mittelalter hat man die Vorstellung das sich der Neid im Spiegel schämte. Der Neid kann mit dem Menschen ganz komische oder grausame Dinge machen, meist kann man es der neidigen Person auch im Gesicht ablesen „das sie vor lauter Neid gleich platzt“. Auch können Menschen „aus dem blassen Neid heraus“, hinterrucks so über andere schimpfen, das einem „Augen und Ohren vergehen“ können.
45. „mit jemand Schindluder treiben“
Diese Redewendung geht auf die Kadaver toter Tiere, welche zum Abdecker gebracht wurden, damit dieser diese schunden konnte. Das Wort „schunden“ steht im Zusammenhang mit häuten, abhäuten. Die Redensart „mit jemanden Schindluder zu treiben“ meint also recht dramatisch, eine Person wie Aas zu behandeln, welchem die Haut abgezogen wird. Man spielt jemandem übel mit oder behandelt sie niederträchtig.
46. „die Flinte ins Korn werfen“
Bereits die Römer kannten eine Redewendung in der Art von “ hastam abijicere“ (= zu Deutsch „die Lanze wegwerfen“. Was damals, wie heute, hieß, das man die Hoffnung aufgab. Die Redensart „Die Flinte ins Korn werfen“ erschien erstmalig 1862 im Grimmschen Wörterbuch und deutete sich auf dei Gefahr welche ein Soldat mit Gewehr für den Feind darstellte. War die Lage aber aussichtslos geworden, warf man die Flinte in das zum Schlachtfeld gewordene Kornfeld und verbarg sie somit. So gab es, zumindest die theoretische Aussicht als harmloser Zivilist der Kriegsgefangenschaft zu entgehen.
47. „weder Fisch noch Fleisch“
Die Redensart kommt noch aus der Reformationszeit und meint die zu jener Zeit Wankelmütigen und Unentschlossenen. Da sich diese weder zum Katholizismus (wo Freitag`s Fischtag war) noch zum Protestantismus (Freitags kein Fleischverbot) bekannten. Und so deutet sich die Redewendung auf „nichts halbes“ und „nichts ganzes“, wenn Personen sich nicht entscheiden können.
48. „die Feuertaufe erhalten“
Die erhält der Soldat, der im Krieg das erste Mal im feindlichen Feuer steht. Danach weiß er „worum es geht“, so wie es sprichwörtlich bis heute mit dieser Bedeutung geblieben ist.
49. „Tohuwabohu“
Das Wort „Tohu wa bohu“ kommt aus dem Hebräischen und wird in der Bibel gleich am Anfang in der Schöpfungsgeschichte erwähnt. Im 1. Buch Mose (1,2) steht in der übersetzten Version: „Und die Erde war wüst und leer“. In der hebräischen Fassung steht an der Stelle Tohuwabohu, was deutschsprachig, wörtlich übersetzt so viel wie „Finsternis“ oder „Abgrund“ bedeutet. Ursprünglich beschrieb „Tohuwabohu“ den Zustand der Erde, noch vor Beginn der Schöpfung. Heute setzt man es mit einem kräftigen „Durcheinander“ gleich.
50. „sich etwas hinter die Ohren schreiben“
Auch diese Redewendung entstammt unserer Zeit im Mittelalter. Denn da konnte so gut wie keine Person lesen, geschweige denn schreiben. Verträge mussten aber trotzdem auch damals schon abgeschlossen werden. Häufig ging es dabei um Grenzziehungen von Grundstücken. Damit diese mündlichen Verträge später auch vor Gericht Bestand hatten, waren Zeugen nötig. Als „Erinnerungshilfe“ wurden diese Zeugen an den Ohren gezogen oder sogar geohrfeigt. Denn was mit Schmerzen verbunden ist, merkt sich auch der Mensch meist besonders gut. Heute schreibt man sich zwar keine Verträge mehr hinter die Ohren, aber nach einem ordentlichen „zusammenschiß“ kann es schon mal vorkommen das man diese Redewendung im eigenen Zusammenhang hört, „man solle sich doch den Ärger (zum Merken) hinter die Ohren schreiben“.
51. „immer der Nase nach“
Genaugenommen eine sehr anrüchige Redewendung. „Immer der Nase nach“ wurde den Händlern und Gauklern des Mittelalters auf den Weg mitgegeben, wenn man diese zur nächstgelegen Burg und dem dazugehörigen Markt schickte. Da die Fäkalien damals einfach in den Burgraben entleert wurden, konnten sie die Festung aufgrund des Gestankes auch schnell finden. Heute findet sich dies Sprichwort sogar etwas gehoben wieder, indem man dem Suchenden sagt, dass das Gesuchte sowieso gefunden werden wird und man das ganze auch gar nicht übersehen kann.
52. „08/15“
„null-acht-fuffzehn“ ein sprachlicher Ausdruck für sinnlosen Schematismus, verbreitet durch die Roman- und Filmtrilogie „08/15“ von H.H. Kirst im Jahre 1954. Gemeint war damit der 1908 und 1915 verbesserte Maschinengewehr-Typ, dann übertragen auf den Drill an diesem Gewehr und soldatische Ausbildung überhaupt. Das Maschinengewehr 08/15 war das Standard-MG der deutschen Truppen im Ersten Weltkrieg. Jeder Soldat wurde damit ausführlich gedrillt, bis er alle Einzelteile in- und auswendig kannte. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Begriff für veraltete Massenware und überhaupt alles, mit dem man sich bis zum Überdruss beschäftigen musste, gebräuchlich. 08/15 wurde so zu einem bis heute bekannten Synonym für Standard. Mittlerweile sogar schon ins negative abgewandelt, indem man das Ganze mit „einfachem“ und/oder „billigem“ Standard gleichsetzt.
53. „abblitzen lassen“
Diese Redewendung entstand durch die ersten Gewehre, wo zum Laden die Kugel in den Lauf gestopft wurde und man das Schießpulver in eine Pfanne schüttete. Blitzte beim Betätigen des Abzugs das Pulver ab, so ging der eigentliche Schuss gar nicht erst los und die Kugel verblieb im Lauf. Man hatte den Schuss also abblitzen lassen. Im Gefecht konnte das ein einmaliges, aber zumeist tödliches Missgeschick sein. Heute lässt man zumeist Personen, welche Interesse an persönlichen, zwischenmenschlichen Dingen zeigen „abblitzen, falls diese als nicht angemessen oder interessant genug empfunden werden. Siehe dazu auch Nr. 58 „jemandem einen Korb geben“.
54. „einen Zahn zulegen“
Das aus dem Mittelalter stammende Sprichwort deutet auf die großen Töpfe die in den Burgküchen an gezackten, einem Sägeblatt ähnliche Eisenschienen hingen. Mit Hilfe derer konnte man die Höhe der Töpfe über dem Feuer regulieren. Wenn man also einstmals „einen Zahn zulegte“, brachte man den Topf näher ans Feuer heran und die Speisen wurden schneller gar. Die Wendung stammt also aus der Küche, um zu signalisieren das, dass Essen zubereiten schneller wurde. „Schneller machen“ oder „zügiger vorankommen“ egal in welchem Lebensbereich steht heute für das Sprichwort „einen Zahn zulegen“
55. „unter aller Kanone“
Diese Redewendung entstammt der Schülersprache und ist eine scherzhafte Umdeutung des lateinischen „sub omni canone“ („unter aller Richtschnur“). Und hat somit rein gar nichts mit dem Militär zutun, den die Kanone leitet sich aus dem italienischen „canna“ ab, was soviel wie „Rohr“ bedeuet. Belegt ist die Wendung seit dem 19. Jahrhundert. Mit dieser Redensart wird darauf hingewiesen, das etwas nicht den Ansehen entspricht, unter der Würde einer Person und somit unerwünscht ist.
56. „da beißt die Maus keinen Faden ab“
Bei dieser Redensart konkurrieren zwei Herkunfts-Möglichkeiten. Die eine beruft sich auf den 17. März, den Tag der heiligen Gertrud, die im Mittelalter vor allem zur Abwehr von Ratten- und Mäuseplagen angerufen wurde. Zu jenem Datum stellten die Bauern die Winterarbeiten ein und begannen mit Feldbestellung und Gartenarbeit. Wenn am „Gertruden-Tag“ noch gesponnen wurde, so behauptete man, werde der Flachs von den Mäusen zerfressen, oder „der Faden abgebissen“. Die Wendung soll schon im 14. Jahrhundert in Gebrauch gestanden haben. Die andere Variante vermutet, das es sich um eine Art Versicherung eines Schneiders gegenüber dem Kunden handelte. Welcher damit sagen wollte der Stoff bei ihm sicher sei. Heute deutet dies Sprichwort darauf, das man von etwas nix abbekommt bzw. nix davon hergibt. Und sich von seiner Meinung auch nicht abbringen lässt.
57. „das geht auf keine Kuhhaut“
Das Sprichwort „das geht auf keine Kuhhaut“ beudeutet soviel wie das passt auf kein, noch so großes Pergament. Lange bevor das Papier im 13. Jahrhundert, dank der ersten europäischen Papiermühlen seinen Siegeszug antrat, wurde auf Pergament geschrieben. Und dieses stellte man standardmäßig aus Schafs- oder Kalbshäuten her. Zu jener Zeit glaubten die Menschen auch noch daran, das der Teufel ihre Sünden niederschreiben würde. War man ein richtiger Bösewicht, so brauchte der Teufel schon eine Kuhhaut, um alle Schandtaten aufzuschreiben zu können. Wurde selbst diese zu klein, war der Mensch ein echter Schurke. Und dessen, zu viele Sünden, gingen dann „auf keine Kuhhaut“ mehr drauf. Der erste Beleg für die Redewendung sind die „sermones vulgares“ von Jaques de Vitry (noch vor 1240). Eines derer Sprichwörter welche sich der Bedeutung nach, bis heute erhalten haben.
58. „jemandem einen Korb geben“
Zu dieser Redensart gibt es mehrere Varianten. Die erstere erzählt von einem alten volkstümlichen Motiv, demnach der Freier in einem Korb, der aus dem Fenster der Angebeteten heruntergelassen wurde, hinaufgezogen ward. War der Freier aber unerwünscht, so wurde ein Korb mit lockerem Boden heruntergelassen. Dieser brach unter dem Gewicht des Freiers durch. Die zweitere Variante der Abweisung bestand darin, den Korb mit dem Freier auf halber Höhe des Hauses „hängen zu lassen“. Heute lässt man ungeliebte Freier zwar lieber „abblitzen“, aber selbst dieser Begriff hatte ursprüngliche eine ganz andere Bedeutung (siehe Nr. 53). Ob aber die einst, die fürwahr teils sehr resoluten Damen, die noch stattlicheren Männlein an einem Seil nach oben ziehen konnten, wird wohl kaum festgestellt werden können. Möglicherweise hat sie ihm aber auch einen Korb mit der Wegzehrung gegeben, damit er wieder unerwünscht von dannen ziehen kann. Somit wären wir auch wieder bei „er hat einen Korb gekriegt“. Auch heute noch wird dieses Sprichwort gern angewendet, wenn jemand unerwünscht und/oder weg gewiesen wird.
59. „du, mein lieber Scholli“
Diese Redewendung ist, wie so viele andere nicht eindeutig zuweisbar. Zum einen könnte diese Anrede aus den benachbarten Gebieten von Frankreich`s bzw. aus dem Rheinland stammen. Der liebe Scholli soll sich dort aus dem französischen Wort joli abgeleitet haben. „Joli“ heißt übersetzt soviel wie hübsch oder nett. „Deer Scholli“ ist also ein ganz ein besonders Hübscher. Andererseits gab es tatsächlich einen Herrn Ferdinand Joly (1765 -1823), welcher ein unstetes Vagabundenleben geführt haben und der Auslegung seines Namens, alle Ehre gemacht haben soll. „Ach, du mein lieber Scholli“ beschreibt auch heute noch Überraschung und Verwunderung, wie „was ist denn da wieder passiert“.
60. „Wolkenkuckucksheim“
Die Wendung „Wolkenkuckucksheim entstand bereits 414 v. Chr. unter der Feder des griechischen Schriftstellers Aristophanes. Er beschreibt in der Komödie „Die Vögel“ eine Traumstadt der Freiheit, des Reichtums und des Genusses. Vögel haben sie in die Luft gebaut, fernab der bösen Welt. Der Philosoph Arthur Schopenhauer übersetzte 1814 erstmals das griechische „nephelokokkygia“ mit Wolkenkuckucksheim und prägte so einen deutschsprachigen Begriff dafür.
61. „sich verzetteln“
Das Sprichwort „sich verzetteln“ stammt von dem althochdeutschen „zetten“ ab, so viel wie „ausbreiten, verstreuen“ bedeutete. Daraus entstand im Lauf der Zeit „verzetteln“ im Sinne von nutzlos ausbreiten. Das Verb hat aber nichts mit dem Zettel zu tun, den wir verwenden, um darauf Notizen zu machen. Dieses Wort kommt vielmehr von dem mittellateinischen „cedula“. Es gelangte als „Zeddel“ Anfang des 14. Jahrhunderts ins deutschsprachige. Heute „verzettelt man sich“ nur noch sprachlich, wenn man verschieden Punkte durcheinander bringt.
62. „geh hin wo der Pfeffer wächst?“
Diese Redewendung ist bereits seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Pfeffer wurde im Mittelalter als exotisches Gewürz gehandelt (siehe auch Sprichwort Nr. 63) und war vor allem wegen seiner langen Transportwege sehr kostbar und teuer, denn Pfeffer kam aus Indien. Für damalige Verhältnisse unvorstellbar weit entfernt. Genau das Richtige um unbeliebte Personen, sprichwörtlich weit weg zu schicken.
63. „da liegt der Hase im Pfeffer begraben“
Dieses Sprichwort deutet auf einen Hasen der die schönste Zeit seines Lebens schon hinter sich hat, da das arme Tier bereits „mausetot“ ist. Es handelt sich hierbei nämlich um eine kulinarische Delikatesse, die vor allem im Mittelalter beliebt war. Pfeffer war damals eine mehr als heiß begehrte Handelsware und verfeinerte vor allem Fleischspeisen. Die Gewürzbrühe, in die das Fleisch eingelegt wurde, nannte man sogar „Pfeffer“. Der Hase im Pfeffer ist also ein Hasenbraten, der in einer kräftigen Pfeffersoße zubereitet wird.
64. „Splitternackt sein“
Den Ursprung hat die Redensart wohl in „splinternackt“, obwohl man bereits im 15. Jahrhundert „splitternaket“ für das nackig sein, kannte. „Splint“ ist die Faser- bzw. Bastschicht, die zwischen der Rinde und dem Stammholz eines Baumes liegt. Daher wohl auch die (Sonder-)Form „splitterfasernackt“. Ein Stamm ist erst dann nackt, wenn neben der Rinde auch der Splint entfernt wurde. „Splinternackt“ bedeutet demnach also, nackt bis unter den Splint zu sein, also ausgezogen bis aufs Holz.
65. „sich verhaspeln“
Einst wurde auf dem Spinnrad aus unbearbeiteter Wolle Garn gesponnen und dieses auf einer „Haspel“ aufgerollt. Verlor man nun beim Aufrollen den Faden, so hat man sich „verhaspelt“. Man ist also mit der Arbeit „stecken“ oder „hängen“ geblieben. Heute „verhaspelt“ man sich, wenn man während eines Gesprächs „den Faden verliert“, also „hängen bleibt“.
66. „das sind mir alles böhmischen Dörfer!“
Einst lagen die echten böhmischen Dörfer in der historischen Region Böhmen in Mitteleuropa, was heute das westliche Tschechien bildet. Im 13. Jahrhundert siedelten viele Deutsche in die Dörfer dieser Region. Die Orte hatten jedoch oft fremdartige und nur sehr schwer auszusprechende slawischen Namen bekommen, wie zum Beispiel Pohnání. Deutsche Namen entwickelten sich dann erst langsam, für diese unbekannten und unverständlichen böhmische Dörfer.
67. „auf dem Holzweg sein“
Diese Redensart entstand durch den Transport abgeschlagener Holzstämme durch die Wälder, welche in dessen Böden tiefe Schneisen gruben. Diese Furchen können Spaziergänger aber leicht mit den normalen Wanderwegen verwechseln. Nun enden diese Holzwege jedoch oft abrupt an der Stelle, an der der Baum geschlagen wurde. Heute nimmt man dieses Szenario eher imaginär und meint einen falschen Gedankengang dem jemand folgt. Dieser ist dem entsprechend auf dem Holzweg und rennt einem Irrtum hinterher.
68. „jemand etwas abknöpfen“
Eine Person um Geld oder andere Wertgegenstände erleichtern, dies deutet dieses Sprichwort. Reiche Herren trugen früher des öfteren goldene oder silberne Knöpfe, manchmal auch Münzen oder Medaillen, an ihren Röcken. Ab und an schenkten diese Herren solche Knöpfe ihren Untertanen, welche ihnen dabei sprichwörtlich „etwas abknöpften“. Knöpft man heute jemanden was ab, ist dies eher verpönt und wird als unangenehm oder gar verbrecherisch angesehen.
69. „jemanden den Garaus machen“
Diese Redewendung ist aus dem Hauptwort „Garaus“ entstanden, welches sich aus „gar aus“ im Sinne von „ganz aus“ ableitet. „Gar aus!“ war einst der Ruf, mit dem in den meisten süddeutschen Städten die Polizeistunde ausgerufen wurde. Es wurde also hauptsächlich verwendet um etwas zu beenden, genauso wie heute auch noch, wobei es meist in seiner extremsten Deutung genutzt wird, wenn jemandem „das Leben genommen“ wird. Aber auch wenn man einem Räuber „das Handwerk legt“ macht man ihm damit „den Garaus“.
70. „alter Schwede!“
Die echten alten Schweden findet man nicht am Stammtisch, sondern an vorderster Front. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von Preußen, wollte nach dem Dreißigjährigen Krieg sein Heer auf Vordermann bringen. Seine eigenen Landsleute schienen ihm für diese Zwecke allerdings nicht passend. Und so holte er alte Schweden für sein Herr, aus welchem sich dann dieses Sprichwort entwickelte. Bedeutend mit „das gibts ja nicht“ oder „das ist aber heftig“ als Reaktion auf etwas sehr Überraschendes.
71. „einen Vogel haben“ oder „bei dir piepts wohl!?“
Diese Redensart deutet darauf hin, das der mit „einen Vogel haben“ angeredete bekanntlich „nicht bei Verstand sei“. Entstanden ist diese Redewendung aus dem altem Volksglauben das Geistesgestörte nicht nur behext, sondern in manchen Fällen auch Vögel in ihrem Kopf nisten ließen. Aus der selben Richtung entstand auch „Bei dir piepts wohl!?“.
72. „das sind mir ja ein paar Pappenheimer“
Dieses Sprichwort entstand durch das populäre Drama „Wallensteins Tod“ von Friedrich Schiller. Darin legte der Dichter dem Feldherrn Wallenstein das Zitat „Daran erkenn ich meine Pappenheimer“ in den Mund. Die „Pappenheimer“ sollen als besonders tapfere Gefolgsleute gegolten haben, da diese ihrem Herzog von Wallenstein trotz dessen Landesverrats die „Treue“ schworen. Heute steht die Redewendung „der paar Pappenheimer“ eher verniedlichend dafür das Kinder einen Blödsinn angestellt haben oder etwas unnötiges oder etwas nur gering problematisches durch bekannte Personen passiert ist.
73. „eine Eselsbrücke bauen“
Esel gelten im Volksmund als dumm und störrisch. Eigentlich nicht immer zu Recht, denn die Vierbeiner wissen ganz genau, was sie wollen und was nicht. So verabscheuen sie es zum Beispiel, nasse Hufe zu bekommen. Es ist daher zumeist absolut unmöglich, einen Fluss oder einen Bach mit einem Esel zu durchqueren. Ein Problem, denn vor Erfindung von Fahrrad und Auto nutzten die Menschen hauptsächlich Esel als Lastentiere und für den Transport ihres Hab und Guts. Mussten sie auf ihrem Weg einen Fluss passieren, wurden eigens für die störrischen Esel an schmalen Gewässerstellen Brücken gebaut, die so genannten Eselsbrücken. So eine Eselsbrücke war daher ursprünglich meist mit einem Umweg verbunden, der aber trotzdem ans Ziel führte. Heute werden Eselsbrücken hauptsächlich imaginär verwendet um sich Dinge besser einprägen zu können und die gemerkten Sachen dann auch wieder in Erinnerung rufen zu können, meist über einen gedanklichen Umweg.
74. „mit allen Wassern gewaschen“
Ursprünglich bezog sich diese Redewendung auf weit gereiste Seeleute, die schon mit dem Wasser vieler Meere in Berührung gekommen waren. Sie haben durch ihre langen Schifffahrten und den Besuch zahlreicher Länder ihre Lebenserfahrung im Vergleich aller anderen exorbitant steigern können. Und so beruft sich das Sprichwort auch darauf, das eine gerissen, gewitzte, beredete und/oder belesene Person zumeist „mit allen Wassern gewaschen ist“.
75. „Hinz und Kunz“
Da im Mittelalter die verbreitesten Vornamen Heinrich und Konrad waren, wurde aus diesen ein Synonym für „jeder und alle“. Was sich in deren Kurz- und Rufform Hinz und Kunz dann auch durchsetzte. Obwohl viele Herrscher und nochmehr angesehene Männer, zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert diesen Namen trugen.
76. „sein Fett weg bekommen“
Dieses Sprichwort entstand in den früheren Zeiten, das Familienoberhaupt nach Hausschlachtungen noch das Fleisch und Fett an alle Familienmitglieder verteilte. So sollte jeder genau das bekommen, was ihm auch zustand. Mit der Zeit wurde dieser Redensart aber der positive Sinn genommen und ins negative verändert. So das man, wenn man was anstellte, Mist gebaut hatte oder Blödsinn machte mit der Strafe auch „sein Fett abbekam“. Also den rechten und genauen Ärger (bzw. Schimpfe) für die begangene Tat.
77. „Hänseln“ oder „Sekkieren“
Diese Redensart wir vom Aufnahmeritual der künftige Hansekaufleute abgeleitet. Dieses war ziemlich drastisch und oft peinlich, wodurch es bald schon im Volksmund „Hänseln“ genannt wurde. „Hänseln“ steht heute für ärgern und (leichteres) Beleidigen, zu Österreich auch „sekkieren“ genannt.
78. „O Jemine! Herrje!“
Dieses Sprichwort entstand durch ein Ableitung aus dem zweiten Gebot der christlichen Bibel, welches da lautet: „Du sollst den Namen deines Herrn nicht missbrauchen.“. Aus Angst dieses Gebot zu verletzen, verkürzten gläubige Christen den Ausruf „O Jesu Domine“ welche die lateinische Anrede für „Herrn Jesus“ ist, auf „Herrje“ oder auch „O Jemine“. Es ist ein Ausruf, welcher auf (leichtes) Entsetzen oder unwillkommene Überraschung hinweist. Auch Mitleid lässt sich durch dieser Redewendung erahnen.
79. „über die Stränge schlagen“
Einer der in zu ausgelassener Stimmung ist und zu weit geht, schlägt zumeist durch sein Verhalten über die Stränge. Anhand dieses Sprichwortes wird diese Person mit unwilligen Kutschenpferden verglichen, welche des öfteren bocken und dabei über das Geschirr (= die Zugstränge) ausschlagen. Dieses Sprichwort ist deutet auf Übertreibung und Ignoranz der handelnden Person(en), indem keine Rücksicht auf andere genommen wird.
80. „jemanden das Wasser abgraben“
Mittelalterliche Burgen, deren Bau Jahrzehnte in Anspruch nehmen konnte, mit ihren Türmen, Zugbrücken oder massiven Toren, den Steinmauern und Burggräben und anderen Verteidigungs-Einrichtungen waren vor der Verbreitung von Kanonen und Mörsern nur schwer zu knacken. Oft ging das nur durch langwierige und somit kostspielige Belagerungen. Im Normalfall war es erfolgversprechender und lohnender, das Hinterland zu plündern, Beute zu machen und dadurch gleichzeitig die wirtschaftliche Grundlage des Gegners zu verheeren. Musste oder sollte aber eine Burg aus strategischen oder sonstigen Gründen eingenommen werden, erforderte das meist viel Zeit und Geld für Bezahlung der Soldaten, Verpflegung usw.. Simples Aushungern war auf der technischen und physischen Ebene zwar der schonendste Weg, verschlang aber mehr Zeit als das Erstürmen. Außerdem stieg mit der Dauer die Seuchengefahr auf Seiten der Belagerer. Kein Wunder also, das kluge Köpfe sich Gedanken über allerlei wunderliche Belagerungsgeräte machten. Einer der erfolgreichsten war der geniale Künstler und Universalgelehrte Leonardo da Vinci, was eigentlich schon in einem Widerspruch zum feinen Lächeln seiner berühmten Mona Lisa stehen sollte. Mit damals furchteinflössenden Fernwaffen wie den Katapulten konnte man zwar aus sicherer Entfernung Steine in Richtung gegnerische Burg schleudern und beachtliche Schäden anrichten, die teils meterdicken Mauern aber kaum flächendeckend durchbrechen. Effektiver, allerdings auch für die Angreifer gefährlicher, war der Sturmangriff mit Leitern, Belagerungstürmen, Rammen und ähnlichem Gerät, wenn das Gelände und die eigene Truppenstärke dies zuließen. Dabei war der meist metertiefe Wassergraben natürlich äußerst hinderlich. Mittels eines kleinen Kanals konnte man das Wasser ableiten und so der Burg das Wasser abgraben. Dem vorgelagerten Schutzring nahm auf diese Art aus dem Spiel. Gewonnen war damit allerdings noch gar nichts, zumindest aber ein erstes Hindernis aus dem Weg geräumt. Alternativ wird diese Redensart aber auch so erklärt, das ein Müller ruiniert war, wenn der Bach, der seine Wassermühle antrieb, umgeleitet wurde. Und so steht auch heute noch die Redenwendung „jemandem das Wasser abgraben“ dafür, das die Lebensgrundlage genommen wird.
81. „das Victory-Zeichen“
Dieses Sprichwort soll sich, angeblich nicht vom englischen „Victory“ ableiten, sondern eher davon kommen, das die Franzosen gefangenen Langbogenschützen den Zeige- und Ringfinger abgeschnitten haben sollen. Die Bogenschützen sollen so „das Victory-Zeichen“ als eine provokante Geste genutzt haben um zu zeigen: „Schau, ich hab meine Finger noch und kann gleich auf euch losschießen“. Heute steht „das Victory-Zeichen“ für Frieden und/oder Willkommen sein.
82. „aus heiterem Himmel“
Diese Redewendung kommt aus dem militärischen. Wenn in früheren Kriegen „aus heiterem Himmel“ 100erte oder 1000ente Pfeile auf einen niederprasselten, so gab es für viele kein entkommen mehr. Den bei bestimmten Pfeiltypen war der Flug kaum zu hören und prasselte so total unvermutet auf seine Opfer darnieder. „Aus heiterem Himmel“beschreibt daher wenn man unvorbereitet und unverhofft überrascht oder überwältigt wird. Dies kann heute positive, wie auch negative Dinge umschließen.
83. „ist mir Schnuppe“
Dieses Sprichwort wurde von der „Schnuppe“ abgeleitet, als welche man das verkohlte Ende des Kerzendochts bezeichnet. Etwas absolut wertloses und uninteressantes. Die umgangssprachliche Redewendung „das einem etwas Schnuppe ist“ beschreibt mit dem Ausdruck der wertlosen Schnuppe etwas für einen persönlich völlig Unwichtiges. Weil auch das Säubern des Kerzendochtes dem Nase putzen ähnlich ist. Auch die Sternschnuppen kamen so zu ihrem Namen. Sie sind Gesteinsbrocken, die durch den Aufprall mit der Erdatmosphäre verglühen. Und damit eigentlich etwas völlig unwichtiges … bis die Raumfahrt und Forschung Sternschnuppen für sich entdeckte.
84. „jemanden zur Minna machen“
Zunächst einmal ist Minna ein eigenständiger Name. Man denke an Lessings „Minna von Barnhelm“. Des weiteren gilt Minna als Kurzform zu Wilhelmine, einem zu Zeiten der deutschen Kaiser Wilhelm I. und II. vor allem in Preußen weit verbreiteten Frauennamen. Der Einfachheit halber wurden in dieser Zeit viele Dienstmädchen Minna gerufen, ob sie nun tatsächlich Johanna, Dorothea oder sonstwie hießen, war völlig egal. Zugleich konnten so die Herrschaften der Bediensteten vor Augen führen, welchen Wert bzw. Stand sie in deren Augen hatte. Denn wer nicht einmal für würdig befunden wird, beim Taufnamen gerufen zu werden, hat einfach keinen Stand, gar keinen. Die Bezeichnung Minna war so verbreitet, das sich das Wort als Synonym für den Beruf des Dienstmädchens entwickelte. Das Leben der Minnas war oft alles andere als angenehm. Lange Arbeitszeiten (bis zu 16 Stunden), selbstverständlich auch nach und vor der Arbeit immer in Bereitschaft, kaum persönliche Freiräume, zudem ständig der Gefahr ausgesetzt, wegen Kleinigkeiten oder auch völlig grundlos von der Dienstherrin, manchmal auch dem Dienstherrn ordentlich zusammengestaucht zu werden. Letzteres geschah offensichtlich derart häufig, das „sich zur Minna machen“ als Sinnbild für scharfe Zurechtweisungen einbürgerte.
85. „ans Eingemachte gehen“
Bis vor etwa hundert Jahren gab es noch keine Kühlschränke und auch keine Supermärkte an jeder Ecke. Die Menschen begannen daher schon im Herbst, Gemüse, Fleisch und Obst einzumachen, also durch kochen haltbar zu machen. Wenn im Winter die frischen Lebensmittel aufgebraucht waren, gingen sie „ans Eingemachte“, also griffen zum Eingekochten in den Einmachgläsern. Heutzutage wird das Einmachen eher nur noch von den Älteren praktiziert, Konservendosen und Tiefkühltruhen haben das Einmachen weitestgehend ersetzt. Nur als Redewendung hat sich das Eingemachte bis heute gehalten. Den Beschreibt perfekt wenn etwas zuneige geht, die letzten Reserven aufgebraucht werden und es daher mit dem Versorgungsproblem ernst wird.
86. „jemanden ausstechen“
Bei einem ritterlichen Turnier konnte man seine Kontrahenten mit der Lanze aus dem Sattel stechen. Schaffte man das, so nahm man deren Platz in der Rangfolge ein. Auch heute ist man noch erfolgreich, wenn man es schafft „jemanden auszustechen“, z.B. mit seiner Firma einer anderen einen wichtigen Auftrag wegnehmen.
87. „dem bleibt der Bissen im Halse stecken“
Diese seit dem Mittelalter bekannte Redewendung kommt von sogenannten „Gottesurteilen“. Der Beschuldigte musste ein Stück trockenen Brotes oder harten Käses ohne Flüssigkeit hinunterschlucken. Gelang dies ohne Schwierigkeiten, so kam er frei. Blieb jedoch der Bissen im Halse stecken, so war die Person schuldig. Heute deutet man vor allem Gier mit dieser Redensart.
88. „Lunte riechen“
Mit der seit dem Ende des 18. Jahrhunderts bekannten Redewendung, meinte man den beißenden Geruch der Zündschnur, mit der die Geschütze abgefeuert wurden. Dieser Geruch verriet oft den Standort eines verborgenen Geschützes. Und so heißt es auch heute noch „Lunte riechen“ wenn man ein Versteck gefunden zu haben glaubt oder jemand der Meinung ist eine Verbrecherbande oder einem „Komplett“ auf „die Schliche gekommen“ zu sein.
89. „da stehste wie die Kuh vorm neuen Tor“
Diese Redewendung stammt von der frühen Benennung der Straßenbahnlinien mit Buchstaben. Das war auch in Berlin so. Und dort gab es auch eine Linie „Q“, welche die Strecke „das Neue Tor“ zu passieren hatte, dieser Abschnitt war aber eingleisig und so musste die Linie „Q“ häufig warten. Da man „Q“ meist wie „Kuh“ ausspricht war auch schon eine Redensart geboren.
90. „mit Fug und Recht“
Dieses Sprichwort leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort „vouc“ ab, was bedeutete „das etwas erlaubt ist“. Wir kennen es noch heute in „Befugnis“. Etwas was nicht erlaubt ist, ist „Unfug“. Bei „mit Fug und Recht“ hat man also nicht nur das Recht dies zu tun, sondern auch noch die Erlaubnis dazu.
91. „jemanden auf den Schlips treten“
Stammt vom niederdeutschen Wort „slip“ ab, was soviel wie „Hemdzipfel“ oder „Rockschoß“ bedeutete. Man kommt jemanden zu Nahe und verärgert diese Person dadurch. Aber auch mit falschen Behauptungen kann man wem „auf den Schlips treten“.
92. „etwas aus dem „ff“ beherrschen“
Die Redewendung hat wahrscheinlich ihren Ursprung im Mittelalter, als Schreiber Zitate aus den Pandekten (einer Sammlung altrömischer Rechtsgrundsätze als Grundlagen für das Corpus Juris) mit dem griechischen Buchstaben „Pi“ (p) kennzeichneten. Schreibt man das kleine Pi unsauber, indem man die vertikalen Striche über den horizontalen Balken hinauszieht, erscheint einem der Buchstabe wie ein „ff“. Noch Juristen des 16. Jahrhunderts zitierten die Pandekten mit „ff“. Aus dem „Effeff“ schöpfte der Jurist sein Wissen, es galt also als Quelle gesicherten Wissens. Aus dem „ff“ kann ich etwas ausgezeichnet, hervorragend und ohne Probleme.
93. „in die Bresche springen“
Dieses Sprichwort hat seinen Ursprung in dem französischen Wort „bruche“. Was soviel bedeutet wie, die vom Belagerer in die Festungsmauer geschlagene Lücke, die von den Belagerten gehalten, also verteidigt werden musste. War einer der Verteidiger gefallen, musste ein anderer seinen gefährlichen Platz einnehmen, also zu Deutsch „in die Bresche“ springen. Auch heute wird mit dieser Redewendung signalisiert das man wem zeitlich aushilft oder körperlich zur Seite steht.
94. „in die Brüche gehen“
Kommt ebenfalls aus dem Mittelalter und bedeutete zu derer Zeit bruch = Strafe. Es steht heute für kaputt gehen von Objekten oder Beziehungen. Früher bezog man es auf gefährliches Terrain in welches man musste, Sümpfe, Steinbrüche oder dergleichen, dabei musste man immer auch mit dem Tode rechnen.
95. „Torschlusspanik bekommen“
Auch diese Redewendung kommt aus längst vergangenen Tagen. Bis ins 19. Jahrhundert hinein mussten abends die Stadttore geschlossen werden, wer ausserhalb war, musste bis dahin in die Stadt zurückgekehrt sein und konnte dann leicht in Panik geraten, wenn er vor dem bereits verschlossenen Tore ankam. Dann hieß es in der Nacht draussen vor der Stadt auszuharren bis es hell wurde und zu hoffen, das keine Räuber oder Raubtiere vorbei kamen. Und auch heute hat man sprichwörtliche Angst etwas zu verpassen.
96. „auf den Leim gehen“
Der Begriff „auf den Leim gehen“ kommt aus der Fallen-Stellerei. Leim wurde auf einen Ast geschmiert. Setzte sich ein Vogel darauf, konnte er nicht mehr wegfliegen. Er war auf den Leim gegangen, in die Falle getappt. Dieses Sprichwort ist auch heute noch sehr bekannt.
97. „das geht aus wie das Hornberger Schießen“
Dieser Redewendung liegen verschiedene Entstehungs-Theorien zu Grunde. Allerdings konnte bisher keine bewiesen werden und so notieren wir hier nur die bekannteste. Und darüber das die Bürger von Hornberg im 16. Jahrhundert so oft Salutschüsse übten, bis das bei der echten Ankunft des Fürsten plötzlich keine Munition mehr übrig war und das Schießen nicht stattfinden konnte.
98. „mit Kind und Kegel“
Als Kegel wurdeneinst die unehelichen Kinder des Hausherren bezeichnet. Wenn man also mit Kind und Kegel wegfährt, nimmt man auch die unehelichen Kinder mit. Heute eine Wendung darauf, das Mann oder Frau „einfach alles“ einpackt und auf Ausflug oder Urlaub mitnimmt.
99. „für jemanden die Hand ins Feuer legen“
Diese Redewendung stammt von mittelalterlichen Gottesurteilen ab, bei denen der Angeklagte eine gewisse Zeitlang die Hand ins Feuer halten musste. Der Grad der entstandenen Verbrennung entsprach auch dem Grad des Verschuldens. Die Wunden wurdendanach sofort verbunden. Als unschuldig habe dann nur der gegolten, dessen Hand in kürzester Frist wiederhergestellt war. Heute legt man die Hand ins sprichwörtliche Feuer für Personen, denen man felsenfest vertraut und mit denen man bereits, zumeist Jahre, oder gar Jahrzehntelang verbunden ist.
100. „mehrere Eisen im Feuer haben“
Die Eisen um die es in dieser Redewendung geht, waren die Bügeleisen der Schneider. Diese wurden früher auf dem Herdfeuer erhitzt und dann wurde damit gebügelt bis sie wieder abgekühlt waren. Ein kluger Schneider hatte daher immer stets mehrere Eisen im Feuer, um ohne Pause weiterbügeln zu können. Auch heute noch zeugt diese Redewendung von der Weitsicht der handelnden Person, wenn z.B. für ein neues Firmengebäude mehrere Häuser angeschaut werden oder bei einem Pferderennen auf mehr als nur auf den Favoriten das Geld gesetzt wird.
101. “ der Gang nach Canossa“
Im Verlauf des Investiturstreits im 11.-12. Jahrhunderts, kam es zur Verhängung des Kirchenbanns über Kaiser Heinrich IV. durch den Papst. Um politischen Problemen im deutschen Reich zu entgehen , musste Heinrich zu Papst Gregor dem VII. auf die italienische Burg Canossa pilgern und Unterwürfigkeit heucheln. Der „Gang nach Canossa“ ist sprichwörtlich für einen schweren Gang oder Bittgang geworden. Auf diese Art und Weise entging der deutsche Kaiser aber seiner Absetzung.
102. „als Prügelknabe herhalten“
An jungen Edelleuten durfte früher die an sich verdiente Prügelstrafe nicht vollzogen werden. An ihrer Stelle mussten arme Kinder, die für diesen Zweck bei den Edelsleuten „gehalten“ wurden, die Schläge auf sich nehmen. Die wirklich Schuldigen mussten immerhin der Prozedur zusehen, die von Rechts wegen ihnen galt. Auch heute noch bezieht man den Ärger oder die Strafe anderer mit Aussage dieses Sprichwortes.
103. „ein X für ein U vormachen“
Da die Wirte die Schulden ihrer Kunden mit Kreidestrichen in lateinischen Zahlen notierten, konnte aus einem V (lateinisch für die Zahl 5) mit zwei kleinen Strichen schnell ein X (lateinsich für die Zahl 10) gemacht werden. Wer sich kein X für ein U (vom „V“ abgeleitet“) vormachen lässt, hat also die Täuschung durchschaut und den Betrug des Wirtes erkannt.
104. „Tollpatsch“
Der Ausgang für die Redesart war das ungarische Wort „talp“ für Fuss/Fusssohle. Das Wort Tollpatsch kommt damit ursprünglich aus Ungarn. Die ungarischen Fußsoldaten des 17. Jahrhunderts trugen den Spitznamen „talpas“. Der bedeutet soviel wie „breitfüßig, und schwerfällig“. Sich oft verletzten, ungeschickt zu sein oder unbeholfen zu wirken, wird heute mit dieser Redewendung ausgedrückt.
105. „im Stich lassen“
Fiel einst ein Ritter bei einem Turnier vom Pferd, kam er aufgrund der schweren Rüstung nur mit Hilfe eines Knappen wieder hoch. War dieser zu faul und half Ihm nicht, ließ er seinen Herrn „im Stich“ des gegnerischen Schwertes. Dieses Sprichwort wird bis heute damit assoziiert, das jemand Hilfesuchender allein gelassen wird.
106. „jemanden um die Ecke bringen“
Die Schneide einer Waffe, wurde einst „Ecke“ genannt und daraus entstand dann auch die Redewendung. Wenn man also jemanden auf die andere Seite seines Schwertes brachte, so brachte man diesen zumeist um oder verletzte ihn sehr schwer. Auch heute steht das Sprichwort noch für „jemanden umbringen“.
107. „jemanden etwas anhängen“
Im mittelalterlichen Recht wurde dem Rechtsbrecher ein anschauliches Zeichen seines Vergehens um den Hals gehängt, dem Dieb z.B. der gestohlene Gegenstand oder Trinkern eine Flasche, zänkischen Weibern ein Besen und Buhlerinnen Steine von obszöner Gestalt. Das „zur Schaustellen“ mittels umgehängter Schilder, von oft auch zum Tode verurteilten, Verbrechern wird auch heute noch in einigen Ländern dieser Erde praktiziert. „Jemandem etwas anhängen“ wird aber auch gleichgesetzt, mit jemandem anderen die eigene Schuld zuzuschieben und so möglicherweise Straffrei zu bleiben.
108. „auf den Hund gekommen“
Im Mittelalter waren die Böden von Geldtruhen oft mit Tierbildern verziert oder mit Fellen ausgelegt, was für etwas mehr Ruhe sorgte. Meistens waren dies Hundebilder oder Hundefelle. Wenn man also den Grund der Truhe erreicht hatte, war man „auf den Hund gekommen“ und somit Pleite. In unserer heutigen Zeit steht die Redewendung ehr für „eine Neugier geweckt“ zu haben oder sich eben „plötzlich für Hunde zu interessieren“
109. „etwas aus dem Hut ziehen“
Ist eine Redensart, welche wohl von den Bogenschützen herstammt, die ihre Ersatz-Sehne für den Bogen unter der Kopfbedeckung (dem Hut) vor Regen geschützt verborgen halten. So deutet „etwas aus dem Hut ziehen (oder zaubern)“ auf einen großen Überraschungseffekt bzw. Zauberei hin, zumindest für die, die in eine Sache nicht involviert sind.
110. „nicht lange fackeln“
In den dunklen Tagen des Mittelalters war es üblich bei einem Angriff auf eine Burg auch Feuer zu verwenden, um z.B. das Haupttor anzuzünden oder „abzufackeln“. Jedoch war dieses Tor auch gleichzeitig einer der am best bewachten Orte einer Burg und so sagten die Soldaten, welche an den Pechnasen oder den Schießscharten über einem solchen Tor saßen oftmals: „der da unten fackelt nicht lange“. Eine andere Variante leitet „fackeln“ vom altdeutschen Wort „facken“ ab, was soviel wie „hin und her bewegen“ bedeutet. Aus „facken“ wurde dann mit der Zeit „fackeln“ was ebenso viel bedeutet wie „die offene Flamme der Fackel schwenkt hin und her“. Genutzt wird das Sprichwort aber eher um jemanden als „ungestüm“ oder auch „unüberlegt“ bzw. „impulsiv handelnd“ zu beschreiben.
111. „Pech gehabt!“
Wenn die Soldaten bei der Verteidigung ihrer Burg heißes Pech bzw. Teer durch die Pechnasen nach unten auf die Angreifer geschüttet hatten und trafen, hieß es bei Ihnen wohl oftmals schadenfroh: sieh mal, der hat „Pech gehabt“. Während heute „Pech gehabt“ zumeist schadenfroh für dümmliche Unfälle oder weil etwas verpasst wurde, angewendet wird, so man anno dazumal „Pech gehabt“ wohl eher mit dem Leben bezahlt.
112. „den Löffel abgeben“
Löffel gab es einstmals nicht für jedermann und schon gar nicht im Überfluss. Wenn nun der Älteste einer Familie starb, so bekam der Jüngste dessen Löffel. Der Älteste hatte also den Löffel abgegeben. Man ist gestorben oder hat zumindest die Kontrolle verloren.
113. „bis in die Puppen“
Mitte des 18.Jahrhunderts wurde der Große Stern im Berliner Tiergarten mit Statuen aus der antiken Götterwelt geschmückt. Diese Standbilder nannten die Berliner „Puppen.“ Aus der räumlichen Wendung, dem langen Spaziergang „bis in die Puppen“ wurde im Laufe der Zeit auch die zeitliche Ausdehnung. Wenn man also „bis in die Puppen“ gegangen ist, hat man schon ein ordentliches Stück des Weges zurückgelegt. Ein Synonym für alles zeitlich Weitreichende wie, wenn man z.B. als Kind abends „bis in die Puppen“ munter bleiben will.
114. „ins Bett steigen“
Die Erklärung zu diesem Sprichwort ist relativ einfach. Damals im Mittelalter, waren die Bettkästen nicht direkt auf den Boden, sondern etwas erhöht gebaut. Um also die Schlafstätte zu erreichen, musste man einige Stufen hoch „ins Bett steigen“. Der Grund für diese Bauweise war vermutlich die Kälte des Steinfußbodens. Die herrschaftlichen Betten verfügten meist auch über Vorhänge zum Zuziehen, damit die Wärme im Innern blieb sowie meist einen „Himmel“, damit man sich vor herabfallendem Getier schützen konnte, welches damals wohl in Massen an Decken und Wänden saß. Heute wird es allerdings zumeist für im Bett stattfindende zwischenmenschliche Beziehungen gemeint, da man zum Partner ins Bett steigt.
115. „in der Kreide stehen“
„Ich steh bei Dir in der Kreide“. Wer diese Redewendung nutzt der sagt, das er hat sich bei jemandem Geld geborgt hat und dieser es auch wiederhaben will. Das war im Mittelalter schon genauso wie heut zu Tage. Einst war die Kreidetafel im Lokal eine Art „Pranger“ für säumige Trinker. Wer gerne über den Durst trank und dann aber nicht zahlen konnte, dessen Namen und Schulden verewigte der Wirt mit Kreide auf einer Tafel. Das diente auch zur Einsicht für die anderen Gäste. Bis man seine Schulden nicht getilgt hatte, stand man somit in der Kreide.
116. „aus dem Stehgreif reden“
Um diese Redewedung einer Bestimmung zuführen zu könne muss man sich zunächst das Hauptwort „Stehgreif“ anschauen. Einstmals hieß das ganze „Steg-Reif“ und war als Bezeichnung für den heutigen Steigbügel beim Pferd in Verwendung. Hatte nun der Herold eine Nachricht zu verkünden, blieb er im Steg-Reif stehen, um dann schnell fortreiten zu können falls seine Bekanntmachung beim Volke nicht so gut ankam. Oder um eben schnell weiter ins nächste Dorf eilen zu können damit die Nachricht dort ebenso schnell ankommt. Daher steht „aus dem Steg-Reif reden“ in Verbindung mit schnell oder auswendig und ohne Zeit etwas zu erzählen.
117. „alles in Butter“
Auch die Redewendung “ alles wie (mit Butter) geschmiert gelaufen ist“ stammt aus dem Mittelalter. Wenn damals teuere Gläser aus Venetien über die Alpen transportiert werden mussten, blieb Bruch selten aus. Doch irgendwann hatten die Fuhrleute oder Kaufleute die entscheidende Idee. Sie legten die Gläser in große Fässer und gossen heiße, flüssige Butter dazu. Wurde diese fest, hielt Sie die Gläser an Ort und Stelle und dämpfte die Stöße der Kutsche. Selbst wenn ein Fass vom Wagen fiel, zerbrachen die Gläser nicht. Es war eben „alles in Butter“. Auch heute umschreibt man damit noch, das alles „super“ bzw. „in Ordnung“ ist. Und man sich keine Sorgen machen solle.
118. „in die Binsen gehen“
Diese Redewendung kommt aus der Jägersprache. Ein flüchtender Wasservogel rettet sich in die Binsen am Wasser, wo sie der Jagdhund nicht verfolgen kann. Er ist also, in eben jenen Binsen verloren gegangen.
119. „Haderlump“
Hadern sind die zerkleinerten Textilien, die man zur Herstellung von besonders wertvollem Papier benötigt. In der Frühzeit der Papierherstellung, als man noch keinen Zellstoff kannte, waren sie sogar die einzigen zur Verfügung stehenden Rohstoffe. Da man aber im Mittelalter nicht die Mengen Textilien besaß wie heute, wurden nur die alten Lumpen zur Papierherstellung abgegeben, die nun wirklich niemand mehr anziehen wollte. Normalerweise waren die dermaßen dreckig, oft war darin jemand gestorben, usw.. Nach der Pest erlebte auch aus diesem Grund die Papierherstellung in Europa eine Blüte. Die Frauen, die die Lumpen zerkleinern mussten, saßen auf einer Bank, auf der ein nach oben gestelltes Messer montiert war. An diesem Messer zerrissen sie den Stoff, bevor er gereinigt wurde. Da kann man sich vorstellen, was passierte, wenn sich eine der Frauen in den Finger geschnitten hat. Da man glaubte, das die Papierherstellung am besten mit kaltem Wasser funktioniert, fingen die Männer um 3 Uhr morgens an das Papier zu schöpfen. Dabei waren sie mit den ganzen Oberarmen im Wasser, so das Gischt und andere üble Krankheiten die Folge waren. Ein Haderlump ist also ein Lumpen der am Ende so hinüber ist, das man aus ihm Hadern herstellen darf. Er oder es ist also wirklich das Allerletzte.
120. „etwas anzetteln“
Dieses Redewendung stammt von dem Handwerk der Weber. Bevor man mit Weben beginnen kann, muss zuerst der Faden hergerichtet sein. Die Längsfäden bilden dabei den „Zettel“. Erst danach kann man mit der eigentlichen Arbeit anfangen. Während es also einst positiv bedacht war, so verwendet man das Sprichwort heute eher negativ. Wer „etwas anzettelt“ der stellt etwas Gemeines an oder plant mit weiteren Personen eine Straftat, ein Verbrechen oder auch einen fiesen Streich.
121. „keinen guten Faden an etwas lassen“
Der Weber hatte das Meisterstück des Gesellen nach „Strich und Faden“ zu prüfen, daher woraus und wie es gewebt war. Fiel das Urteil schlecht aus, ließ er „keinen guten Faden am Stoff“. Da der Weber dadurch aber Gewinnverluste hatte, bekam das auch sein Geselle zu hören und so steht dieses Sprichwort meist für einen „Anpfiff und ordentliche, mitunter persönliche Kritik“
122. „das kann kein Schwein lesen“
Das hat nichts mit Schweinen zu tun, sondern mit der Familie Swyn aus Dithmarschen zu Schleswig-Holstein. Deren Mitglieder waren angesehene und kluge Leute. Hatte selbst ein Swyn Probleme beim Entziffern eines Schriftstücks, so hieß es bei den Bauern: „Dat kann kein Swyn lesen“, woraus dann auch die Redewendung entstanden ist. Es ist also so unleserlich, das nicht einmal die Besten entziffern können.
123. „Schlitzohr“
esellen bestimmter Zünfte trugen einst als Zeichen ihrer Zugehörigkeit Ohrringe. Verstießen sie gegen die Regeln ihrer Zunft, benahmen sich also unzünftig, so wurde ihnen der Ohrring auf schmerzhafte Art, durch ausreisen, einfach aus dem Ohr entfernt. Die Ohrringe waren übrigens aus Gold, damit aus dem Erlös ein ordentliches Begräbnis bezahlt werden konnte. Eine weitere Erklärung besagt, das Bäcker, die zu kleine Brötchen gebacken hatten, mit dem Ohr an die Kirchentür genagelt wurden. Um sich zu befreien, mußten sie sich losreißen. Heute wird „Schlitzohr“ eher anerkennend verwendet, indem einer Person besondere Einfälle/Intelligenz bescheinigt werden, wenn diese eine schwierige Aktion überraschend erfolgreich gemeistert hat.
124. „auf Trab bringen“
In der Kavallerie bringt man das Pferd „auf Trab“. Das geschieht manchmal auch unter Verwendung von Peitsche und Sporen. Somit liegt der Sinn der Redewendung auf der Hand, indem man sich denken kann, das der angetriebene nicht unbedingt mit den nettesten Mitteln „auf Trab gebracht“ wird.
125. „unter aller Sau“
kommt aus dem Jiddischen: „seo“ = Maßstab. Es passt also irgendetwas so gar nicht zusammen. Z.B. schlechte Tischmanieren in einem 5* Restaurant.
126. „auf dem Präsentierteller sitzen“
Früher wurden auf dem Präsentierteller die Visitenkarten und Briefe von den Dienern, Dienstmädchen und Zofen den Herrschaften gebracht. Somit sind alle Blicke auf den gerichtet, der auf dem Präsentierteller sitzt.
127. „etwas aus dem Ärmel schütteln“
Die Kleidung im Mittelalter war sehr weit geschnitten, das galt auch für die Ärmel. So konnte man diese auch als Taschen benutzen, z.B. für Geld, Papiere und vieles anderes. Wenn man etwas brauchte, konnte man es daher ganz leicht aus dem Ärmel zum Vorschein bringen. Das mag dann wohl wie Zauberei ausgeschaut haben und hat sich so in die Köpfe der Menschen, als etwas überraschendes und unvorbereitetes, eingebrannt.
128. „treulose Tomate“
Der Vergleich eines unzuverlässigen Zeitgenossen mit dem Gemüse stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Es war ein Schimpfwort der Deutschen für die als unzuverlässig und treue-brüchig geltenden Italiener. Da in Italien große Mengen Tomaten angebaut und verzehrt wurden, identifizierte man die Italiener bald mit dem Gemüse. Heute wird eine Tomate zwar nicht mehr unbedingt mit Italien oder seinen Einwohnern in Verbindung gebracht, für Unzuverlässigkeit (zumeist in zwischenmenschlichen Beziehungen angewendet) steht das Sprichwort aber bis heute.
129. „der geht ran wie Blücher“
Wer die Redewendung „Der geht ran wie Blücher an der Katzbach“ zitiert, bezieht sich auf den Sieg Blüchers über die Franzosen an der Katzbach im Jahre 1813. Der volkstümliche Marschall Blücher war einer der beliebtesten Militärs. Beim Volk war er als „Marschall Vorwärts“ bekannt. Man bemüht sich, tritt forsch auf und lässt sich nicht aus der Bahn werfen.
130. „umgekehrt wird ein Schuh draus“
Herkunft: Im Mittelalter wurden Schuhe (im Gegensatz zu heute) auf links genäht. Sie mussten dann erst umgekrempelt werden, „damit ein Schuh daraus wurde“. Diese Redensart wurde erstmals 1745 erwähnt und bedeutet soviel wie, dass das Gegenteil richtig sei und es erst dann mit dem gesagten oder getanen zusammen passe.
131. „mit dem Klammerbeutel gepudert“
Als das Mehl noch in Wind- und Wassermühlen gemahlen wurde, siebte man es nach dem Mahlvorgang durch einen Beutel, um es von der Kleie zu trennen. Dazu wurde dieser Beutel kräftig hin- und hergerüttelt. Damit der Beutel bei der ganzen Rüttelei und Schüttelei auch blieb, wo er hingehörte, wurde dieser mit einer klammer-artigen Vorrichtung befestigt, von der das Sprichwort auch seinen Namen verdankt. War der Müller dumm genug, bei laufender Mühle den Mehlkasten zu öffnen, staubte es ihm so gehörig ins Gesicht, das er aussah, als hätte der Klammerbeutel ihn gepudert. Außerdem stieg durch den feinen Mehlstaub in der Luft die Gefahr einer Staubexplosion. Schön blöd also, wer auf solch eine Idee kam.
132. „3 Kreuze machen“
„Drei Kreuze machen“ kommt aus dem christlichen Brauchtum. Es bedeutet, das man sich mit dem Kreuzzeichen segnet, und bedankt das etwas Schlimmes vorübergegangen ist.
133. „auf Schusters Rappen“
Damit sind schwarze Schuhe, also die „Pferde“, die der Schuster verkauft, gemeint. Das Beste was der Schuster zu bieten hatte, das Beste was man bekommen konnte.
134. „rin in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“
Die Redensart kommt vom Militär. Im Manöver gab es des öfteren den Befehl auf einen Kartoffelacker vorzurücken. Dieser Befehl wurde aber zumeist zurückgenommen, um Flurschäden zu vermeiden. Daher in etwas reinstürzen um doch gleich eine 180° Grad Wendung zu vollziehen und das ganze zu beenden bevors richtig angefangen hätte.
135. „ein Stoppelhopser sein“
Der Begriff“Stoppelhopser“ kam um 1870 im Militär auf und bezeichnet einen Infanteristen. Manöver fanden gewöhnlich im Herbst statt, und zwar auf den abgeernteten, stoppeligen Feldern.
136. „kalte Füße bekommen“
Steigt man aus einem Vorhaben aus, weil einem plötzliche Bedenken beschleichen oder auf einmal Angst verspürt wird, so spricht man von „kalte Füße bekommen“. Der Spruch stammt aus der Welt der Kartenspieler. Glücks-Spielende fanden sich einst meist in dunklen, kalten Kellerräumen wieder. Wollte jemand aus dem laufenden Spiel aussteigen, nutzte er häufig seine „kalten Füße“ als willkommenen Vorwand: „Ich habe kalte Füße bekommen und muss mich einmal kurz aufwärmen“, konnte man dann zu hören bekommen. Man läuft vor etwas weg, weil man begonnen hat, an dem Erfolg der Aktion zu zweifeln und sich vor den möglichen Konsequenzen fürchtet.
137. „Holland in Not“
In den Niederlanden ist bereits im 16. Jahrhundert eine Redensart aufgetaucht, in der Menschen verspottet werden, die wegen einer Kleinigkeit ein großes Theater machen. Man sagte anno dazu damals: „Wenn den ein Floh beißt, dann ist Holland in Not.“ Das Sprichwort wird daher häufig verwendet, wenn sich jemand in großer Bedrängnis oder Gefahr fühlt, das er oder sie keinen Ausweg sieht/sehen. Aber Holland war tatsächlich auch immer gefährdet durch Deichbrüche oder feindliche Besatzungen. So ist aus der spöttischen Formulierung eine Redewendung geworden, die eine Notsituation beschreibt.
138. „wie aus der Pistole geschossen“
Während der Hussitenkriege im 15.Jahrhundert, verwendeten die Tschechen eine neuartige Waffe namens „pistal“, welche die Deutschen dort näher kennen lernten und die sich weiters, besonders im Nahkampf bewährte. Dadurch übernahmen die Deutschen auch den Namen der Pistole. Wenn also rasch und treffend entgegnet wird, so kommt das „wie aus der Pistole geschossen“. Gleichbedeutend mit „flugs“, „umgehend“ oder auch „promt“.
139. „das ist kalter Kaffee“
Eines der jüngeren Sprichwörter steht für Geschwätz bei dem nichts herauskommt. Genauso fad und langweilig, wie kalter abgestandener Kaffee.
140. „mit etwas hinter dem Berge halten“
Seit dem Dreißgjährigen Krieg kennt man die Taktik, Geschütze hinter natürlichen Deckungen wie Hügeln aufzustellen und sie dadurch im günstigen Moment einzusetzen zu können. Auch heute versteckt man noch etwas vor jemanden, was diese Person nicht wissen soll, wenn z. B. über einen Autounfall, einen Privatkonkurs oder eine Trennung geschwiegen wird.
141. „drakonische Strafe“
Harte Strafen werden nach dem griechischen Gesetzgeber Drakon benannt. Im 7. Jahrhundert vor Christus waren die von ihm verfassten Gesetze so streng, ja sogar grausam, so das Plutarch schrieb, sie seien „mit Blut und nicht mit Tinte geschrieben“. Heute bekannt mit übertrieben, extrem und für den begangenen Fehler unverhältnismäßig bestraft zu werden.
142. „das ist schon die halbe Miete“
Bauern lagerten einst die geernteten Rüben und andere dafür geeignete Früchte auf bestimmten Lagerplätzen neben dem Feld, den sogenannten Mieten. War also die „halbe Miete“ gefüllt, hatte er bereits die Hälfte der Ernte eingebracht. Und hatte so für eine besondere Leistung auch einen ordentlichen Lohn, den hier die monatlich zu zahlende Miete darstellen soll.
143. „an den Pranger stellen“ oder „angeprangert werden“
Zur Schande öffentlich zur Schau gestellt zu werden, das hat es im Mittelalter für Verbrecher oft geheißen. So wurden diese an einen Schandpfahl mit einem Halsring angekettet und für eine bestimmte Zeit bloßgestellt. Eine Schandtafel auf der die Missetat verzeichnet stand, wurde dem Täter dazu auch noch oft umgehängt. Das Wort „Pranger“ leitet sich vom alten Begriff „prangen“ = „drücken oder klemmen“ ab und bezieht sich auf das Halseisen. Auch heute werden Straftaten noch „angeprangert“. Sie werden daher, meist öffentlich, aus diskutiert.
144. „Bösewicht“
Setzt sich aus den zwei Begriffen „böse“ und „Wicht“ zusammen. Der „boese wiht“ war im Mittelalter ein hinterhältiges dämonisches Wesen, das man in einem Menschen mit schlechten Charakter zu erkennen meinte. Jemanden als Bösewicht zu beschimpfen, war damals ein ehrenrühriges Schimpfwort, auch wenn es heute eher belustigend klingt, da man mit einem Wicht eher ein kleines, scheues Wesen verbindet.
145. „Kinkerlitzchen“
Das für diese Redewendung genutzte Hauptwort „Kinker“ stammt aus dem Französischen „quincaille“ und bedeutet zu Deutsch“ Kurzwaren“, an dieses wurden noch die Verkleinerungssilben „-litz“ und „-chen“ angehängt. Kinkerlitzchen sind also eher unnötige Dinge, Kleinkram sozusagen. Und dies soll auch das Sprichwort betonen.
146. „ein Buch aufschlagen“
In der Frühzeit des Buchdrucks lieferte der Drucker nur den Buchblock. Um das wertvolle Werk zu schützen, wurde dieses zwischen zwei Deckel eingebunden. Die Deckel, meist aus Buche, wurden mit einem breiten Metallhaken zusammengehalten. Man legte das Buch auf den Tisch, drückte auf den Deckel und klappte dann den Haken beiseite. Schlug man aber einfach auf den Deckel, sprang das Buch meist von allein auf – deshalb schlägt man auch heute noch Bücher auf. Das „Buch“ selbst hat seinen Namen übrigens vom althochdeutschen Wort „buoh“, das wahrscheinlicherweise, ursprünglich die Runenzeichen benannte, die in Buchenstäbe – daher auch Buchstabe – geschnitzt wurden.
147. „das Heft in der Hand haben“
Jemand der eine unangreifbare Machtposition inne hat, „hat das Heft in der Hand“. Das hier gemeinte Heft ist der Griff des Schwertes „das Heft“. Dabei hat man über etwas die Macht, das Sagen.
148. „den Vogel abschießen“
Im Mittelalter entstand der Brauch des Vogelschießens, als die Männer einer Stadt zur Verteidigung dieser das Schießen üben mussten. Ende des 19. Jahrhunderts entstand die Variante für Kinder mit Luftgewehren oder Pfeil und Bogen. Dazu gilt es, einen aus mehreren Teilen bestehenden hölzernen Vogel von einer langen Stange herunterzuschießen. Wer den Vogel teilt oder den letzten Teil des Vogels abschießt, wird Schützenkönig und schießt buchstäblich „den Vogel ab.“ Der Brauch ist auch heutzutage noch verbreitet, wie beispielsweise in Teilen Schleswig-Holsteins oder des Münsterlandes. Das Sprichwort aber lässt sich positiv (erfolgreicher als gedacht zu sein, für extrem starke Leistungen gelobt zu werden), genauso wie negativ (etwas peinliches gemacht zu haben, heftigen Unmut erregen) verwenden.
149. „etwas auf dem Kasten haben“
„Etwas auf dem Kasten haben“ und somit besonders kluge oder gebildete Fähigkeiten zum Vorschein bringen. Diese Redewendung könnte aus dem Mittelalter stammen, als der Brustkasten und der Kopf (Hirnkasten) als leere Hüllen gesehen wurden und die es zu füllen galt. War der Hirnkasten gefüllt, galt man als klug, wenn nicht, als dumm. Und eine weitere Erklärung besagt, dass die Redensart sich entwickelte, als die Kinder früher keine Schultaschen wie heute, sondern Tornister aus Holz besaßen, auf deren Rückseite sich eine Tontafel befand. Die wurde in der Schule beschrieben und am Ende des Schultages „hatte man etwas auf dem Kasten“.
150. „wie ein Phönix aus der Asche erheben“
„Wie ein Phönix aus der Asche aufsteigen“ und sich dabei nach einer Niederlage wieder aufraffen und (zumeist unerwartet) wieder erholen, als alles verloren schien. Die Redewendung resultiert aus der Mythologie, die sich um den Vogel Phönix (von altägyptisch benu: „Der Wiedergeborene/Der neugeborene Sohn“; lateinisch phoenix) rankt. Das Fabelwesen gab es bereits in der ägyptischen Mythologie, in der Benu, zunächst in Form eines Reihers, alle paar hundert Jahre erscheint, in den ersten Sonnenstrahlen des Morgens verbrennt, um dann verjüngt aus seiner Asche wieder aufzuerstehen. Griechische und römische Autoren verbreiteten in der folgenden Zeit die Sage um den Phönix. Zum endgültigen Symbol der Unsterblichkeit wurde der Phönix dann in der Spätantike. Bei den Christen wurde er zum Sinnbild der Auferstehung. In den religiösen Dichtungen des Mittelalters ist dieses Motiv sehr weit verbreitet.
151. „etwas unter den Tisch fallen lassen“
Früher ließ man Knochen und andere unverdauliche Speisereste einfach „unter den Tisch fallen“, worüber sich dann die Haustiere freuten. Dies wurde irgendwann sprichwörtlich auf „unverdauliche“, also unangenehme Themen übertragen. So liegt etwas auf dem Tisch, was offen ausgesprochen wird, während man anderes, unangenehmes gerne „unter den Tisch fallen lässt“, oder sogar verschleiert und dabei „unter den Teppich kehrt“.
152. „Kohldampf schieben“
Die Redewendung „Kohldampf haben“ kommt aus dem Rotwelschen. Rotwelsch entwickelte sich früher aus mehreren Dialekten unter Gaunern und Landstreichern. Da standen die Worte Koll(er) und Dampf beide für „Hunger“, daraus entstand Kohldampf. Und aus scheffen, was sein oder machen heißt, wurde irgendwann schieben. Erst im 19. Jahrhundert hat sich diese Redensart in der Umgangssprache durchgesetzt und bedeutet heute, wie damals, sehr hungrig sein und starken Appetit zu haben. Es gibt aber auch noch einige andere Ausdrücke aus dieser Sprache, wie „Wache schieben“.
153. Hand und Fuß haben
Wenn etwas gut durchdacht und vertrauenswürdig ist, so ist es meist ein solides Vorhaben und hat dann „Hand und Fuß“. Diese Redensart entwickelte sich im Mittelalter. Ein intakter Körper hieß volle Belastbarkeit und Tauglichkeit. In dieser Zeit bedeutete das Abhacken eines der Gliedmaßen eine Einschränkung, wurde sogar die rechte Hand und der linke Fuß entfernt, bedeutete das die komplette Hilflosigkeit für einen Mann: Er konnte weder ein Pferd besteigen noch ein Schwert führen. Dementsprechend war dies oftmals eine schwerwiegendere Strafe als beispielsweise die Todesstrafe. Doch bereits ab dem 16. Jahrhundert setzte sich die Redewendung im Sinne der Tauglichkeit eines Unternehmens oder eines Vorhabens durch.
154. Das Geld zum Fenster hinauswerfen
Am alten Rathaus in Regensburg gibt es ein Fenster, in dem früher der Kaiser stand, um sich vom Volk auf dem heutigen Rathausplatz huldigen zu lassen. In diesem Rathaus fand 1663 bis 1806 der Immerwährende Reichstag statt und bezeichnete die Ständevertretung im Heiligen Römischen Reich. Von hier aus warf der Kaiser Münzen aus dem Fenster, für die Armen im Volk. Da es aber die Steuergelder der Bürger waren, sagten sie zu Recht: „Er wirft das (unser) Geld zum Fenster hinaus“. Daher vermutet man die Entstehung der Redensart in Regensburg aus dieser Zeit. Es soll beschreiben das man mit Geld nicht umgehen kann und es für sinnlose Dinge vergeudet. Allerdings soll schon Tahles von Milet, der 624-546 v.Chr. lebte, buchstäblich Geld aus dem Fenster geworfen haben, wenn auch über einer Jauchegrube. Er war zuvor selbst versehentlich ganz in Gedanken versunken hineingefallen und wurde von seinen Mitmenschen deshalb ausgelacht. Gedemütigt wollte er sie dazu bringen, selbst des Geldes wegen in die Grube zu springen.
155. „Perlen vor die Säue werfen“
Wenn „Perlen vor die Säue geworfen werden“ wird sprichwörtlich etwas sinnlos vergeudet, jemandem etwas zugebilligt, was man persönlich eigentlich als viel zu gut für diese Person hält oder ein wertvolles Ding dem angeboten, der unfähig ist, dies zu schätzen. Die Redewendung stammt aus der Bibel : „Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen.“ Aber warum gerade Säue? Warum ausgerechnet Perlen? Hunde und Schweine müssen als Sinnbild des Niederen und Unwürdigen herhalten, weil diese Tiere im jüdischen Glauben, im dem ja das Christentum verwurzelt ist, als unrein und Symbol des Heidnischen gelten. Die Perlen wurden auserwählt, weil sie schon immer für Reinheit, Schönheit und Reichtum stehen.
156. „Trittbrett-Fahrer“
Früher gab es an öffentlichen Verkehrsmitteln noch Trittbretter als Einstiegshilfe. Kurz vor Abfahrt stellten sich gern Schwarzfahrer darauf, die für die Fahrt nicht bezahlten und auf diese Weise umsonst mitfuhren. Sie bekamen also eine Leistung, für die sie nichts bezahlt oder nichts getan hatten. Die Trittbretter sind zwar heute nicht mehr verbreitet, die Trittbrett-Fahrer gibt es aber immer noch. Der Begriff ist vor allem aus der Kriminalität bekannt, bei der Verbrecher, die bereits geschehene Verbrechen und Vorhergehensweisen nachahmen, als Trittbrett-Fahrer bezeichnet werden. Sie also etwas bereits (erfolgreich) geschehenes nachahmen.
157. „die Trauben hängen zu hoch“
Die Redewendung „die Trauben hängen viel zu hoch“ entwickelte sich aus der Fabel des Dichters Äsop im 6. Jhd. vor Christi „Der Fuchs und die Trauben“. Darin versucht ein Fuchs vergeblich, an Weintrauben heranzukommen, die über ihm wachsen. Als er sie nicht erreichen kann, tut er so, als wolle er sie eh nicht. „Die sind mir sowieso noch viel zu sauer“, sagt er. Das kennen wir auch heute noch: Wenn wir etwas nicht haben oder erreichen können, tun wir so, als ob wir es nicht wollen bzw. brauchen. Die Verwendung dieses Sprichwortes ist seit dem 16. Jahrhundert belegt.
158. „der dicke Onkel“
Wahrscheinlich entstand der Ausdruck „der dicke Onkel“, für den großen Zehen, aus einem Missverständnis. Das französische Wort „ongle“ bedeutet „Zehennagel“. Wird das Wort mit deutscher Betonung ausgesprochen, hört es sich so ähnlich an wie „Onkel“. So entwickelte sich möglicherweise aus der großen Zehe, der dicke Onkel.
159. „das hat aber einen Bart“
„So einen Bart haben“ in der Bedeutung das etwas schon sehr alt ist und dadurch seine Wirkung verloren hat (z.B. ein altbekannter Witz). Diese Redensart gibt es seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Damals waren Vollbärte gerade aus der Mode gekommen und standen für etwas Altes, ziemlich Rückständiges. Erzählt also heute jemand einen Witz, bei dem gesagt wird „Der hat schon soooooo einen Bart“, ist der Witz bereits sehr alt bzw. schon so bekannt, das er gar nicht mehr lustig ist.
160. „jemandem etwas in die Schuhe schieben“
Jemandem etwas „in die Schuhe zu schieben“ war einmal ein alter Diebestrick. Früher gab es noch oft Schlafräume in Herbergen, die für mehrere Personen waren. Darunter war auch schnell mal ein Dieb, der die Gäste bestahl, besonders zu Zeiten der fahrenden Gesellen. Bemerkte jedoch mal einer den Diebstahl und veranlasste eine Durchsuchung, schob der Dieb schnell das Diebesgut in die Schuhe oder Kleider eines anderen und schob damit auch die Schuld auf ihn. Derer betroffenen Person wurden dann natürlich Schuldzuweisungen gegeben.
161. „reinen Tisch machen“
„Reinen Tisch machen“, die Entstehung dieser umgangssprachlichen Redewendung kommt von dem lateinischen Ausdruck tabula rasa („geglättete Tafel“, unbeschriebene Tafel – unbeschriebenes Blatt). Tabulae waren in der Antike Schreibtafeln, auf die man Zeichen ritzte. Da sie wachsüberzogen waren, konnte man sie nach leichtem Erwärmen oder Abziehen wieder zur tabula rasa machen, also in ein unbeschriebenes Blatt verwandeln. Schon frühe Persönlichkeiten schafften Metaphern für die Tabula. Aischylos etwa war der Meinung, dass sich die Erlebnisse „in die Tafeln der Sinne“ eingraben und Platon vergleicht das Gedächtnis mit einer Wachstafel. Heute schaffen wir etwas aus der Welt, sagen endlich die Wahrheit oder klären ein Missverständnis auf und sorgen so für ausgesprochene und klare Verhältnisse.
162. „jemandem Gas (Zunder) geben
Bei Zunder (davon kommt das Wort „zünden“) handelt es sich um leicht entzündlichen Baumschwamm, der vor Erfindung von Streichhölzern für das Entzünden von Feuer mit Hilfe von Feuersteinen oder Glut verwendet wurde. Gibt eine Person einer anderen Zunder, kann das mehrere Variationen aufweisen. Damit begonnen, dass jemand angefeuert oder extrem motiviert wird, beispielsweise bei einem Wettkampf, bis hin zu auflodernder Wut, die man an jemanden auslässt. Es gab einmal die Bezeichnung Zunderer oder Zundermann, denn das Sammeln von Zunder war früher ein eigener Beruf. Heute kritisiere ich zumeist jemanden mit dieser Redewendung.
163. „Hochmut kommt vor dem Fall“
Die Redensart stammt aus der Bibel und hieß in einer ersten Übersetzung „Stolzer Mut kommt vor dem Fall“. Den Selbstüberschätzung und Arroganz können zu schweren Unfällen führen, wenn man z. B. ungesichert vom Dach runterfällt.
164. „Blümchenkaffee“
Ein „Blümchenkaffee“ ist ein sehr dünn geratener Kaffee, bei dem man noch das am Grund der Kaffeetasse aufgemalte Blümchen gut erkennen kann. Die Bezeichnung für diese Redewendung ist auf die Meißener Porzellanmanufaktur zurückzuführen. Das Motiv entstand um 1815 und war in der Biedermeierzeit sehr beliebt. Wenn diese Blume am Boden durchscheint, ist das ein Zeichen darauf, dass der Kaffee besonders dünn aufgebrüht ist und man also nur einen Blümchenkaffee serviert bekommt. Der Ausdruck wurde in der feinen, bürgerlichen Gesellschaft abwertend als Zeichen von Geiz gebraucht, da ein Missverhältnis zwischen dem teuren Porzellan und dem sparsam verwendeten Kaffeepulver deutlich wurde.
165. „das Zünglein an der Waage“
Das „Zünglein“ war früher der kleine Zeiger an einer Waage, die besonders Apotheker benutzten. Die Waage hatte zwei Schalen, in denen in der einen der zu wiegende Gegenstand gelegt wurde, während in der anderen Schale ein Gegengewicht für die Balance der Waagschalen sorgte, so dass das Gewicht ermittelt werden konnte. Für ein präziseres Ergebnis war der Zeiger in der Mitte wischen den Schalen da, das Zünglein, das je nach Belastung nach links oder rechts ausschlug und in der Mitte verharrte, sobald das Gewicht in beiden Schalen exakt gleich war. So reichte für das Zünglein schon der kleinste Gewichtsunterschied, um auf der Skala den Ausschlag zu geben. Es kann also der kleinste Umstand den Ausschlag geben, die Entscheidung doch noch ändern, das Faktum dabei noch so unbedeutend sein.
166. „den Nagel auf den Kopf treffen“
„Den Nagel auf den Kopf treffen“ kommt aus dem Schießsport. Früher hat man in der Mitte der Zielscheibe einen Nagel zur Aufhängung angebracht. Traf der Schütze den Nagel und prallte der geschossene Pfeil davon ab, hatte er genau die Mitte und damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Heutzutage befindet sich statt des Nagels ein schwarzer Punkt in der Mitte, dadurch trifft man genau „ins Schwarze“. Als Ursprung der Redewendung wird oft die Komödie „Rudens“ (lat. „Schiffstau“) des römischen Dichters Plautus (254 – 184 v. Chr.) gesehen. Der schrieb „Rem acu tetigisti“ und heißt übersetzt „Du hast die Sache mit der Nadel berührt“. Dieser Ausspruch wiederum hat sich nicht im deutschen Sprachgebrauch durchgesetzt. Trifft man den Kern einer Sache, hat man heute den Nagel auf den Kopf getroffen. Einen Sachverhalt kann so treffend beschrieben werden. Mit der Redewendung lässt sich aber auch der Kern einer Sache oder etwas wesentliches, beschreiben.
167. „nur Bahnhof verstehen“
Ich „verstehe nur Bahnhof“ bedeutet nichts verstehen bzw. auch nichts verstehen wollen oder auf das angeschnittene Gesprächsthema überhaupt keine Lust haben. Aber auch etwas tatsächlich nicht begreifen oder verstehen zu können wird damit gemeint. Diese Redensart stammt aus dem Ersten Weltkrieg. Für die kriegsmüden Soldaten wurde der Bahnhof zum Symbol des Heimaturlaubs. Jedes Gespräch, das sich nicht auf Fronturlaub oder Heimat bezog, wurde mit dieser Redensart abgebrochen: „Sei still, ich versteh eh nur Bahnhof.“
168. „auf großem Fuße leben“
Man sagt, die Redensart „auf großem Fuß(e) leben“ kommt vom reichen und sehr angesehenen französischen Grafen von Anjou, der im Mittelalter lebte und eine große Geschwulst am Fuß hatte, durch das ihm die vornehmen Schuhe von damals nicht passten. Da er viel Geld hatte, ließ er sich von einem Schuster große, schnabelförmige Schuhe entwerfen, in denen er seine Füße verstecken konnte. Durch sein Ansehen wollten seine Mitbürger nun auch solche Schuhe haben, aber weil sie so lang waren, konnten sich nur die Wohlhabenden die Treter leisten und somit auf großem Fuße leben. Wenn jemand also besonders reich und mächtig war, konnte er das durch seine Schuhe zeigen: Sie waren besonders lang und spitz. Laut einer anderen Erklärung bezieht sich die Herkunft auf die Bedeutung von Fuß im Sinne von „Art des Seins“ aus dem 17. Jahrhundert und beschreibt so den großen Aufwand, der von jemandem betrieben wird. „Luxuriösität“ wird damit genauso in Verbindung gebracht, wie einen (zu) aufwendigen oder verschwenderischen Lebensstil zu führen.
169. „den kürzeren ziehen“
Früher gab es bei strittigen Rechtsfragen oft Verfahren zur Auslosung eines Urteils, wie das Würfeln oder das Abzählen der Knoten eines Gras- oder Strohhalms. Bei dieser Redensart haben streitende Parteien jeweils einen von mehreren Grashalmen gezogen, wobei die mit dem längeren Halm gewonnen und die Partei, die den Kürzeren zog, verloren hatte. Dieses Urteil wurde als Gottesurteil gesehen und akzeptiert. Im Mittelhochdeutschen wurde dieses Los „daz gräselin ziehen“ genannt. Auch Walther von der Vogelweide benutzte Halmknoten als Liebesprobe (Sie liebt mich, sie liebt mich nicht…“). Die Benutzung der Wendung im allgemeinen Sinn der Benachteiligung wird seit dem 16. Jahrhundert bezeugt. Heute sagt man dazu auch einfach „Pech gehabt“.
170. „jemandem den Laufpass geben“
Das Sprichwort „jemanden den Laufpass geben“ kommt aus dem Militärwesen des 18. Jahrhunderts. Da bekamen Soldaten den Laufpass ausgestellt, wenn sie aus dem Militärdienst austraten. Dieser Ausweis war wichtig, denn damit konnten sie belegen, rechtmäßig und mit Einvernehmen aus dem Dienst ausgeschieden und nicht etwa desertiert zu sein. Auch Dienstboten konnte man mit dem Laufpass drohen, denn dieser bedeutete die Kündigung und sollte sie zu höherem Arbeitseifer antreiben. Oder es drohte eben die Trennung und man wurde entlassen. Am liebsten um benutzt um auszudrücken das sich eine Beziehung, einseitig aufgelöst hat.
171. „abwarten und Tee trinken“
„Abwarten und Tee trinken“ gedulde dich und lenk dich ab. Vermutlich rührt diese Redewendung von der Mahnung an Kranke her, welche gebeten werdenGeduld zu haben und abzuwarten, bis die Krankheit ausgestanden ist. Neben der Bettruhe hilft dabei Tee trinken und eben abwarten. Der Ausspruch ist seit dem 19. Jahrhundert bekannt und soll auf eine Ermahnung zurückgehen, die ein damals bekannter Schafhirte und Kräuter-Heilkundiger mit dem Namen Heinrich Ast seinen ungeduldigen Patienten mit auf den Weg gegeben hat.
172. „jedes Wort auf die Goldwaage legen“
„Jedes Wort auf die Goldwaage legen“, dieses Sprichwort kommt von der Goldwaage, welche als besonders empfindliches Messinstrument gilt. Beim Handeln ist es also wichtig, dass die Waage die exakte Menge misst, damit Verkäufer und Käufer den genauen Preis feststellen können. „Du wägest dein Gold und Silber ein, warum wägest du nicht auch deine Worte auf der Goldwaage?“ Martin Luther wies folglich die Menschen darauf hin, verantwortungsvoller mit ihrer Wortwahl umzugehen. Dieser biblische Satz war entscheidend dafür, dass die Redensart der Goldwaage in die Umgangssprache einging. Heute benutzen wir die Redewendung, wenn wir der Meinung sind, dass jemand die Worte des Gesprächspartners viel zu ernst nimmt. Wenn der Angesprochene die Worte sehr genau nimmt, vielleicht sogar beleidigt ist, so wird man ihm im Nachhinein sagen: „Nun leg doch nicht jedes Wort auf die Goldwaage!“ Und übertreib es nicht mit der Bemessung des gesagten.
173. „zur Salzsäule erstarren“
Die Redewendung „zur Salzsäule erstarren“ hat ihren Ursprung im 1. Buch Mose 19,26, in dem die Flucht Lots und seiner Familie aus Sodom beschrieben wird. Die Städte Sodom und Gomorrha hatten durch ihre Lasterhaftigkeit Gottes Zorn erregt und dieser beschloss, sie mit Schwefel und Feuer zu vernichten. Um die wenigen Gerechten zu verschonen und sie nicht zusammen mit den Gottlosen verderben zu lassen, erlaubte er Lot, seiner Frau und seinen beiden Töchtern, durch Engel geführt die Stadt Sodom zu verlassen. Er befahl, nicht zu rasten und sich vor allem nicht nach der Stadt umzusehen. Kaum waren sie aus der Stadt, brach das Inferno aus – und Lots Frau sah sich um und erstarrte zur Salzsäule. Vielleicht verdanken wir also der weiblichen Neugier diese Redensart. Heute wird es genutzt um auszudrücken sprachlos und erschrocken zu sein. Vor lauter Entsetzen über diese schrecklich, schockierende Nachricht hab ich mich wie gelähmt gefühlt.
174. „das ist doch Kokolores“
„Kokolores“ kommt vom veralteten Wort „Kuckelöres“, was heute „Kikeriki“ heißt und so viel wie „Prahlerei“ oder „Geschwätz“ bedeutet. Man benutzt also die Redewendung „das ist doch Kokolores“ wenn sich das Gegenüber ordentlich aufplustert und prahlerisch herumkrakeelt um seinen wörtlichen Quatsch (Unsinn) besser dastehen zu lassen.
175. „jemandem Sand in die Augen streuen“
Jemandem Sand in die Augen streuen – Ich täusche jemanden oder mache ihm etwas vor indem ich ihn irreführe oder falsche Tatsachen vorspiele. Ich streue meinem Gegenüber sprichwörtlich „Sand in die Augen“. Schon in der Antike wurde diese Redewendung benutzt. Eine Erklärung stammt aus dem 18. Jahrhundert, wo die Gegner beim Ringen, Fechten oder anderen Zweikämpfen dem anderen Sand oder Schmutz in die Augen warfen oder vom Boden aufwirbelten, so dass diese nichts mehr sahen und so leichter besiegt werden konnten. Auch bei Gladiatorenkämpfen oder bei den antiken Olympischen Spielen fand diese Redensart Anwendung, wenn die vordersten Wagen so viel Staub aufwirbelten, dass die hinteren Mitstreiter durch die entstehenden Staubwolken nicht mehr die Fahrbahn erkennen konnten. In sehr alten Zeitungsberichten wird von selbsternannten Wundermedizinern gesprochen, die „jemandem Sand in die Augen streuten“, indem sie mit sandartigen Wunderpulvern alle Arten von Augenleiden heilen wollten. Dass dies zu einer Verschlimmerung der Krankheit bis hin zur völligen Erblindung führte, wird man sich heute denken können.
176. „Morgenstund hat Gold im Mund“
Die „Morgenstund hat Gold im Mund“ was soviel besagt wie, dass sich frühes Aufstehen lohnt, da weil es sich am Morgen leichter arbeiten lässt und Frühaufsteher somit mehr erreichen. Es ist die wortgetreue Übersetzung des lateinischen Lehrbuchsatzes „aurora habet aurum in ore“. Dieser bezieht sich auf die personifizierte Morgenröte (aurora), die Gold im Mund und Gold im Haar trägt. In früherer Zeit wurde mit „Morgenstund hat Gold im Mund“ das zuerst in einem Brief des Erasmus von Rotterdam an seinen Schüler Christian Northoff nachgewiesene lateinische Sprichwort aurora musis amica (die Morgenstunde als die Freundin der Musen) wiedergegeben, das so viel heißt wie „Morgens studiert man am besten“.
177. „der Groschen ist gefallen“
„Der Groschen ist gefallen“ es wurde etwas, nach einiger Anstrengung endlich verstanden. Ein Groschen ist vergleichbar mit dem früheren 10-Pfennig-Stück. Dieser Groschen wurde benötigt, um Dinge wie Kaugummis, Briefmarken, Getränke oder Süßigkeiten aus Automaten zu bekommen. Erst wenn der Groschen (in den Automaten) gefallen war, erhielt man die Ware. Die Redensart vergleicht diesen Vorgang mit einem Menschen, der etwas nicht gleich versteht, bei dem der Groschen also noch nicht gefallen ist.
178. „sich die Hörner abstoßen“
Der Ursprung der Redewendung „sich die Hörner anstoßen“ liegt noch gar nicht so lange zurück. Er geht auf einen alten Studentenbrauch zurück, nach dem sich ein Studienanfänger als Bock verkleidet und sich zum Beispiel am Türrahmen die Hörner abstößt. Hörner stehen seit jeher als Symbol für triebhafte Stiere und Böcke, die als wild, triebhaft und unbeherrscht gelten. Nach dem bildhaften Abstoßen der Hörner wurde der Student erst für ernst genommen. Das Sprichwort steht also für ruhiger und besonnener werden, man hat sich ausgetobt und wird durch gelernte (Lebens-) Erfahrung gelassener.
179. „Geld stinkt nicht“
Das Sprichwort „Geld stinkt nicht“ geht auf den römischen Kaiser Titus Flavius Vespasian zurück, der von 69 bis 79 nach Christus regierte. Dieser ließ auf alles Mögliche Steuern erheben, so auch auf die damaligen Bedürfnisanstalten, so dass alle Bürger der Stadt bei jedem Toilettengang eine „Urinsteuer“ zahlen mussten. Vespasians Sohn missfiel diese Steuer und er warf dem Vater vor, dies sei unrechtmäßig eingenommenes Geld. Dieser hielt ihm das Geld unter die Nase und fragte ihn, ob es stinke. So entstanden auch die berühmten lateinischen Worte „pecunia non olet“; „Geld stinkt nicht“. Das Geld stank natürlich nicht und Vespasian wollte seinem Sohn damit deutlich machen, dass es egal sei, woher das Geld komme.
180. „freuen wie ein Schneekönig“
Die Entstehung dieser Redensart haben wir einem kleinen Singvogel zu verdanken, dem Zaunkönig, der nicht wie alle anderen Vögel im Winter in den Süden zieht, sondern auch bei Eiseskälte noch trällert, scheinbar, als freue er sich wie ein Schneekönig. Der Begriff Schneekönig kommt aus dem mitteldeutschen Raum.
181. „im Trüben fischen“
Die Redewendung „im Trüben fischen“ kommt aus dem Fischfang. Schon früher wurde beim Fangen von Aalen, die Erde im Wasser so aufgewühlt, dass das Wasser trüb wurde und die Fische bequem gegriffen werden konnten. Tatsächlich wurde die Redewendung bereits von Aristophanes angewendet und gelangte so bis ins Mittelalter. Seit dem 16. Jahrhundert als Redewendung und Sprichwort „im trüben Wasser ist gut fischen“ im Deutschen bezeugt. Bedeutet sich unklare, unsichere Verhältnisse zum eigenen Vorteil auszulegen und so nutzen zu können. Die zweite Bedeutung im Sinne von „sich in unbekanntem Terrain bewegen oder etwas in unbekannter Umgebung suchen“ hat sich erst in jüngerer Zeit herausgebildet.
182. „das ist keinen Pfifferling wert“
Wertlos zu sein heißt sprichwörtlich „keinen Pfifferling wert zu sein“. Der Pfifferling kommt in einigen Redewendungen vor. Keinen Pfifferling wert sein, auf etwas keinen Pfifferling geben, das kümmert mich einen Pfifferling! Früher kam der Speisepilz wohl in so großen Mengen vor, dass er so billig war, dass er schon fast wertlos war. Als Sinnbild des Wertlosen wird er schon seit dem 16. Jahrhundert gebraucht.
183. „die Kurve kratzen“
„Die Kurve kratzen“ in Bedeutung von „sich davon machen & verschwinden und dabei aus einer misslichen Lage befreien“. Wie so einige Redensarten stammt auch diese aus dem Mittelalter. Die Kutschen haben in den damals sehr engen Gassen beim Abbiegen oft an den Hausecken gekratzt. Die Bewohner ersannen unterschiedliche Methoden dagegen. In Thüringen zum Beispiel sieht man Steinblöcke, sogenannte Kratzsteine, die einen Schritt weit von der Hausecke entfernt in den Gehweg gerammt wurden. Manche halten den Ausdruck auch für eine Art Fahrweise bei einem Fahr- oder Motorrad, wenn ein Pedal die Straße berührt. Wieder andere meinen, die Redensart stammt aus dem Ski-Bereich, als man vor der Erfindung der Carving-Ski mit Hilfe eines Stocks lenkte, an dem an der Spitze ein Nagel angebracht war, mit dem man durch Kratzen auf der linken oder rechten Seite die Fahrtrichtung bestimmte.
184. „aus dem Schneider sein“
„Aus dem Schneider sein“, diese Redewendung kommt vom früheren Kartenspielen. „Schneider sein“ bedeutete damals, man hatte weniger als die Hälfte der Punkte, stand also gar nicht gut da. Als Schneider hatte man früher keinen angesehenen Beruf und stand so automatisch auf der Verliererseite und das übertrug sich so auf das Kartenspielen. Wer verlor, war Schneider. Wer aber „aus dem Schneider“ war, hatte mehr als die Hälfte der Punkte und lief somit nicht mehr Gefahr, viel (oder überhaupt) zu verlieren. Kann sich also jemand aus einer schwierigen Situation befreien, sagt man noch heute „der ist aus dem Schneider“ und er hat das Problem gelöst und die Schwierigkeiten hinter sich gelassen.
185. „aller guten Dinge sind drei“
„Aller guten Dinge sind drei“ ist die Redensart um 3. Wiederholung zu rechtfertigen und damit einen 3. Versucht zu erschleichen. Die Herkunft dieses Sprichwortes bezieht sich wohl auf das germanische und mittelalterliche Rechtswesen als die Zahl DREI eine große Bedeutung hatte. Germanische Volks- und Gerichtsversammlungen hießen Thing (Ding), die dreimal im Jahr abgehalten wurden. Ein Angeklagter wurde dreimal geladen, bevor er in seiner Abwesenheit verurteilt wurde.
186. „auch nur mit Wasser kochen“
Diese umgangssprachliche Redensart weist auf die Verhältnisse ärmerer Menschen hin. Besonders früher konnten es sich viele nicht leisten, mit Fleischbrühe oder gar Wein zu kochen. Sie nahmen ganz normales Wasser. Wenn man sich also selbst unzulänglich fühlt oder meint, andere könnten etwas besser oder sind etwas besonderes, kann man sich sagen das „andere auch nur mit Wasser kochen“. Sie sind dementsprechend mit den selben Mitteln und Methoden ausgestattet und vertraut und daher auch nicht besser als alle anderen.
187. „was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“
Die Redewendung „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“ deutet auf notwendige, meist sehr wichtige und manchmal auch recht unangenehme Aufgaben hin, welche sich lohnen gleich erledigt zu werden, weil später vielleicht die Gelegenheit nicht mehr besteht oder sich andere scheinbar wichtigere Dinge Priorität verschaffen und sich so auch die Summe aller Aufgaben oder Arbeiten immer weiter erhöht. Bis man dann mit der Erledigung nicht mehr hinterher kommt. Die Herkunft ist nicht geklärt. Möglicherweise stammt es aber aus Luthers Bibelübersetzung.
188. „jemandem die Leviten lesen“
Die Redensart „jemanden die Leviten lesen“ stammt aus dem Mittelalter. Laut dem Alten Testament war der Stamm der Leviten (nach ihrem Stammvater Levi benannt) für den Tempeldienst verantwortlich und dafür, dass alle Regeln und Gesetze eingehalten wurden. Niedergeschrieben sind diese ganzen Regeln auf das ausführlichste im 3. Buch Mose (lat. Leviticus). Man sagt, dass Bischof Chrodegang von Metz (715-766) der erste war, der durch das regelmäßige Lesen der Leviten seine Geistlichen zur Einhaltung der Vorschriften bringen wollte. Im 8. Jahrhundert hat der Bischof den Benediktinermönchen neben den üblichen Andachts- und Betübungen häufig Auszüge aus dem Levitikus vorgelesen, in denen vor allem Verhaltensregeln für die Geistlichen geschrieben standen. Nach diesen Lesungen folgten dann oft Mahn- und Strafpredigten. Im Mittelalter entstand der Brauch, den Geistlichen, die nicht so fromm und züchtig waren, aus diesem ellenlangen Werk vorzutragen, auf dass sie wieder Disziplin lernten. Daraus entstand die Redewendung „jemandem die Leviten lesen“, wenn man jemanden eine Strafpredigt hält, ihn schimpfen oder tadeln will. Auch werden so Personen zur Ordnung gerufen oder dem zu ermahnenden ins Gewissen geredet.
189. „den Bock zum Gärtner machen“
Das Sprichwort mit dem Vergleich des Ziegenbocks veranschaulicht sehr gut den Sinn hinter der Redewendung: Ein Ziegenbock pflegt nicht nur den Garten NICHT wie ein Gärtner (ist also denkbar ungeeignet für diese Aufgabe), sondern er würde ihn sogar verwüsten, da Ziegen dafür bekannt sind, Pflanzen nicht nur zu zertrampeln, sondern sie mitsamt den Wurzeln aufzufressen. So macht der „Bock“ eine Sache sogar noch schlimmer, anstatt behilflich zu sein. Und sollte daher nicht für eine ungeeignete Arbeit eingesetzt werden (z. B. ein Sträfling im Gefängnis ist sein eigener Wärter = Widerspruch).
190. „jemanden ins Bockshorn jagen“
Die Herkunft der Redewendung „sich nicht ins Bockshorn jagen lassen“ ist nicht eindeutig belegt. Es gibt literarische Belege aus dem 15. Jahrhundert, aber diese sind in der Bedeutung nicht einheitlich und man vermutet, dass die Bedeutung schon damals verloren gegangen ist. Daherwird vermutet das letztendlich die Texte von Luther dafür gesorgt haben, dass sich heute die Redensart „ins Bockshorn jagen“ durchgesetzt hat. Auf diese Art lässt es sich schön umschreiben, wenn jemand „eingeschüchtert“, „verunsichert“, „in die Enge getrieben“ oder „auf eine falsche Spur geführt“ wird.
191. „das Handtuch werfen“
Wenn ein Boxer kurz vor dem Knockout steht und der Kampf nicht mehr gewonnen werden kann, muss er und sein Trainerteam nicht bis zum bitteren Ende warten, sondern der Trainer kann als schnelles und eindeutiges Zeichen der Aufgabe das Handtuch in den Ring schmeißen. Dieses Werfen des Handtuches hat sich als Zeichen des Aufgebens im Sport durchgesetzt und wird heute als Sprichwort in fast allen Lebensbereichen verwendet. Auf diese Art gibt man einen Beruf auf, findet sich mit einer misslichen Niederlage ab oder strengt sich einfach nicht mehr länger für einen unwahrscheinlichen Erfolg an.
192. „über etwas mit Argusaugen wachen“
Die Redensart „über etwas mit Argusaugen wachen“ stammt aus der griechischen Mythologie. Auf Befehl der Göttin Hera, der Gattin des Göttervater`s Zeus, bewachte der Riese Argus Io, die in eine Kuh verwandelte Geliebte von Zeus, um Schäferstündchen zwischen ihnen zu verhindern. Der Riese Argus hatte hundert Augen, von denen immer ein Teil schlief und ein Teil wachte, so konnte er Io ständig im Auge behalten. Später wurde er vom Götterboten Hermes auf Geheiß von Zeus eingeschläfert und getötet. Seine hundert Augen überführte Hera in das Federkleid des Pfaus. Auch heute noch achtet man bei Misstrauen noch unermüdlich auf jemanden mit „Argusaugen“. Und lässt sie, ihn oder es nicht aus den Augen.
193. „da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt“
„Da wird der Hund in der Pfanne verrückt“ ist ein zumeist heftiger Ausdruck von freudiger oder auch verärgerter Überraschung und kann das geschehene nicht fassen. Vermutlich stammt dieser Ausspruch aus einer Geschichte von Till Eulenspiegel. Als dieser mal bei einem Bierbrauer arbeitete, dessen Hund „Hopf“ hieß, verlangte der Brauer, er möge Bier brauen und dabei ordentlich den Hopfen sieden. Eulenspiegel nahm ihn beim Wort und warf Hopf in die Braupfanne. Daraufhin jagte der Bierbrauer Till Eulenspiegel wütend vom Hof.
194. „mit jemandem Pferde stehlen können“
Mann oder auch Frau kann „mit jemandem Pferde stehlen“ wenn er oder sie sich auf jemanden hundertprozentig verlassen können. So wird mit dieser bevorzugten Person etwas außergewöhnlich Verrücktes gemacht. Dieses Sprichwort ist seit dem 17. Jahrhundert belegt. Früher wurden Pferde als kostbarer Besitz und wertvolle (Arbeits-)Tiere streng bewacht und Pferdediebe sehr hart bestraft. Wollte man also damals Pferde stehlen, brauchte man einen treuen und mutigen Freund, auf den man sich absolut verlassen konnte. Hat man heute einen Freund „zum Pferde stehlen“, beschreibt es jemanden, der verlässlich ist und dem man vollkommen vertraut.
195. „jemandem blauen Dunst vormachen“
Für die Entstehung der Redewendung „jemanden blauen Dunst vormachen“ sind die Zauberkünstler, die früher bei ihren Vorstellungen blauen Rauch aufsteigen ließen, um durch die vernebelte Sicht Handgriffe zu verbergen und ihre Tricks zu vertuschen, verantwortlich. Daher deutet dieses Sprichwort auch auf „jemanden täuschen“, „falsch darstellen“ oder gar auf „betrügen“ hin.
196. „die Nadel im Heuhaufen suchen“
„Die Nadel/Stecknadel im Heuhaufen suchen“ bedeutet das jemand etwas mit wenig Aussicht auf Erfolg sucht. Die Herkunft dieser Redensart ist nicht sicher. Belegt wird ihr Aufkommen seit dem 19. Jahrhundert, wahrscheinlich ist sie aber schon deutlich älter. Sucht man etwas, was fast unmöglich zu finden ist, gebraucht man diese Redewendung: dass etwas so schwer zu finden ist wie eine Nadel im Heuhaufen.
197. „Schmiere stehen“
Die Redensart „Schmiere stehen“ kommt aus dem Jiddischen („schimro“ bedeutet Wache, Bewachung, „HaSchomer“ Wächter). Sie ist mit dem hebräischen „schmiera“ über die Gaunersprache in die deutsche Umgangssprache gelangt. Angewandt wird das Sprichwort wenn man bei der Ausübung eines Streiches oder einer illegalen Straftat „Wache schiebt“. Also zu gut Deutsch aufpasst das niemand kommt bzw. das Alarm geschlagen wird wenn Gefahr droht und das mögliche Verbrechen auffliegt. Im Rahmen der Gesetzbücher nennt man das dan „Beihilfe“, was meist unter Strafe steht.
198. „etwas an die große Glocke hängen“
Wenn unsereins „etwas an die große Glocke hängt“, dann wird eine bisher geheime oder unbeachtete Sache öffentlich und indiskret herumerzählt und breitgetreten. Die Redewendung kommt aus der Zeit, als es noch keine modernen Kommunikationswege gab, da diente noch die Glocke der Kirche den Menschen (gerade auch in den ländlicheren Gebieten) als Ruf, dass es Neuigkeiten gab. Die Glocke war weithin hörbar und die Menschen wussten, dass etwas Wichtiges und Bedeutendes zu erfahren war. Im Mittelalter rief die Kirchenglocke auch zu Gerichtsverhandlungen, bei denen dann oft private Fehden ausgebreitet, aufgebauscht und ausgetragen wurden.
199. „in der Versenkung verschwinden“
„In der Versenkung verschwinden“ und einfach nicht mehr gesehen werden, das man spurlos verschwunden bzw. unauffindbar ist. Diese Redewendung entwickelte sich aus einem technischen Hilfsmittel der Bühnentechnik, mit dessen Hilfe etwas nach unten verschwinden kann. Diese Versenkung ist eine Art Plattform, die im Bühnenboden eingelassen ist, beliebig hoch- und heruntergefahren werden kann und über die Schauspieler die Bühne schlagartig oder dramatisch verlassen (also in der Versenkung verschwinden) oder auch betreten können.
200. „es zieht wie Hechtsuppe“
Zudem gibt es verschiedene Meinung über Herkunft und Entstehung dieser Redewendung. Manche vertreten die Ansicht, dass sich „es zieht wie Hechtsuppe“ aus dem Eindeutschen einer jiddischen Wendung (hech: wie, supha: starker Wind/Sturm) entwickelt hat. Diese Möglichkeit steht auch im Duden beschrieben, jedoch konnte sie von Sprachwissenschaftlern bisher nicht nachgewiesen werden. Alternativ bezieht sich die zweite Variante auf die Hechtsuppe, die dank Pfeffer und Meerrettich sehr scharf ist. Die Verwendung der Redensart ist für Preußen nachgewiesen worden, aber heute nicht mehr üblich. Eine Gemeinsamkeit könnte sein, dass durch die Gewürze der Genuss einer Hechtsuppe im Mund genauso „zieht“ wie ein kalter Luftzug. Aber überzeugen tut diese Variante nicht so wirklich. Eine weitere Theorie besteht darin, dass Fischsuppe allgemein zum Entfalten des vollen Geschmacks sehr lange „ziehen“ muss, dies gilt besonders für Hechtfleisch. Aus diesem Wortspiel könnte die Redensart entstanden sein. Heute nutzt man das Sprichwort um mitzuteilen, das gerade eine starke Zugluft vorhanden ist und man eventuell die Fenster schließen könne.
201. „auf die Folter spannen“
Man „spannt jemanden auf die Folter“ wen man ihn (oder sie) sehr lange auf sich warten lässt. Oder schon dringend erwartete Information werden einem extra lange vorenthalten. Diese Redewendung stammt aus dem späten Mittelalter, wo das Zufügen von körperlichen Schmerzen ein gesetzlich festgelegter Bestandteil des Prozessverfahrens war und die Angeklagten zum Geständnis zwingen sollte.
202. „jemanden auf dem Kieker haben“
Jemanden genau beobachten und andauernd überwachen und für jede Kleinigkeit kritisieren, das ist die Bedeutung diese Sprichwortes. Wer jemanden „auf dem Kieker“ hat, der wartet und hofft meistens nur darauf einen Fehler zu finden und dann kritisieren zu können. Die Herkunft des Wortes „Kieker“ geht auf das 18. Jahrhundert zurück und steht seemännisch und norddeutsch für Fernrohr bzw. Fernglas. Das Wort Kieker ist im Süden nur in dieser Redewendung üblich. „Jemanden auf dem Kieker haben“ bedeutet also eigentlich, jemanden mit dem Fernglas beobachten. Die visuelle Konzentration auf jemanden findet öfters in Redewendungen Anwendung. Man denke an „jemanden unter die Lupe nehmen“ oder auch „jemanden aufs Korn nehmen“. Diese Redensarten drücken Abneigung aus.
203. „es geht um die Wurst“
Steht eine wichtige Entscheidung an oder kann etwas Entscheidendes erreicht werden, gebraucht man häufig die Redewendung „es geht um die Wurst“. Doch die stammt keineswegs aus dem Fleischer-Jargon. Bei volkstümlichen Spielen und Wettkämpfen, zum Beispiel dem Wurstschnappen oder Wurstangeln, winkte früher als Preis oft eine Wurst. Und dies war für arme Leute ein üppiger Gewinn. Es ging also um die Wurst. Es steht eine wichtige und/oder gewinnbringende Entscheidung an.
204. „etwas durch die Blume sagen“
Man kann nicht nur durch rote Rosen der Herzensdame seine Liebe ausdrücken. Auch andere Blumen sprechen eine eindeutige Sprache. So wurde diese Sprache, auch Blümeln genannt, besonders im 18. Jahrhundert vielfach angewendet. War man dieser Sprache mächtig, konnte man wahrhaft Briefe schreiben, mit denen man durch die Wahl der Blumen, deren Farbe, Zustand und Anzahl Gefühle ausdrücken und übermitteln konnte. Die Verbreitung des Blümelns wurde wesentlich durch die englische Schriftstellerin Mary Wortley Montagu (1689 – 1772) vorangetrieben, die ihren Ehegatten, einen britischen Diplomaten, auf seinen Reisen begleitete. Unnötiges, schmückendes Beiwerk wurde auch in unserer eigentlichen Sprache schon frühzeitig als Redeblumen, Blümlein oder Wortblumen bezeichnet. Auch die Römer nannten schon kunstvoll gedrechselten sprachlichen Zierat als flosculus, was übersetzt Blümchen bedeutet, hier ist der Zusammenhang mit der Floskel deutlich. Sagt man nicht etwas durch die Blume, sondern unverblümt, spricht man etwas offen und ohne Rücksichtnahme an. Diese Sprichwort aber benutzt man im Zusammenhang von „vorsichtiger, unschöner Kritik“ um „eine unangenehme Wahrheit verhüllend Umschreiben zu können“.
205. „stille Wasser sind tief“
Das Sprichwort „stille Wasser sind tief“ bedeutet auf Menschen angewandt, das diese eigentlich recht schüchtern, introvertiert, zurückhaltend und ungern im Mittelpunkt stehend, sind. Wenn diese Person dann aber doch mal mit überraschend lautem Auftreten, unvorhergesehenen Handlungen oder überdurchschnittlichem Wissen auftrumpft, benutzt man diese alte Redewendung. Abgeleitet von der Natur, in der selbst ruhige Gewässer ungeahnt tief sein oder starke Strömungen enthalten können, was man dem Gewässer äußerlich gar nicht ansieht. Das trifft bildhaft auch auf Menschen zu. Zu Herkunft steht nur fest, dass der Ursprung aus der Natur stammt und dies irgenwann mal auf den Menschen übertragen wurde. Der Zeitpunkt und die genaue Herkunft sind allerdings nicht eindeutig belegt. Möglicherweise stammt sie aus der gleichnamigen Komödie von Friedrich Ludwig Schröder (1744-1816) „Stille Wasser sind tief“ (1786).
206. „schmutzige Wäsche waschen“
„Schmutzige Wäsche waschen“ stammt vermutlich ursprünglich daher, dass sich die Frauen im Mittelalter zum Wäsche waschen an der Dorfquelle oder dem Fluss trafen. Dabei wurde dann ausgiebig über Fehler und Missetaten nicht Anwesender getratscht. Auch plaudert man öffentlich Geheimnisse aus und lästert dann darüber.
207. „von Tuten und Blasen keine Ahnung haben“
ist eine aus dem späten Mittelalter stammende Redewendung, welche besagt das man inkompetent ist und von einer (oder mehreren) Sache(n) keine Ahnung hat. Früher, als es noch keine Alarmanlagen gab, gingen Nachtwächter durch die Straßen, um nach dem Rechten zu sehen. Bei Gefahr von Feuer, Angriffen oder Einbrechern bliesen sie ins Horn, um die Einwohner zu warnen, kündigten durch Tuten in ihre Tröten die Sperrstunde an und löschten mit einem Blasebalg die Straßenlampen, die früher noch Öllampen waren. Diese Arbeit war in den Städten am wenigsten angesehen, da man nichts weiter können musste, als wachzubleiben, herumzugehen und bei Bedarf ins Horn zu blasen. Wer noch nicht einmal dies auf die Reihe bekam, galt als dumm und schien zu nichts brauchbar zu sein.
208. „lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach“
Die Redensart „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“ bedeutet dass man sich lieber mit etwas kleinem und sicher erreichbarem zufrieden geben kann, als etwas größeres und wertvolleres zu verlangen, dessen Erreichbarkeit weit unwahrscheinlicher ist. Einen kleinen Nutzen sicher zu haben, ist oftmals mehr wert als die Aussicht auf einen größeren Gewinn, wenn dieser mit einem weit höheren Risiko verbunden ist und man am Ende vielleicht sogar leer da steht. Lieber etwas greifbares nehmen, als etwas Wertvolleres, das zu erreichen aber nicht sicher ist. „Sei zufrieden mit dem was du hast und träume nicht von Dingen, die du nicht erreichen kannst.“
209. „etwas auf dem Schirm haben“
„Etwas auf dem Schirm haben“ geht auf den Beruf des Fluglotsen zurück. Fluglotsen arbeiten auf Flughäfen und sorgen dafür, dass alle Flugzeuge sicher landen und starten können. Wichtige Hilfsmittel sind Bildschirme, auf denen die Lotsen die Bewegungen der Flugzeuge verfolgen können. Per Funkkontakt halten sie die Piloten auf dem Laufenden und sorgen dafür, dass es auf der Rollbahn und in der Luft keine Unfälle gibt. Deshalb verwendet man auch dieses Sprichwort wenn man einer Sache viel Beachtung schenkt und sie daher sehr genau kontrolliert.
210. „keine Kette ist stärker als ihr schwächstes Glied“
Die Redensart „keine Kette ist stärker als ihr schwächstes Glied“ deutet auf eine bildliche Darstellung. Dabei kann es sich zum Beispiel um ein Mitglied einer Gemeinschaft handeln, eines Teams. Das Team muss sich immer um seine schwächsten Mitglieder kümmern, denn nur wenn sie diese mitziehen und alle zusammenhalten (wie eine Kette), bieten sie nach außen hin keine Schwachstelle. Das schwache Glied (die Schwachstelle welche vielleicht reißen könne), gibt es in allen Lebenslagen, auf allen Gebieten. Wenn man sich darum kümmert, kann nichts passieren. Denn etwas kann noch so stark oder sicher sein, hat es aber nur eine Schwachstelle (ein schwaches Glied) hat, nützt das ganze System nichts mehr und alles kann zerstört werden.
211. „wie von der Tarantel gestochen“
Wenn die Tarantel sticht, dann bricht ihr Opfer in einen übertrieben wilden und unkoordinierten Tanz aus, so zumindest sagt es der Volksglaube. Und darauf geht die Redewendung „wie von der Tarantel gestochen“ zurück. Jemand reagiert überraschend (wahnsinnig) und fuchtelt wie besessen und äußerst heftig, teils rennend, mit den Armen herum. Dies soll von der europäischen Tarantel kommen, welche je nach Art entweder über gar kein Gift oder sehr schwaches Gift verfügen, welches einen Menschen nicht wirklich gefährden kann. Trotzdem wurden dem Stich einer Tarantel früher üble Wirkungen nachgesagt: Tödliche Vergiftungen in Verbindung mit der sogenannten Tanzwut. Der „Tarantella“ ist ein aus Süditalien stammender Volkstanz. Der Volksmund leitet den Namen von „Tarantula“ oder „Lycosa Tarentula“, einer in Italien und dem Mittelmeerraum anzutreffenden Spinne, her. „Tarantella“ hieße dann im Ursprung „kleine Tarantula“. Der Biss der Tarantel ist schmerzhaft, aber nicht der Auslöser des Tarantismus. Dieser wird vielmehr mit dem Gift der Europäischen Schwarzen Witwe in Verbindung gebracht.
212. „jemanden zur Strecke bringen“
Die Bedeutung von „Jemanden zur Strecke bringen“ liegt darin diese Person zu erledigen, besiegen oder eben auch zu töten. Fängt man einen gesuchten Verbrecher so kann man diesen ausschalten, gefangen nehmen und dann einsperren. Diese Redensart kommt ursprünglich aus der Jägersprache, wo erlegtes Wild in Reih und Glied abgelegt wird. So können sie sich das gesamte Tier am besten ansehen und die Größe begutachten. An diesem Ort werden alle geschossenen Tiere gesammelt und ausgestreckt. Dieser Platz wird die Strecke genannt.
213. „den Faden verlieren“
Bei der Herkunft, der Redewendung „den Faden verlieren“ gibt es zwei unterschiedliche Theorien. Die 1. Theorie bezieht sich mit folgernder Geschichte auf die griechische Mytholgie: Ariadne, die Tochter vom König Minos auf Kreta, und Theseus waren verliebt. Aber der Vater hatte eine fiese Aufgabe für jeden, der Heiratspläne mit seiner Tochter schmieden wollte. Der Freier musste in ein finsteres Labyrinth (Daidalos) steigen und dort das Stierkopfmonster Minotaurus töten. Viele hatten sich daran schon versucht, waren aber bedauerlicherweise entweder dem Monster oder dem Labyrinth zum Opfer gefallen. Aber Ariadne gab Theseus ein rotes Wollknäuel mit auf den Weg. Das konnte der Held auf seinem Weg ins Labyrinth abrollen und nach dem Erlegen des Minotauren wieder nach draußen verfolgen. Hätte Theseus den Faden verloren, hätte er nicht weiter gewusst. Wahrscheinlicher ist jedoch die Herkunft im Zuge der 2. Theorie, welche der Webersprache entnommen ist, wo ein verlorener Faden unter anderem zu mehr Arbeit führte. Wen man hatte den Faden verloren hatte, verlor man viel Zeit bis der Faden wieder aufgenommen werden konnte und die Arbeit weiter ging. Heute steht es in Bezug, wenn jemand im Gespräch „den Faden verliert“ und nicht mehr weiß was er oder sie sagen wollte oder einem in einer Diskussion die Argumente ausgehen und „man nicht mehr weiter weiß“.
214. „sich auftakeln“
Wenn sich Frau schick macht und auffällig kleidet oder mal wieder üppig schminkt, kann es schon passieren das sie zu hören bekommt „takel dich nicht so auf“. Diese umgangssprachliche Redensart kommt ursprünglich aus der Seemannssprache des 18. Jahrhunderts. Das Ausstatten eines Segelschiffes mit der Segel-Ausrüstung (Takelage genannt) in Vorbereitung des Schiffes zum Auslaufen, wurde Auftakeln genannt. Heute ist der Ausspruch „Man, ist die aufgetakelt“ eher abwertend gemeint.
215. „die Kirche im Dorf lassen“
Die Herkunft „von die Kirche im Dorf lassen“ lässt sich kaum durch Quellen belegen. Allerdings sagt man über die Herkunft dieser Redewendung das folgende: Früher bildete die Kirche den Mittelpunkt des Dorfes. Alle Häuser wurden um die Kirche herumgebaut und sie war der Treffpunkt für alle Gläubigen. Die katholische Kirche führte regelmäßig Prozessionen durch in Form eines religiösen Zuges durch die Kirche oder durch das Dorf mit dem Priester und Messdienern an der Spitze, die Einwohner des Dorfes dahinter. War das Dorf für die Menge der Menschen zu klein, ging man um das ganze Dorf herum. Dies war aber von den Nachbarn gar nicht so gern gesehen und wenn sie sagten „Lasst mal die Kirche im Dorf“, meinten sie „übertreibt mal nicht, bleibt innerhalb der Dorfgrenze.“
216. „weg vom Fenster“
„Weg vom Fenster“ ist eine derer Redewendungen bei welchen die Herkunft nicht belegt ist. Eine Vermutung lautet aber, das sie aus den Regionen des Bergbaus stammt. Auf dem Weg zur Arbeit sahen die Arbeiter die Alten am Fenster sitzen. Diese hatten früher auch jahrelang unter Tage gearbeitet und litten an der sogenannten Staublunge, so dass sie aus Atemnot oft am Fenster saßen. Wenn sie gestorben waren, waren sie „weg vom Fenster“. Eine andere Quelle besagt, es sei ein Zuruf aus Kriegszeiten gewesen. Am Fenster zu sitzen konnte Lebensgefährlich sein und so galt „geh weg vom Fenster!“ als Warnung. Heute verbindet man damit eine verpasste Chance oder das ein pleite gegangenes Unternehmen von der Bild- und Wahrnehmungsfläche verschwunden ist.
217. „jemandem Honig ums Maul schmieren“
Die bekannteste mehrerer Erklärungen für diese Redewendung stammt aus dem Bereich Zirkus – in früheren Jahrhunderten wurde für die Dressur von Bären Honig genutzt, der den Tieren nach gelungenen Übungen als Belohnung ums Maul geschmiert wurde. Vielleicht entwickelte sie sich auch nach einem chinesischen Brauch, nach dem man einer Götterfigur an bestimmten Tagen Honig auf die Lippen schmiert, um die Gottheit gnädig zu stimmen. Dann möchte man sich bei einer einschmeicheln und so bei dieser beliebt machen.
218. „am Hungertuch nagen“
Diese Redewendung stammt aus der Religion. Um das Jahr 1000 kam in vielen europäischen Ländern der Brauch auf, während der Fastenzeit den Altarraum durch einen Vorhang vom übrigen Kirchenraum abzutrennen. Zu Beginn sollte dieses Fasten-Velum (velum templi), niederdeutsch „Schmachtlappen“ genannt, die Gläubigen darauf hinweisen, dass die Gottheit Christi sich während seines Leidens verhüllte und an die eigenen Sünden erinnern. Einige Jahrhunderte später begann man das früher schmucklose Leinentuch (Leinenvelum) mit Bildern und Symbolen der Passion zu schmücken. Es war ursprünglich Brauch, dieses Tuch selbst zu nähen und so entstand die Redewendung „am Hungertuch nähen“, die mindestens seit dem 16. Jahrhundert gebraucht wurde. Später entwickelte sich daraus das heute gebräuchliche „am Hungertuch nagen“. Man nagt also vor lauter Hunger an etwas nicht genießbarem und leidet der Situation entsprechend in einer Notlage.
219. „sich etwas aus den Fingern saugen“
„Sich etwas aus den Fingern saugen“ ist eine Redewendung um auszudrücken das sich jemand etwas frei erfundenes ausgedacht hat. Dieses Sprichwort entwickelte sich daraus, dass die Menschen im alten Rom früher glaubten, die Bären würden während des Winterschlafs Milch aus den Pfoten saugen und deshalb in den langen Winter-Monaten nicht verhungern. Die Forscher überlegten, wie dies möglich ist und da manche Bären während des Schlafs an den Pfoten lutschten und dabei auch noch Schmatzgeräusche machten, dachten sich die Forscher diese Erklärung aus. Dass die Bären von dem bereits vorher angefressenen Fettvorrat im Körper zehrten, darauf kam man damals nicht. Später entwickelten sich aus dem Wort „Pfoten“, angepasst an den Menschen, die Finger. Wer sich dringend eine Erklärung oder eine Ausrede ausdenken muss, der saugt sich also sprichwörtlich etwas aus den Fingern.
220. „Klappe zu, Affe tot“
Die Herkunft dieser Redewendung ist nicht sicher belegt. Aber viele Quellen besagen plausibel, dass sie aus dem Schausteller- und Zirkusgewerbe stamme. Früher waren dressierte Affen eine der Hauptattraktionen im Zirkus und so zeigten die Zirkusse damals oft am Kassenhäuschen des Zirkus ein kleines Äffchen in einer Holzkiste, um Menschen anzulocken. Wenn der Affe starb, blieb die Kiste zu. Auch Schausteller auf Jahrmärkten ließen dressierte Affen in einer Bude Kunststücke vorführen. Starb der Affe, blieb die Klappe zu und es fand keine Vorstellung statt. Woraus sich auch die heutige Bedeutung heraus entwickelt hat, das „etwas abgeschlossen und/oder beendet sei“.
221 „es faustdick hinter den Ohren haben“
Es faustdick hinter den Ohren haben – Wer sehr gerissen listig, raffiniert Schlau und durchtrieben ist, wir wohl mit der Zeit zu hören bekommen das er oder sie „es faustdick hinter den Ohren hat“ Dem alten Volksglauben nach, der besagt, dass Schalk und List in Gestalt von kleinen Dämonen hinter den Ohren sitzen, entspringt diese Redewendung. Besitzt jemand besonders viel davon, hat er dicke Wülste hinter den Ohren, und wenn diese auch noch so dick wie eine Faust sind, ist dieser Jemand ganz besonders verschlagen.
222. „Löwenanteil“
Die Redewendung „“den Löwenanteil bekommen“ stammt aus einer Fabel des griechischen Dichters Aesop (600 v. Chr.). Laut diesem schlossen sich Löwe, Esel und Fuchs zu einem Bund zusammen und gingen dadurch gemeinsam auf die Jagd. Sobald sie reichlich Beute gemacht hatten, befahl der Löwe dem Esel, diese unter sie zu verteilen. Der Esel teilte die Beute in drei gleich große Teile und forderte den Löwen auf, sich selbst einen davon zu wählen. Da wurde der Löwe wild und zerriss den Esel in Stücke. Dann befahl er dem Fuchs zu teilen. Der Fuchs schob fast die ganze Beute dem Löwen zu und behielt nur einen kleinen Teil für sich. Der Löwe brummte zufrieden und fragte den Fuchs: „Wer hat dir beigebracht, so Weise zu teilen?“, worauf der Fuchs antwortete „Der Esel“. Der Größte und damit meist der Mächtigste bekommt oft den Löwenanteil einer Menge, in diesem Fall der Löwe, der König der Tiere.
223. „auf den Lorbeeren ausruhen“
Im Mittelalter wurden Heerführer nach einer erfolgreichen Schlacht mit Lorbeeren geschmückt, ebenso wie Sieger nach einem Turnier oder Wettkampf. Lorbeeren zu ernten bedeutete also, Ruhm und Lob zu bekommen. Auch heute erntet man zumindest sprichwörtlich noch Lorbeeren, wenn jemand in einer Sache Erfolg hat. Man darf sich jedoch nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen und einfach darauf hoffen, dass man beim nächsten Mal genauso erfolgreich ist. Früher mussten die Feldherren auch immer neuere Taktiken austüfteln, so wie heute die Sportler für den nächsten Wettkampf trainieren und Schüler für die nächste Klausur lernen, auch wenn die letzte bereits eine gute Note einbrachte.
224. „Daumen drücken“
Für diese Redensart gibt es zwei mögliche Ursprünge: zum einen den Daumen drücken und/oder den Daumen halten. Im alten Rom haben die Gladiatoren, die den Kampf verloren hatten, durch einen gehobenen Zeigefinger das Publikum um Gnade gebeten. Wollte es den Tod des Gladiators, streckte die Menge die Daumen aus. Signalisierte sie die Begnadigung, streckten sie die Faust mit eingezogenem Daumen aus, drückten den Daumen also. Den Daumen halten dagegen kommt aus dem deutschen Volks- und Aberglauben. Dort besaß laut Glauben der Daumen die meiste magische Kraft, galt als Glücksfinger und sollte vor bösen Träumen schützen. Der Daumen stand aber auch für das Symbol eines Koboldes und um den Daumen daran zu hindern, die Vorhaben eines anderen Menschen negativ zu beeinflussen, dem man ja eigentlich Glück wünschte, hielt man den eigenen Daumen, den Kobold also, mit den anderen Fingern fest. Genauso wie früher wünscht man heute „beim Daumen drücken“ einer gewissen Person beim gelingen einer Sache viel Glück.
225. „den Ball flach halten“
Wenn ich mich zurückhalte und kein unnötiges Risiko eingehe, lieber vorsichtig bin und mich nicht unnütz aufrege. Dann halte ich zumeist lieber „den Ball flach“ Diese Redensart kommt aus dem Fußballsport. Flach gespielte Bälle können sich Fußallspieler leichter zuspielen und werden ihnen nicht so einfach von den Gegnern abgenommen, während hoch und weit gespielte Bälle schwerer kontrollierbar und dadurch auch öfter nicht beim gewünschten Spieler ankommen.
226. „nach der Pfeife anderer Tanzen müssen“
Vermutlich steht diese Redewendung im Bezug zur Entstehung der Tanzmusik. Tänzer richteten und richten sich nach der Musik, bei welcher auch Pfeifen oder Flöten eine wichtige Rolle spielen. Wie auch die Geige, weswegen es auch heißt, „nach jemandes Geige tanzen“. Genutzt wird es um mitzuteilen, das man sich jemanden gehorchend und parierend zu fügen hat.
227. „hinter dem Busch halten“
„Hinter dem Busch“ halte ich verschwiegen ein Geheimnis fest, auch eine Ansicht welche niemand erfahren solle, schütze ich auf diese Art. Die Herkunft dieses Sprichwortes liegt in längst vergangener Zeit, als sich sogenannte Wegelagerer hinter Büschen versteckt hielten, um unbemerkt aus dem Hinterhalt aufzutauchen und Vorbeikommende zu überfallen. Auch mit Tarnfarbe bemalten Soldaten geben Bäume und Büsche wichtigen Schutz und helfen somit bei Überraschungsangriffen.
228. „auf Nummer sicher gehen“
Wer „auf Nummer sicher gehen“ will, der sollte sich vor gefährlichen Unstimmigkeiten, riskanten Gefahren und vor eigenen Fehlern schützen. Der Ursprung dieser Redewendung liegt im Gefängnis. Denn „auf Nummer sicher gehen“ entwickelte sich aus „auf Nummer Sicher sitzen“. Als Nummer Sicher wurde die Gefängniszelle eines Verbrechers genannt. Gefängniszellen sind nummeriert und die Verbrecher werden sicher darin verwahrt. So wurde aus den Wörtern „Nummer“ und „sicher“ die Redewendung „Nummer Sicher“.
229. „vom Regen in die Traufe kommen“
„Vom Regen in die Traufe kommen“ bedeutet nichts anderes als von einem schlimmen oder unangenehmen Zustand in einen noch weit unangenehmere Situation zu geraten. Ursprung dieser Redewendung liegt wahrscheinlich bei der Tropf-Kante am Dach eines Gebäudes. Dieser Teil wird Traufe genannt. Während eines Regengusses fließt hier das gesamte Regenwasser des Daches ab. Wer also vom Regen in die Traufe kommt (sich also vermeintlich schutzsuchend vor dem Regen unter das Dach stellt), ist schlimmer dran, als direkt im Regen zu stehen.
230. „seine Felle davonschwimmen sehen“
Die Redensart „die Felle davon schwimmen zu sehen“ stammt wohl ursprünglich aus der Lohgerberei. Schon vor langer Zeit verarbeiteten die Lohgerber Rinderhäute zu kräftigem Leder, welches dann für Sättel, Schuhsohlen und Stiefel verwendet wurde. Bei der Herstellung wurde viel Wasser benötigt, denn die Felle mussten ständig gewässert und gespült werden. So arbeiteten die Lohgerber am Fluss. Wenn sie jedoch nicht aufpassten, fielen die Felle ins Wasser und die Lohgerber sahen ihr Felle davon schwimmen, alle Arbeit war umsonst und der Lohgerber um seinen Lohn gebracht. Auch heute spricht man bei dieser Redewendung noch davon, wenn Mann oder Frau „entmutigt die Hoffnungen schwindend sieht“ und die „Interessen sich zum Nachteil auswirken und am Ende alles verloren ist“.
231. „Damoklesschwert“
Schwebt das Damoklesschwert über jemanden, ist dieser ständig einer Gefahr ausgesetzt, oder die momentane Glückssträhne könnte bald ein Ende finden. Das Damoklesschwert geht auf eine Sage von Ciceros zurück. Demnach war Damokles in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. ein Günstling des Tyrannen Dionysios I. oder Dionysios II. von Syrakus (405-367 v. Chr.). Er war mit seinem Leben unzufrieden und neidisch auf das von Ruhm und Reichtum geprägte Leben des Tyrannen und lobte ständig dessen Vorzüge, bis es Dionysios zuviel wurde. Er lud ihn zu einem Festmahl an der königlichen Tafel ein und befestigte zuvor ein Schwert über dessen Platz, welches nur an einem Rosshaar befestigt wurde. Als Damokles nun das Schwert über seinem Kopf bemerkte, war es ihm plötzlich nicht mehr möglich, all die prächtigen Speisen und den Luxus zu genießen und bat schließlich angesichts der ständigen Bedrohung über seinem Kopf auf die Annehmlichkeiten verzichten zu dürfen. Dionysios hatte dadurch erreicht, was er damit erreichen wollte. Damokles sollte lernen, dass überall Gefahr lauert und auch Reichtum und Macht nicht davor schützen kann und im besonderen auch seine Position vergänglich ist. Cicero verweist in seiner Sage auch darauf hin, dass Dionysios genau wegen dieser allgegenwärtigen Bedrohung gezwungen war, seine Macht durch Unterdrückung zu sichern.
232. „das Ei des Columbus“
„Das Ei des Columbus“ in Bedeutung von etwas stellt plötzlich eine überraschend einfache Lösung dar, was vorher unlösbar erschien. Das Sprichwort wird wohl von folgender Anekdote (aus der „Geschichte der Neuen Welt“ zu Venedig im Jahre 1565) abgeleitet, in welcher der Italiener Girolamo Benzoni von folgendem berichtet: So solle Christoph Columbus nach seiner ersten Amerikareise von Kardinal Mendoza zu einem Festmahl eingeladen worden sein. Dieser machte irgendwann die Bemerkung, Amerika zu entdecken könne ja nicht so schwer sein und hätte jeder zu schaffen vermocht. Columbus nahm daraufhin ein Ei und bat die Anwesenden, dieses auf den Kopf zu stellen. Als dies natürlich keinem gelang, nahm Columbus das Ei, schlug es mit der Spitze auf den Tisch und das nun beschädigte Ei blieb aufrecht stehen. Andere Quellen aber besagen, dass diese Redensart auf den italienischen Baumeister Filippo Brunelleschi zurückgeht. Der war der Erbauer der Kuppel des Domes Santa Maria del Fiore in Florenz. Angeblich wollte er den Zweiflern an der Standfestigkeit seiner Kuppel die Modelle nicht zeigen, bevor er den Zuschlag für den Auftrag bekam. Er meinte, dass jeder die Kuppel nachbauen könne, der sein Modell gesehen habe. Laut einem Zeitungsartikel in der Zeitschrift „Der Islam“, der 1922 erschien, sehen die Urheber den Ursprung des Ei-Tricks im Orient. Es ist also eindeutig zu erkennen das die Herkunft dieser Redewendung nicht wirklich geklärt ist.
233. „sich wie gerädert fühlen“
Das „Rädern“ war in Deutschland und Frankreich bis ins frühe 19. Jahrhundert eine Art der Todesstrafen für Kapitalverbrechen. Demnach wurde der Verurteilte auf einem besonderen Rad festgebunden und mit einem Hammer oder im französischen mit einer Eisenstange von unten bis oben die Gliedmaßen bzw. Gelenks-Verbindungen zertrümmert. Die dann mitunter noch lebende Person wurde anschließend auf ein Wagenrad geflochten und auf einem Pfahl zur Schau gestellt. Der Todeskampf dauerte manchmal noch mehrere Tage. Das Sprichwort wird also heute in einer Art Koseform für den qualvollen Todeskampf „am Rad“ verwendet und bedeutet „sich völlig erschöpft“, „müde“ oder „komplett zerschlagen (geschafft)“ zu fühlen.
234. „Schuster, bleib bei deinen Leisten“
Diese Redensart ist durch den „Leisten“ des Schusters entstanden. Der Leisten besteht meist aus Holz, bildet einen Fuß nach und dient der Schnittvorlage für Schuhe. Das Oberleder wurde über den Leisten gezogen und durch Strecken und Klopfen in die gewünschte Form gebracht. Der Schuster darf also Leisten oder Schuhe kritisieren, denn das hat er gelernt und damit kennt er sich aus. Dabei sollte er auch bleiben, denn von anderen Dingen besitzt er keine Kenntnisse. Man solle sich also auf das eigene Fachwissen kümmern und andere ihre Arbeit tun lassen. Denn sie werden es wohl besser wissen!
235. „sich in die Höhle des Löwen trauen“
Die Herkunft der Redewendung „sich in die Höhle des Löwen zu wagen“ geht zurück auf eine Fabel von Äsop. Diese Fabel handelt von einem alten Löwen, der zu alt ist zum Jagen und deshalb alle Tiere zu ihm bittet, sich vom König der Tiere zu verabschieden, weil er bald sterben würde. Nur der Fuchs durchschaut diese List, weil er sieht, dass alle Tierspuren in die Höhle hineinführen, nur nicht wieder hinaus. Also kommt er zu dem Schluss, dass der Löwe alle leichtgläubigen Tiere verspeist hat und macht vor der Höhle kehrt. Wer sich also „in die Höhle des Löwen wagt“, der tritt etwas oder jemandem gegenüber, der stärker ist oder von dem man sich zumindest nicht Gutes erwartet. Manchmal gibt es aber auch Personen die diese gefährliche Auseinandersetzung absichtlich suchen!
236. „eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“
„Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“, sie verschont seinesgleichen. Vermutlich stammt die Redewendung tatsächlich von den Krähen. Sie sind klug, gelehrig und treffsicher. Wer ihnen in die Quere kommt, dem hacken sie mit ihren Schnäbeln auf die Augen, nur untereinander zielen sie zwar auf den Kopf, aber nicht auf die Augen. Zudem helfen sie sich ähnlich wie wir Menschen und andere Affenarten gegenseitig bei der Nahrungsbeschaffung. Hackt also eine „Krähe“ der anderen kein Auge aus, gehört sie, nach heutiger Auffassung zur gleichen (Berufs-)Gruppe oder ist dem anderen Gleichgesinnt, so das ein gegenseitiges anzuschwärzen total verpönt wäre. Die Redensart steht als fürs zusammenhalten und gegenseitiges unterstützen.
237. „auf Wolke 7 schweben“
Ich „schwebe auf Wolke 7“ wenn ich in der glücklichen Verfassung des verliebt sein bin und entrücke dabei meist naiv in eine besondere Hochstimmung, welche einiges lockerer sehen lassen. Wer also auf dieser „Wolke sieben schwebt“ und/oder „im siebenten Himmel“ ist, der hat das höchste Glück erreicht. Sie stammt wohl aus der Bibel, diese höchst bekannte Redewendung. Denn in der Bibel steht, dass der Himmel aus verschiedenen Schichten besteht und in der höchsten Schicht, also „im siebten Himmel“, soll Gott mit den Engeln leben. Der zweite Brief des Paulus an die Korinther ist ein Beleg für die Herkunft der Redewendung. Die Apokryphen stehen zwar nicht in der Bibel, liefern zum anderen aber Hinweise in noch früheren Aufzeichnungen, dass der Himmel aus sieben Schichten bestehen soll.
238. „auf einem hohen Ross sitzen“
Das Sprichwort „auf einem hohen Ross sitzen“ bedeutet zusammengefasst das sich jemand einer besseren Herkunft rühmt und dadurch ziemlich eingebildet, arrogant, überheblich oder aufgeblasen ist, manchmal auch alles zusammen. Der Ursprung dieser Redewendung ist nicht eindeutig geklärt. Die eine Version beschreibt, dass ridnz nur die Adligen und reichen Leute sich ein Pferd (Ross) leisten konnten und dann „hoch zu Ross“ saßen. Die andere Erklärung besagt, dass die Pferde, mit denen die Ritter in den Krieg zogen, besonders große Schlachtrösser waren und sie dadurch „auf hohen Rössern“ in Wettkämpfe oder Krieg zogen.
239. „unter einer Decke stecken“
Aus dem germanischen Eherecht stammt die Redensart „Unter einer Decke stecken“. Deren Bedeutung sich auch noch heute noch, auf z.B. eine geheime Sache, die in gemeinsamer Zusammenarbeit und im verborgenen erledigt wird, bezieht. Denn einst galt eine Ehe erst dann als geschlossen, wenn die frisch Vermählten unter Zeugen (meist nahe Verwandte) unter die gemeinsame Decke des Ehebettes krochen. Weiters bezog sich die Redensart auf mittelalterliche Waffenbrüder und Freunde, besungen auch in einigen „Heldenepen“, die alle Lebenslagen miteinander durchstanden, Gefahren überstanden und sich bei Bedarf auch mal das Nachtlager und eine Decke teilten. Während das Sprichwort damit einst für positive Dinge stand, wird es heute nur noch im übertragenen Sinne verwendet. Hauptsächlich verbindet man damit Klüngelei, Heimlichtuerei, Vetternwirtschaft oder auch kriminellen Handlungen.
240. „für jemanden die Kastanien (oder Kartoffeln) aus dem Feuer holen“
Ursprünglich stammt die Redewendung „Für jemanden die Kastanien aus dem Feuer holen“ aus der Fabel „Der Affe und die Katze“ des Dichters Jean de la Fontaine, in der ein Affe die Katze dazu bringt, ihm die Esskastanien aus dem Feuer zu holen. Früher war von Kastanien die Rede, heutzutage haben aber auch die Kartoffeln Einzug in die Anwendung der Redewendung gefunden. So oder so deutet man damit an, das eine, für eine andere Person heikle und riskante Situation mit unangenehmen Aufgaben für diese übernommen und in weiterer Folge auch erledigt wurde.
241. „auf die lange Bank schieben“
Wenn man etwas (unangenehmes), unnötig auf einen späteren Zeitpunkt aufschiebt, so spricht man von „auf die lange Bank schieben“. Zu diese Redewendung gibt es gleich 3 Erklärungen. Die wahrscheinlichste besagt, dass es in den Behörden und Gerichten früher noch keine Regale für die verschiedenen Akten gab. So wurden diese in großen, langen Truhen aufbewahrt und waren die voll, kamen die Aktenstapel und Ordner auf den Truhendeckel und, je länger eine Angelegenheit oder Gerichtsverhandlung dauerte, desto mehr wanderten die Dokumente nach hinten, immer wenn neue hinzukamen. Eine ziemlich ähnliche Deutung sagt, dass im Mittelalter bei den Gerichtsverhandlungen eine Bank in den Gerichtssaal gestellt wurde, für die Akten, die je nach Länge des Verfahrens immer weiter nach hinten verschoben wurden, so ähnlich wie auf einer langen Bank, auf der die Menschen aufrücken, um für andere noch ein bisschen Platz zu machen. Im alten Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation aber, auf dem Immerwährenden Reichstag zu Regensburg (1663-1806) war die „lange Bank“ eine Bank der Reichsstände. Vertreter zahlreicher Interessentengruppen saßen zuhauf dort. Wenn etwas vom Reichstag dorthin zur Beratung gegeben wurde, brauchte es immer sehr lange, um es einer Lösung oder Einigung zuzuführen.
242. „der springende Punkt“
„Der springende Punkt“, also der Kern der wichtigsten Angelegenheit, entwickelte sich sinnbildlich aus dem Herzen. Denn dies ist der entscheidende und wesentliche Faktor des Lebens. Schon der griechische Philosoph Aristoteles hat in einem Küken, das in einem Ei heranwächst, den springenden Punkt erkannt. Beim Küken und auch beim Menschen sieht man beim Ultraschall das Herz des Babys als springenden, sich bewegenden Punkt, die entscheidende Angelegenheit des menschlichen Lebens.
243. „aus den Pantoffeln kippen“
„Aus den Pantinen oder Pantoffeln“ kippt jemand der völlig von Müdigkeit oder Erschöpfung befallen ist. Manchmal aber auch durch ein heftig verblüffendes oder erstauntliches Ereignis. Entstanden ist diese Redewendung aus den norddeutschen Pantinen (für Pantoffeln). Diese waren früher Pantoffeln mit dicker Holzsohle, die früher viel getragen wurden. Wenn jemand sprichwörtlich aus den Pantinen kippt, dann entweder vor Überraschung oder vor Müdigkeit oder Überanstrengung.
244. „sich ins Zeug legen“
„Sich ins Zeug legen“ ist eine bekannte Redewendung um auszudrücken, das man sich ab jetzt für etwas engagiert einsetzt und dafür hart arbeitet. Sie leitet sich vom „Zeug“ ab, als welches man das Geschirr von Zugpferden oder -ochsen, die einen Pflug oder einen Wagen hinter sich herziehen, bezeichnet. Bei dieser Anstrengung müssen sie sich mit ihrem ganzen Gewicht in das Geschirr, also „ins Zeug“ legen. Seit wann diese Redewendung gebraucht wird, ist nicht bekannt.
245. „die Würfel sind gefallen“
Die Würfel sind gefallen und die Entscheidung ist, zumeist unumkehrbar getroffen und damit ist es für eine Abänderung zu spät. Dieses Sprichwort führt uns zurück zum römischen Feldherrn Julius Cäsar, der sich 50 v. Chr. einem Befehl widersetzte und mit den Worten „alea iacta es“ („Der Würfel ist geworfen“) mit seinen Truppen den Fluss Rubikon überquerte, der die Grenze zwischen Gallia Cisalpina und Italien darstellte. Dies löste einen Bürgerkrieg aus, den Cäsar gewann und der sich darauhin zum Imperator auf Lebenszeit ernannte. Mit der Zeit änderte sich der Spruch von „Der Würfel ist geworfen“ zum heutigen „Der Würfel ist gefallen“ ab.
246. „etwas aufs Tapet bringen“
Wenn unsereins was von „etwas aufs Tapet bringen“ philosophiert, dann meint man wohl die entsprechende Redewendung im Sinne von „ein Thema zur Diskussion zu stellen“ und mit der entsprechenden Aufmerksamkeit den Gesprächsgegenstand zur Sprache zu bringen. Entstanden ist das Ganze aus dem nicht jedem geläufigen Wort „Tapet“, welches vom lateinischen Wort tapes oder auch tapetium abstammt. Dieses bedeutet wiederum Teppich, aus welchem auch die Tapete abgeleitet wurde. Früher wurden Teppiche nicht nur auf den Fußboden gelegt. Nein ranghöhere Personen ließen ihre Wände mit kostbaren Wandteppichen auch bespannen und ihre Versammlungs-Tische mit den am feinsten gewirkten Teppichen auslegen. Bis heute werden Tische in Sitzungs- oder Konferenzzimmern noch mit farbigen Tuch bespannt. Unter dem Einfluss des Sonnenkönigs Ludwig XIV, als Französisch sich als Modesprache an den meisten Höfen durchsetzte, wurde im 17. Jahrhundert aus „tapes“ das französische le tapis, was ebenfalls Teppich, Tischdecke oder Matte bedeutet. Das Sprichwort „mettre une question/affaire sur le tapis“ bedeutet im übertragenen Sinn „etwas zur Sprache bringen“, sie kam auch zu uns und so wurde das Tapet mit der Zeit eingedeutscht.
247. „die Spucke wegbleiben“
Die Redewendung „die Spucke bleibt mir gerade weg“ entwickelte sich aus tatsächlichen Vorgängen im Körper. Zwei Arten von Speichel werden vor und während des Essens angeregt. Die Absonderung vom wässerigen Speichel wird durch das parasympathetische Nervensystem vermittelt, die des zähflüssigen, enzymenreichen Speichels vom sympathetischen Nervensystem. Erschrickt sich jemand, führt dies zur sympathetischen Erregung. Diese allein führt zur Kontraktion der Blutgefäße in der Speicheldrüse, was den Speichelfluss unterbricht. Daher kann es passieren, das man nach einem heftigen Schreck mal einen trockenen Mund hat. Die kurzzeitige Verwunderung darüber kann eine Person schon mal sprachlos werden lassen.
248. „wo drückt der Schuh?“
„Wo drückt der Schuh?“, wo ist das Problem? Ein bekanntes Frauen-Problem: Neue Schuhe sehen zwar schön aus, aber solang sie noch nicht eingelaufen sind oder doch mal wieder etwas zu klein, kann der Schuh schon mal drücken. So wird im übertragenen Sinn die drückende Stelle mit Kummer und Sorge gleichgesetzt. Schon die alten Römer taten den Ausspruch, der übersetzt heißt: „Niemand außer mir weiß, wo mich der Schuh drückt.“ Aber nur jemand selbst weiß, welche Sorge ihn gerade bedrückt.
249. „aufpassen wie ein Schießhund“
Die Redewendung „aufpassen wie ein Schießhund entsprang aus der Jägersprache. Seit jeher kommen in der Jagd Hunde zum Einsatz, welche die Jägersleut bei der Jagd nach Wild unterstützen. Hunde, die die Aufgabe haben, angeschossenes Wild aufzuspüren, wurden früher „Schießhunde“ genannt und mussten besonders aufmerksam sein. Wenn sich heute jemand also nichts entgehen lassen will, passt er auf wie ein Schießhund.
250. „etwas übers Knie brechen“
Der Gebrauch von „etwas übers Knie brechen“ wurde bereits für das 17. Jahrhundert nachgewiesen und beschreibt die Methode, dünne Bretter oder Äste über das Knie gelegt zu zerbrechen. Dabei entsteht aber kein sauberer Schnitt, sondern die Bruchstelle ist unsauber und unregelmäßig. Bevor man also etwas übers Knie bricht, sollte man in Ruhe vorher überlegen und nicht übereilt reagieren, um dabei keine Fehler zu machen oder eine Entscheidung im Nachhinein zu bereuen Man könnte riskieren die Arbeit wiederholen zu müssen.
251. „jemandem aufs Dach steigen“
Die Redewendung „jemanden aufs Dach steigen“ kommt aus dem Mittelalter. Zu dieser Zeit besagte die Rechtsprechung, dass jemand in seinem Haus, vorausgesetzt das es ein Dach hatte, vollkommen geschützt war. Nach dieser streng eingehaltenen Regel durfte es also ohne Erlaubnis des Eigentümers, niemand betreten. Nun gab es aber auch Leute, die Unrecht begangen und sich in ihrem Haus versteckten, ohne seine Erlaubnis durfte es aber von keinem Fremden betreten werden. So fand man irgendwann eine legale Möglichkeit, nach Ablauf der Frist, in der sich der Missetäter stellen konnte, diesen doch noch aus dem Haus zu bekommen: Man deckte sein Dach ab und ließ „den Himmel in das Haus“. So wurde das schützende Dach von ein paar Männern entfernt und der Verbrecher konnte abgeführt werden. Diese Maßregelung setzte sich sogar in der Volksjustiz durch. Wenn zum Beispiel bei den Nachbarn herauskam, dass es in einer Ehe unsittlich zuging oder sonstige Verfehlungen begangen wurden, wurde der Hausbesitzer auf diese Weise vor dem ganzen Dorf bloßgestellt und musste anschließend sein Dach vor aller Augen allein wieder aufbauen. Somit beschwert man sich heftig bei einer Person und sagt ihm (oder ihr) seine Meinung, seit dem frühen 16. Jhdt wenn man „jemandem aufs Dach steigt“.
252. „das Gras wachsen hören“
„Das Gras wachsen hören“ in Bedeutung von sehr gut hören können und sich über baldige oder eingebildete Probleme schon im Voraus Gedanken machen zu können, wird nachweislich seit dem 15. Jahrhundert im Zusammenhang mit dieser Redensart verwendet. In der damaligen Zeit wurde sie zunächst für überkluge Menschen gebraucht, allerdings in abschätziger Deutung. Erst im Laufe des 17. Jahrhunderts kam der Aspekt der Weisheit oder Informiertheit hinzu. Früher gab es viele Redensarten für Sensibilität, die uns heute gar nicht mehr bekannt sind, zum Beispiel „die Krebse niesen hören“ oder „die Spinnen weben hören“. Es heißt, die Redewendung geht auf die skandinavische Götter- und Heldensage „Edda“ aus dem 13. Jahrhundert zurück, in der über Heimdall, dem Wächter der Götter, erzählt wird, er habe so gute Ohren, dass er „das Gras auf der Erde und die Wolle auf den Schafen“ wachsen hören könne. Menschen, die „das Gras wachsen hören“, sind oft überängstlich oder gar panisch, weil sich manche sehr frühzeitig und unnötig Gedanken über wirkliche oder eingebildete Probleme machen. Dadurch glauben sie schon kleinste Anzeichen von (Fehl-)Entwicklungen frühzeitig erkennen zu können. Es sind also zumeist sensible Menschen, mit einem scharfen Spürsinn (Antennen) die diese Eigenschaft inne haben.
253. „ach du grüne Neune!“
Die Herkunft der Redewendung ist umstritten. Einige Quellen meinen, das „ach du grüne Neune!“ aus dem Berliner Tanzlokal „Conventgarten“ abgeleitet wurde. Das Lokal war im 19. Jahrhundert sehr bekannt und bei der Bevölkerung in Verruf geraten. Es lag in der Blumenstraße Nr. 9. Der Haupteingang allerdings befand sich im „Grünen Weg“ und so wurde das Lokal irgendwann die „Grüne Neune“ genannt. Andere Quellen besagen, dass es den Ausruf „du grüne Neune“ schon lange vorher gab. Vermutlich kommt die Redensart von den Jahrmärkten, auf denen mit Hilfe von Spielkarten die Zukunft vorhergesagt wurden. Die Pik Neun heißt auf deutschen Spielkarten „Grün Neun“ und war eine unheilvolle Karte. Deswegen sagte man früher auch „du kriegst die grüne Neune“ als ein Ausruf des Erschreckens. Und so löst der Ausruf oder Aufschrei „Ach du grüne Neune!“ auch heute noch zumeist tiefgehende Bestürzung auf Grund erschreckender Nachrichten aus. Aber auch verwundert und erstaunte Reaktion auf eine plötzliche Überraschung lässt sich so ausdrücken.
254. „die Ratten verlassen, als erste das sinkende Schiff“
Die Redewendung bezieht sich auf das Scheitern einer erfolglosen Unternehmung, man flüchtet vor der unangenehmen Situation. Dieses denken bezieht sich auf die früher auf Segelschiffen recht verbreiteten Ratten. Laut Seemannglauben verließen diese bei einem drohenden Untergang als Erste das Schiff und waren so ein Indikator für Schiffsunglücke. Heute in eher negativem Bezug zu ausbeuterischen Menschen, welche ein Unternehmen für sich entdecken, Ausnehmen und vor dem Kollaps wieder verlassen.
255. „wer im Glashaus sitzt, soll mit Steinen nicht werfen“
Bedeutung: Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen – niemandem seine eigenen Fehler oder Taten vorwerfen oder Eigenschaften, die man selbst hat, in bestimmten Situationen vorsichtig sein, eine Situation durch sein Handeln nicht verschlimmern Herkunft: Dieses Sprichwort kommt aus dem deutschsprachigem Gebiet. Wie es allerdings entstanden ist, ist leider nicht belegt. Möglich wäre aber, das ein Zusammenhang mit der Bibel besteht, denn auch dort findet das Sprichwort Verwendung, z. B. bei „Du siehst den Splitter in Deines Bruders Auge und nicht den Balken in Deinem eigenen“. Wert wird bei dieser Redewendung darauf gelegt, das man anderen keine Taten oder Fehler bzw. Eigenschaften in diesem Bereiche nicht vorwerfen solle, wenn man diese auch von sich selber kennt. Solch ein Verhalten könne sonst brenzlige Situationen nur noch verschlimmern.
256. „mit Kanonen auf Spatzen schießen“
Die bildliche Vorstellung hilft einem sich die Redewendung von „mit Kanonen auf Spatzen zu schießen“. Der Spatz war schon immer bei den Menschen unbeliebt. Da er die Nähe des Menschen sucht, wird er von vielen als frech und lästig empfunden und wurde lange Zeit bekämpft. Wer allerdings versuchte, gegen den Spatz mit Kanonen vorzugehen, fuhr unverhältnismäßige Geschütze auf. Eine Waffe einzusetzen, mit denen man sonst ganze Häuser und Schiffe zerstört, ist zweifelsohne übertrieben. Menschen, die in diesem Sinne „mit Kanonen auf Spatzen schießen“, werden deshalb häufig belächelt, weil ihnen das richtige Maß fehlt. Man sollte also immer angemessene Mittel verwenden, um sein Ziel zu erreichen. Andernfalls wird es einem immer wieder passieren unverhältnismäßig und übertrieben viel Kraft aufzuwenden um etwas zu bekommen.
257. „auf dem falschen Fuß erwischen“
Wenn man einen Schüler „auf dem falschen Fuß erwischt“ ertappt man sie oder ihn zumeist überraschend unvorbereitet. Gerät eine unbeteiligte Person in einen Streit herein, erscheint sie dabei zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. In beiden Fällen wird gern die aus dem Sport stammende Redewendung verwendet. Denn viele Sportler, besonders Fußballer und Tennis- oder Badmintonspieler haben ein „starkes“ Bein, das sie beim Abspielen stärker belasten und mit diesem Bein stärker schießen können oder einen festeren Stand haben. Erwischt man sie auf dem „falschen Fuß“, fällt das Ergebnis schwächer aus. Auch Nicht-Sportler kann man auf dem „falschen Fuß“ erwischen, wenn sie eben plötzlich überrascht werden.
258. „jemanden an die Kandare nehmen“
Jemanden „an die Kandare nehmen“ bedeutet soviel wie die Freiheit eines anderen (z. B. zur Strafe) einschränken oder zurechtzuweisen und dabei zu disziplinieren. Die Redewendung kommt aus dem Reitsport. Die „Kandare“ ist die Gebissstange als Teil des Zaumzeug des Pferdes, mit dessen Hebelwirkung das Pferd gelenkt wird.
259. „ein Buch mit sieben Siegeln“
Die Redewendung „ein Buch mit sieben Siegeln“ deutet auf eine unbekannte Sache von der man nichts verstehen will oder auf eine unverständliche bzw. schwer zugängliche Thematik von der man nichts verstehen kann. Sie stammt aus der Bibel und beschreibt die Offenbarung des Johannes im Neuen Testament. Dort gibt es ein Buch mit sieben Siegeln, was keiner zu öffnen vermag, um einen Blick hinein zu werfen. Nur Jesus Christus in Gestalt eines Lamms ist würdig genug, das Buch zu öffnen. Durch das Öffnen der sieben Siegel wird die Apokalypse ausgelöst, der Kampf zwischen Gut und Böse, das Ende der Welt, wie wir sie kennen. Danach folgt laut Johannes das Reich Gottes, in dem in einer friedvollen und gerechten Zeit Gott König ist und keine Menschen mehr über Menschen herrschen. Die Zahl sieben hatte bereits früher, aber auch noch bis heute eine besondere Bedeutung. Die Hochkulturen glaubten an die Magie der Zahlen, wie die Babylonier und Sumerer im Vorderen Orient, die Griechen mit den Zahlenspekulationen der Pythagoreer und in Rom (die Sieben Hügel). Im Alten Testament ist sie besonders stark vertreten. Die sieben Tage der Schöpfung, sieben Tage der Opferung, Feier oder Trauer, sieben Opfertiere, sieben Söhne und sieben Gott umgebende Erzengel. Auch die Christen übernahmen aus dem Judentum die Zahl sieben: sieben Sakramente, sieben Todsünden, sieben Gaben des heiligen Geistes und sieben letzte Worte von Jesu am Kreuz. Unter kirchlichem Einfluss wurden auch aus den, ursprünglichen neun antiken Wissenschaften, die Sieben Freien Künste der Welt.
260. „einen Obolus entrichten“
„Einen Obolus entrichten ist eine aus dem antiken Griechenland stammende Redensart und beschreibt eine kleine Münze (griechisch: obolos) mit geringem Wert (Obolus wiederum geht wie das Wort Obelisk auf das altgriechische Wort(obelós) (= Bratspieß) zurück). In der Mythologie spielte sie allerdings eine große Rolle. Laut einer Sage wollte der Fährmann Charon einen Obolus haben, wenn er die Toten über den Fluß Acheron ins Reich der Toten, den Hades, brachte. Die Hinterbliebenen betrachteten es also als ihre heilige Pflicht, den Verstorbenen einen Obolus unter die Zunge zu legen, damit er sein Fährgeld bezahlen, also seinen Obolus entrichten konnte. Und so hat sich die heutige Bedeutung entwickelt, das man mit „seinem geleisteten Obolus“ einem Kellner das Trinkgeld gab, auf einem kleinen Fest einen freiwilligen Beitrag hinterlies oder den Opfern eines Unglückes eine Spende überreichte.
261. „zieh Leine!“
„Zieh Leine!“ und verschwinde, folge endlich meiner Aufforderung und „Hau ab!“ Früher zogen Knechte oder Pferde die Kähne auf den Flüssen stromaufwärts. Und aus diesen frühen Zeiten der Binnenschifffahrt stammt vermutlich auch diese Redensart. In ärmeren Gegenden der Erde ist es auch heute noch üblich, dass Lasttiere oder Menschen die Kähne ziehen, was sich „treideln“ nennt.
262. „ein Brett vor dem Kopf haben“
Ein Brett vor dem Kopf haben – Wenn etwas nicht verstanden oder begriffen wird, obwohl es so offensichtlich ist, redet man von ‚“begriffsstutzig“ sein, oder eben von „ein Brett vor dem Kopf haben“. Diese Redewendung stammt aus früheren landwirtschaftlichen Zeiten. Man hatte dem als dumm geltenden, störrischen Ochsen ein Brett vor die Augen gebunden, um so als Bauer leichter mit den Tieren arbeiten zu können. Da sie sich nicht erschreckten, wenn zum Beispiel das „Geschirr“ umgehängt wurde.
263. „fracksausen haben“
Hat jemand „Fracksausen“, so meint man damit das große Angst vor etwas herrscht. Manchmal kommen vor lauter Aufregung noch Magenschmerzen dazu, und schon „saust der Frack“. Frack ist ein altes Wort für Hose, und wenn die Hose saust, ja, dann hat man Durchfall und sollte eigentlich die Zeit lieber auf der Toilette verbringen, bis die Aufregung, hoffentlich schnell wieder gelegt hat.
264. „kein Blatt vor den Mund nehmen“
Die Redewendung „kein Blatt vor den Mund nehmen“ entwickelte sich aus dem Theaterwesen. Früher ging es in den Komödien im Theater recht schonungslos zu, selbst hohe Staatsmänner und Politiker wurden gern auf die Schippe genommen und auch kritisiert. Damit sie dafür nicht bestraft werden konnten, versteckten de Schauspieler ihre Gesichter hinter Masken. Zur Anfangszeit des Theaters gab es die jedoch noch nicht und da nahmen sie einfach ein Blatt Papier. Schauspieler aber, die sich nicht hinter einem Blatt versteckten, also kein Blatt vor den Mund nahmen, redeten frei heraus und sprachen ganz offen. Es bedeutet also schonungslos und ohne Beschönigung Themen anzusprechen, auch wenn diese unangenehm sind.
265. „jemanden am Schlafittchen packen“
Wenn ich jemanden festhalte, mir vorknöpfe und dabei zur Rede stelle, packe ich ihn oder sie sprichwörtlich „am Schlafittchen“. Diese Redensart ist seit dem 18. Jahrhundert gebräuchlich. Vermutlich leitet sich Schlafittchen von Schlagfittchen oder Fittchen ab, eine sehr alte Bezeichnung für den Flügel eines Vogels. Sinngemäß hindert man also jemanden am „Wegfliegen“, indem man ihn oder am Kragen festhält.
266. „noch ist nicht aller Tage Abend“
Das Sprichwort „noch ist nicht aller Tage Abend“ nutzt man, um sich oder jemanden anderen in seiner Entscheidung zu bestärken, Chancen nicht unversucht zu lassen und nicht vorzeitig ohne entscheidende Ergebnisse aufzugeben. Nicht nur in Bezug auf sportliche Wettkämpfe werden viele Dinge erst kurz vor Schluss entschieden. Das Zitat „Nondum omnium dierum solem occidisse“ (deutsch: „Es ist noch nicht aller Tage Abend.“) geht auf den römischen Geschichtenschreiber Titus Livius (59 v.Chr – 17 n.Chr.) zurück.
267. „etwas im Schilde führen“
Führt jemand „etwas im Schilde“, meint man meist das etwas aus dem Hinterhalt geplant, eine vermeintlich nette Tat mit Hintergedanken ausgeführt oder etwas Böses beabsichtigt wird. Diese Redewendung stammt aus dem Mittelalter. Damals führten alle Adelshäuser ihr Familienwappen auf dem Schild, auf Fahnen und Helmen. Nur Familienmitglieder durften das Wappen führen. Man erkannte so selbst einen Reiter in Rüstung schon von Weitem an seinem Wappen, was er im Schilde führte, ob sich ein Freund oder Feind näherte. Erst später entwickelte sich daraus die negative Bedeutung der Redensart. Eine andere Deutung aber, weist auch auf eine Waffe hin, die jemand leicht hinter dem Schilde hat verbergen können und damit etwas im Schilde führte.
268. „sich pudelwohl fühlen“
Der Pudelhund liebt das Wasser und wurde dementsprechend früher bei der Wasserjagd eingesetzt. Seinen Namen erhielt der Hund vom „pudeln“, was so viel heißt wie „im Wasser plantschen“. Fühlt sich also jemand beim im Wasser plantschen pudelwohl, so fühlt er sich dabei genauso wohl wie ein Pudel.
269. „hinter schwedischen Gardinen“
Die für ein Gefängnis gern genutzte Redewendung „hinter schwedischen Gardinen“ stammt daher, dass der schwedische Stahl früher als besonders stabil galt. Und so wurden dereinst die Gefängnis-Fenstergitter oft aus schwedischem Stahl gefertigt und der Gefangene durfte somit hinter „schwedischen Gardinen“ seine Strafe absitzen.
270. „jemandem die Würmer aus der Nase ziehen“
„Jemandem die Würmer aus der Nase ziehen“ bedeutet im weiteren das man „jemanden mühsam zum Reden bringen müsse, um bei ihm oder ihr ein Geheimnis zu entlocken oder ein Geständnis auszuhorchen zu können. In Zeiten, in denen es noch keine Krankenhäuser und richtig ausgebildete Ärzte (im heutigen Verständnis) gab, nutze man die alte Volksmedizin, auf welche sich der Ursprung der Redewendung zurück verfolgen lässt. Früher dachten die Menschen, Krankheiten werden durch wurmförmige Dämonen im Kopf verursacht. „Wunderheiler“ und Quacksalber machten sich dies zunutze und zogen von Jahrmarkt zu Jahrmarkt, wo sie unter viel Brimborium ihre Patienten vor den Augen des versammelten Dorfes „heilten“. Dazu stocherten sie mit ihren Instrumenten im Gesicht des Kranken herum und zogen dann unauffällig einen Wurm aus dem Hemdsärmel. Dies sah so dramatisch und glaubhaft aus, dass die Zuschauer dachten, der „Heiler“ hätte tatsächlich den bösen „Krankheitswurm“ aus der Nase des Patienten gezogen und ihn so von seinem Leid befreit. So füllten die Quacksalber in diesen Zeiten ihre Geldbeutel.
271. „wie bei Hempels unterm Sofa“
Die Herkunft der relativ jungen Redewendung „wie bei Hempels unterm Sofa“ ist nicht bekannt. Offenbar stammt sie nicht von einer real existierenden Familie mit dem Namen „Hempel“. Das Wort Hempel selbst leitet sich von Hampel(mann) ab. Schon Martin Luther (1483-1546) nutzte „grober Hempel“ als Synonym für einen unkultivierten und einfältigen , schmutzigen und unordentlichen Menschen. Im 20. Jahrhundert setzte sich dann die Bezeichnung „Hempels Sofa“ durch, in manchen Gegenden sagt man auch „bei Hempels unterm Bett“. Für die Verbreitung als Redewendung sorgte 1991 außerdem der Liedermacher Reinhard Mey mit seinem Titel “ Wie bei Hempels unterm Bett“.
272. „mit jemandem durch dick und dünn gehen“
Mit jemanden gemeinsam solidarisch und vorbehaltlos gute & schlechte Zeiten erleben und treu in allen Lebenslagen zueinander stehen. Wenn das zutrifft spricht man von „gemeinsam durch dick und dünn gehen“. Entgegen der weitläufigen Annahme hat diese Redewendung rein gar nichts mit dem Körpergewicht zu tun, denn in der früheren Zeit ihrer Entstehung musste man sich über Fettpölsterchen, Schlankheitswahn und Abspecken noch keine Gedanken machen, da man sich noch viel zu Fuß bewegte. „Dick“ bedeutet hier in seiner alten Bedeutung „dicht“. Ging man mit jemandem durch dick und dünn, bedeutete dies, man begleitete ihn „durch dicht und dünn bewaldetes Gelände“ und zeigte sich so als wahrer Freund, denn früher lauerten hinter Bäumen und dichten Sträuchern etliche Räuber und Strauchdiebe.
273. „wie ein Lauffeuer verbreiten“
Die Redewendung „sich wie ein Lauffeuer ausbreiten“ hat ihren Ursprung im 17. Jahrhundert. Ein Lauffeuer war eine eine Spur aus Schwarz- oder Schießpulver, die zur Fernzündung einer Sprengladung angezündet wurde. Die Pulverspur verbrannte rasend schnell, genauso wie sich heutzutage mancherlei Gerücht äußerst schnell herum spricht. Auch Klatsch und Tratsch kann sich so durch schnellen Weitererzählen „wie ein Lauffeuer verbreiten“.
274. „sich spinnefeind sein“
Wenn man „sich spinnefeind ist“ bedeutet das soviel wie sich feindlich gesinnt sein und nicht zu mögen, meist auch sich zu hassen. Diese Redensart stammt möglicherweise tatsächlich von den Spinnen ab, unter denen es einige Exemplare gibt, die Kannibalismus praktizieren. Die weiblichen Wolfsspinnen zum Beispiel verspeisen die Männchen vor oder nach der Paarung. Dieses Phänomen ist zwar unter Menschen nicht zu beobachten, aber wenn sich 2 Personen spinnefeind sind, hassen sie sich zumeist bis auf den Tod.
275. „Butter bei die Fische“
Die Bedeutung von „Butter bei die Fische“ deutet sich in der Aufforderung endlich Klartext zu reden und dabei ehrlich zur Sache zu kommen und die Wahrheit zu sagen. Die Redewendung kommt aus dem Bereich des Kochens, wo es früher so üblich war, zu gebratenem oder gebackenem Fisch ein Stückchen Butter mit dazu zu reichen. Aber erst so kurz vor dem Servieren, dass die Butter nicht verläuft. Hat man also „Butter bei die Fische gegeben“, muss das Essen sogleich beginnen.
276. „sich aus dem Staub machen“
Die Redewendung „sich aus dem Staub machen“ stammt aus den Zeiten von altertümlichen Schlachten, bei denen das Schlachtgetümmel so viel Staub aufwirbelte, dass ängstliche Soldaten die Gelegenheit zur unbemerkten Flucht nutzen konnten. Dies musste heimlich geschehen, weil das Verweigern der Soldatenpflicht – die Fahnenflucht – verboten war und oft mit dem Tode bestraft wurde. Man flieht oder flüchtet also unerlaubt & unbemerkt wenn „man sich aus dem Staub macht“.
277. „den Kopf in den Sand stecken“
Wenn man „den Kopf in den Sand stecken“ und vor einem unangenehmen Problem davonlaufen will. Wenn eine Gefahr nicht ernst genommen und vor der Wirklichkeit geflohen werden soll. Man vor der Realität die Augen verschließt und so die Situation leugnen will, spricht man von dieser Redensart, welche vielleicht aus der Kolonialzeit, als die Europäer in Afrika zum ersten Mal Strauße beobachteten, stammt. Strauße senken bei Gefahr ihre Köpfe sehr nah über den Boden. Für die Europäer sah es so aus, als würden sie den Kopf in den Sand stecken nach dem Motto: „Ich sehe die Gefahr nicht, also ist sie auch nicht da“. Dabei hat der Afrikanische Strauß dies gar nicht nötig, denn er erreicht beim Laufen Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h, was ausreicht, um den meisten Jägern zu entkommen. In anderen Situationen, zum Beispiel bei der Verteidigung des Geleges gegen Nesträuber, können seine mächtigen, mit Krallen bewährten Zehen erhebliche, oft sogar tödliche Verletzungen verursachen. Besonders brütende Strauße legen sich flach auf den Boden, um im Gras aus größerer Entfernung nicht mehr sichtbar zu sein. Der Ursprung der Redensart vom „in den Sand gesteckten Kopf“ liegt vermutlich genau hier.
278. „Possen reißen“
Wir unterhalten andere, indem wir Witze erzählen und Quatsch machen und dabei oft „Possen reißen“. Diese dafür bekannte Redewendung wird schon lange verwendet. Die Figuren an Brunnen und anderen öffentlichen Bauwerken wurden früher Possen genannt. Entworfen wurden sie von Architekten auf ihrem sogenannten Reißbrett, dem Zeichenbrett. Daher kommt die Redensart „Possen reißen“.
279. „jeder ist seines Glückes Schmied“
Bedeutung: Jeder ist seines Glückes Schmied – jeder ist selbst für sein Glück verantwortlich, kann durch seine Handlungen sein Schicksal beeinflussen; jeder Mensch ist selbst dafür verantwortlich, was er aus seinem Leben macht; sein Leben aktiv nach eigenen Wünschen gestalten Herkunft: Schon seit dem dritten Jahrhundert vor Christus soll diese Redewendung in Gebrauch gewesen sein. Der damalige Politiker Appius Claudius Caecus soll sie verwendet haben. Noch heute beschreibt sie unsere Auffassung vom persönlichen Glück.
280. „Hummeln im Hintern haben“
Wenn man „Hummeln im Hintern hat“ zeugt das von energiegeladenem Tatendrang, man ist ein Zappelphilip und kann nicht still sitzen bleiben. Die Herkunft dieser Redewendung mit der tierischen Alliteration bezieht sich auf die Hummel, die ständig auf der Suche nach Nektar ist und darum ruhelos hin- und herfliegt. Die Vorstellung liegt nahe, dass jemand, der buchstäblich Hummeln im Hintern hat, sich nervös hin- und herbewegt, um sie schnell wieder loszuwerden. Schon Luther hat diese Redewendung in seiner Sprichwörtersammlung verwendet. Bei etwas stärkerer Ausdrucksweise redet man auch von „Hummeln im Arsch haben“.
281. „starker Tobak“
Etwas provozierend unverschämtes bzw. überraschend unangenehmes quittiert man mit der Redewendung „starker Tobak“. Dies kommt von sehr starkem Tabak und geht auf eine alte Erzählung zurück. Darin hält ein Jäger den Teufel zum Narren, denn dieser hat noch nie ein Gewehr gesehen. Der Jäger tut so, als sei es eine Pfeife und bietet dem Teufel einen Zug an. Der Teufel kann natürlich nicht widerstehen und bekommt eine Ladung Schrot aus dem Gewehr. Während sich der Jäger freut, wundert sich der Teufel über den „starken Tabak“, der ihm aus der „Pfeife“ entgegen gekommen ist.
282. „so ein Affentheater!“
Der Ursprung des Ausdruckes „so ein Affentheater“ liegt im 19. Jahrhundert. Die sogenannte „Menagerie“ war der Vorläufer des heutigen Zoo. Außer den Tieren und verschiedenen Kuriositäten, an denen sich die Menschen ergötzten, gab es vor allem auch dressierte Tiere zu bewundern. Das „Affentheater“ war eine Attraktion, in der die Affen in Kleidung gesteckt wurden und kleine Kunststücke vorführten. Diese zeigten sich davon natürlich wenig begeistert und quittierten das verlangte mit übertriebenen und aufgedrehten Reaktionen. Aus diesem für wilde Tiere unnormalen Verhalten wurde die Redewendung „So ein Affentheater!“.
283. „es ist nicht alles Gold, was glänzt“
Die Bedeutung von „es ist nicht alles Gold, was glänzt“ ist jedem bekannt. Es trügt der äußere Schein und es werden oft erst beim näheren Hinsehen Defizite, Fehler und Mängel entdeckt. Auch ist es möglich das einem später auffällt, das etwas versprochenes nicht gehalten wurde. Die Herkunft und die Entstehung dieses Sprichworts sind aber nicht belegt.
284. „alle Wege führen nach Rom“
Man vermutet das der Ursprung der Redewendung darin liegt, dass in der Antike Rom das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum war. Darüber hinaus hatte Kaiser Augustus im Jahre 20 v. Chr. auf dem Forum Romanum eine vergoldete Säule aufstellen lassen, auf welcher die Namen aller Hauptstädte der Provinzen des Römischen Reiches mit ihrer Entfernung zu Rom aufgeführt waren. So mag für den Betrachter der Säule der Eindruck entstanden sein, alle Wege führten nach Rom und damit auch Ausweichmöglichkeiten, wenn mal eine Straße unpassierbar war. Und somit fand sich eine einfache Lösung für ein schwerwiegendes Problem. „Alle Wege führen nach Rom“ in der Bedeutung von „es gibt viele Möglichkeiten ein Problem zu lösen“.
285. „alles über einen Kamm scheren“
„Alles über einen Kamm scheren“, deutet sich im (nicht) unterscheiden zwischen zwei Dingen, welche einander positiv oder negativ wechselwirken. Man differenziert nicht im Beheben eines Fehlers, sondern meint, das alles sowieso gleich ist. Diese Redewendung kommt aus dem alt-germanischen Strafrecht. Zur Bestrafung wurde Verbrechern der Kopf geschoren. Diese schlimme Strafe und Entehrung machte für jedermann deutlich, dass es sich hier sehr wahrscheinlich um einen Verbrecher handelt. Für die Menschen waren alle mit kahlem Schädel automatisch Verbrecher, auch wenn dem manchmal gar nicht so war. In Bayern gibt es noch heute den abfälligen Ausdruck „Gscherter“. Ein weiterer Aspekt kam hinzu, so dass sich diese Redewendung bis heute hielt. Beim Scheren der Schafe benutzt man verschiedene Kämme, erst für die grobe und verfilzte Wolle, später dann für die feinere Wolle. Bei den klassischen Barbieren wird aber oft der gleiche Kamm für das Haupthaar und den Bart benutzt, obwohl es vielleicht sinnig wäre, verschiedene Kämme zu benutzen. Die Barbiere aber, scheren „alles über einen Kamm“.
286. „ein Bäuerchen machen“
Die Redensart „ein Bäuerchen machen“, meist bei Baby`s im Zusammenhang mit aufstoßen und rülpsen benutzt, stammt aus dem Mittelalter, als es noch üblich war, in aller Öffentlichkeit zu schmatzen, rülpsen oder auch einmal einen fahren zu lassen. Martin Luther (1483-1546) sagte einmal: „Warum rülpset und furzet ihr nicht? Hat es euch nicht geschmecket?“ Doch irgendwann begann man, sich vornehmer zu verhalten. Um sich von den groben, ungeschliffenen Bauern abzugrenzen, begannen im 19. Jahrhundert die bürgerlichen Schichten in den Städten Verhaltensweisen von den Adligen abzuschauen. So wurden diese Körpergeräusche zum Tabu und nur den Baby`s gestattete man Ausnahmen. Denn bereits damals wusste man schon, dass für Säuglinge das Rülpsen unerlässlich und wichtig für die Verdauung ist. Außerdem klappt bei Säuglingen das Zusammenspiel von Luft- und Speiseröhre noch nicht fehlerfrei, so dass regelmäßiges Aufstoßen unvermeidbar ist. Um es etwas zu verniedlichen, nannte man die Rülpser der Babys von nun an entschuldigend „Bäuerchen“, also „kleiner Bauer“. Und so durften nur noch Baby ungestraft in der Öffentlichkeit rülpsen, rüpelhaftes Bauernpack tat es sowieso.
287. „alles für die Katz“
„Alles für die Katz“, wenn etwas umsonst war und man sich (hinterher) sinnlos Mühe gab. Denn der Erfolg bliebt trotzdem aus und all die Arbeit war nichts (mehr) wert. Stammt vermutlich von einer Geschichte vom Fabelerzähler Burkard Waldis, „Der Schmied und die Katze“. Darin ließ ein Schmied seine Kunden immer das für seine Arbeit bezahlen, was diese ihnen wert gewesen war. Obwohl er sehr gute Arbeit leistete, sagten die Kunden immer einfach nur Danke, wenn sie beim Schmied waren, sie wollten nämlich eigentlich gar nichts bezahlen. Der Schmied wurde immer griesgrämiger, weil er ständig umsonst arbeiten musste. Da nahm er eine alte dicke Katze, band sie in seiner Werkstatt an und sagte bei jedem abspeisenden „Danke“ der Kunden zur Katze: „Katz, das gebe ich dir.“ Die Katze jedoch konnte von leeren Worten nicht leben und verhungerte. Auch heute noch benutzt man die Redewendung „alles für die Katz“ wenn etwas vergeblich oder umsonst gewesen ist.
288. „auf den Keks gehen“
Der Ursprung der Redewendung „auf den Keks gehen“ ist nicht sicher geklärt. Sie ist erst in den letzten dreißig Jahren populär geworden. In den 1960er Jahren nannte man durchgeknallte, verrückte Personen „cake“ oder „fruitcake“, daher könnte hier der Zusammenhang zum Keks liegen. Vielleicht entstand so auch der Ausdruck „einen weichen Keks haben“, der jemanden bezeichnet, der nicht ganz bei Verstand ist. Somit ergibt sich der Zusammenhang zwischen dem Keks und dem Kopf und den Nerven. Möglicherweise entwickelte sich so aus der Person, die „einen weichen Keks hat“ eine Person, die „einem auf den Keks geht“. Was soviel bedeutet, wie „Ablehnung und/oder Überdruss hervorzurufen, was sich wieder in Aufdringlichkeit oder dem Lästig sein (auf die Nerven gehen) wiederspiegelt.
289. „Geld auf den Kopf hauen“
Geld verschwenderisch (meist für leichtfertige Vergnügungen) ausgeben und verprassen, das wird gemeint wenn Man(n) oder Frau von „Geld auf den Kopf (ge)hauen“ spricht. Als sich zwischen dem 16. & 19. Jahrhundert die territoriale und staatliche Zersplitterung der deutschen Länder auf dem Höhepunkt befand, wurden oftmals eigene Münzen geprägt. Nicht nur die mächtigen Fürstentümer wie Sachsen oder Bayern hatten das Recht von den immer schwächer werdenden Kaisern verliehen bekommen, sondern auch weit unbedeutendere Fürsten, Städte und geistliche Würdenträger erstritten das Recht oder nahmen es sich einfach. So gab es damals keine einheitliche Währung, sondern es war eine Vielzahl von Münzen in Umlauf, die sich auch noch in der Größe und Gewicht und damit im Wert unterschieden. Auch damals war es schon üblich, auf der einen Seite das Portrait und auf der anderen den Wert zu prägen. Um den Überblick des Wertes über all die im Umlauf befindlichen Münzen zu behalten, war es üblich, die Münze mit dem Portrait nach unten und mit der Wertangabe nach oben zu legen. Man hatte sein Geld also buchstäblich „auf den Kopf“ gehauen.
290. „die Löffel spitzen“
Man „spitzt die Löffel“ wenn man ganz genau zuhören will. Aufmerksam und neugierig anderen Dingen lauschen will. Der Begriff „Löffel“ stammt aus der Jägersprache und bezeichnet die Ohren von Hasen und Kaninchen. Wer also die „Löffel spitzt“, der lauscht aufmerksam wie ein Hase mit aufgestellten Ohren seinem Gegenüber.
291. „ein Wermutstropfen“
Die Bedeutung von „Ein Wermutstropfen“ liegt im traurigen oder getrübten Augenblick einer Erinnerung oder eines Erlebnisses, durch einen kleinen, aber zumeist schwerwiegenden Fehler. Aber auch eine an sich gute Sache, welche einen Makel hat kann mit dieser Redewendung bedacht werden. Der Ursprung liegt im Geschmack des Wermutkrautes, auch als „Bitterer Beifuß“ bekannt. Dieses Kraut, was schon seit der Antike als Heilpflanze verwendet wird, hat eine hohe Konzentration an Bitterstoffen, schon wenige Tropfen in einem Getränk verleihen diesem einen unangenehmen bitteren Beigeschmack.
292. „einen Eiertanz aufführen“
Diese Redewendung „einen Eiertanz aufführen“ verdanken wir dem deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe, der eines Tages ein Mädchen sah, welches Eier in einem bestimmten Muster auf einen Teppich legte und mit verbundenen Augen zwischen ihnen tanzte. Sie berührte kein einziges Ei und das erstaunte Goethe so sehr, dass er das Gesehene aufschrieb. Da so viele Menschen seine Geschichte lasen, verbreitete sich so. Die Redewendung findet Anwendung, wenn jemand sehr vorsichtig sein muss, da er etwas verbergt, verheimlicht oder verdeckt. Da dieser Tanz sehr kompliziert ist, beschreibt sie auch Personen, die sehr umständlich sind.
293. „olle Kamellen“
Die Bedeutung von Olle Kamellen liegt im betrachten langweiliger Dinge oder dem hören bereits bekannter (meist alter) Sachen. Dieser Ausdruck kommt aus dem Niederdeutschen und bedeutet Kamille. Die Kamillenblüten sind für ihre heilende Wirkung bekannt. Allerdings verlieren sie ihre Heilkraft, wenn sie zu lange gelagert werden und werden „oll“ und nützen damit niemandem mehr etwas. „Olle Kamellen“ steht bis heute im deutschen Sprachraum in Gebrauch.
294. „jemandem die Zähne zeigen“
Wenn Widerstand geleistet wird, sie sich wehren, der Wolf ein Schaf angreift oder jemand seinem Gegenüber unerschrocken und mit Selbstbewusstsein entgegentritt und sich etwas Negatives nicht gefallen lässt. Dann spricht man von „jemandem die Zähne zeigen. Die Redewendung entnahm man den Drohgebärden von Hunden, Wölfen und anderen Raubtieren. Denn wenn diese fletschen und ihre Zähne zeigen, wenn sie angriffslustig sind und Kampfbereitschaft signalisieren wollen, zeigen sie dem Angreifer so, dass sie jederzeit zubeißen können. Nachgewiesen ist der Gebrauch dieser Redewendung schon seit dem 16. Jahrhundert.
295. „einen Pferdefuß haben“
„Einen Pferdefuß haben“, diese Redewendung bezieht sich auf den Teufel. Schon seit dem 18. Jahrhundert wird von dem Pferdefuß im Zusammenhang mit dem Teufel erzählt, in Goethes „Faust“ ist dies zum Beispiel Mephisto. Die Figur des Teufels, der einen Pferdefuß hat, den er stets zu verbergen versucht, findet oft Anwendung, wenn die Autoren ausdrücken wollen, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Eine Situation zieht also eine Unannehmlichkeit auf sich, ein Geschäft hat einen Nachteil oder das Vorhaben geht nicht mit rechten Dingen über die Bühne!
296. „blaues Blut in den Adern haben“
Wenn man „Blaues Blut in den Adern hab“ soll das von adliger Herkunft zeugen. Die Herkunft dieser Redensart kommt aus der Zeit, als die Adligen niemals bei glühender Sonne wie die Bauern auf den Feldern arbeiten mussten. So waren bei den Adligen die Adern unter der blassen Haut deutlich sichtbar. Blässe galt damals als vornehm, denn wer blass war, hatte genug Vermögen und es nicht nötig, auf dem Feld zu arbeiten. Im Gegensatz zu den Bauern deren Haut zumeist tiefgebräunt war.
297. „die Hucke volllügen“
„Jemandem die Hucke volllügen“ bedeutet in etwa eine Menge Lügen aufzutischen oder es mit dem Lügen maßlos zuübertreiben. Der Begriff „Hucke“ ist ein altertümlicher Begriff für eine schwere Last, die auf dem Rücken getragen wurde. Die Redewendung weist also darauf hin, dass die gutgläubige Person, die auf so einen großen Lügner hereinfällt, an den Folgen manchmal schwer zu tragen hat.
298. „danach kräht kein Hahn“
Danach kräht kein Hahn mehr, das interessiert doch niemanden. Das Interesse fehlt um darüber zu reden da etwas keine Bedeutung (mehr) hat. Diese Redewendung wird seit dem 15. Jahrhundert verwendet. Sie stammt vermutlich aus aus dem Neuen Testament, worin (einer Erzählung nach) der Apostel Petrus seine Zugehörigkeit zu Jesus dreimal leugnet. Nach jedem Verrat folgt das Krähen eines Hahnes. Im Umkehrschluss wird „danach kräht kein Hahn mehr“ sprachlich gebraucht: Hat eine Sache oder eine Person seine Bedeutung verloren, kräht ihr ab dem Zeitpunkt auch kein Hahn mehr hinterher.
299. „rubbel die Katz“
Früher wurde die Geldtasche im deutschen „Portemonnaie“ auch Geldkatze genannt, weil der Geldbeutel meist aus Leder in länglicher Form bestand, den man sich um die Taille band. Liefen die Geschäfte gut oder wollten sie selbst Geld ausgeben, streichelten die Kaufleute ihren Geldbeutel, rubbelten also die Katz, vielleicht um sicherzugehen, dass sich noch alles oder genug darin befand. „Rubbel die Katz“ galt damals als Aufforderung, sich schnell zu entscheiden und die Geldkatze zu öffnen. Auch heute sagt man dies noch, wenn man etwas schneller und ohne Umschweife tun soll.
300. „den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“
Zur Verbreitung dieser Redensart in Deutschland hat maßgeblich der Dichter und Übersetzer Christoph Martin Wieland (1733-1813) beigetragen, da er die Wendung in Anlehnung an antiken Vorbildern wiederholt in seinen Werken verwendete. Als Beispiel: „Die Herren dieser Art blendt oft zu vieles Licht, Sie sehn den Wald vor lauter Bäumen nicht“ (aus „Musarion“). Man erkennt also etwas Naheliegendes, etwas Offensichtliches nicht und übersieht daher die Lösung zu diesem Problem. Oder man verliert den Überblick durch eine zu große und unübersichtliche Menge an Lösungen, so das die vor einem liegende vielleicht einfach übersehen wird. Zur Zeit Wieland`s, der Aufklärung, zählte er neben Lessing und Lichtenberg zu den einflussreichsten und wichtigsten deutschen Dichtern.
301. „einen Haken haben“
Wenn man bei einem Geschäft oder einer Idee einen Nachteil erkennt oder sich ein verborgenes, auf den ersten Blick nicht erkennbares Problem auftut, spricht man von „einen Haken haben“! Diese Redewendung wurde schon im Mittelhochdeutschen verwendet, das im Hochmittelalter von etwa 1050 bis 1350 gesprochen wurde. Vermutlich geht der „Haken an einer Sache“ auf das Angeln zurück. Bildlich bezieht sich der Ausdruck auf den Haken im Köder einer Angel, der dem Fisch, der ihn nicht sehen kann, zum Verhängnis wird, wenn er sich vom Köder anlocken lässt und zubeißt.
302. „Süßholz raspeln“
Von „Süßholz raspeln“ redet man, wenn jemand seinem Gegenüber extrem schmeichelt, ihm oder ihr sehr schöntun und dabei meist übertriebene Komplimente weitergibt. Diese Redewendung ist bildlich gesprochen und bezieht sich auf das Genussmittel „Süßholzwurzel“. Diese ist zuckerhaltig und wurde früher geraspelt oder geschabt, um Süßwaren oder Arzneien herzustellen und zu verfeinern. Heute wird die Wendung meist in einem spöttischen Zusammenhang gebraucht, oft, wenn jemand Aufmerksamkeit beim anderen Geschlecht erregen will.
303. „die Gelegenheit beim Schopfe packen“
Diese Redewendung bezieht sich bildlich auf einen Gott der griechischen Mythologie, dem Gott der günstigen Gelegenheit, des günstigen Augenblicks, der Kairos genannt wurde. Kairos war ständig in Bewegung und so schnell, dass man ihn erst bemerkte, wenn er direkt vor einem stand. Es gab nur eine Möglichkeit, ihn festzuhalten, man musste ohne nachzudenken seinen langen Haarschopf packen, der ihm in die Stirn fiel. Denn war Kairos fast im gleichen Moment wieder verschwunden, konnte man den Gott der günstigen Gelegenheit nicht mehr zu fassen bekommen, denn sein Hinterkopf war kahlgeschoren. Heute dürfen besonders Schnäppchenjäger nicht zögern, in einer günstigen Situation die Gelegenheit beim Schopfe zu packen. Um so eine glückliche Situation, welche nicht vorhersehbar war, nutzen zu können. Glück und Zufall spielen dabei oft eine große Rolle.
304. „auf Rosen gebettet sein“
„Wie auf Rosen gebettet sein“ in der Bedeutung von, man hat oder kann seinen Luxus oder Komfort ohne großes zutun einfach genießen. Man ist wohlhabend, verwöhnt oder umsorgt und meist alles gleichzeitig. Bedürfnisse sind oder werden normalerweise sofort befriedigt und man kennt keine gröberen Unannehmlichkeiten. Dies drückt die Rose als Symbol des Glücks, der Freude und des Wohlstands aus und sie wurde bereits von den Römern und Griechen in diesem Sinne wertgeschätzt. Die Rose war somit bereits in der Antike eines der höchsten Luxusgüter. Wahrscheinlich geht die Redewendung auf den Brauch zurück, dass die Römer früher im Liegen speisten und dabei buchstäblich auf Rosen gebettet waren.
305. „Asche auf mein Haupt“
Asche gilt als Zeichen der Trauer, Buße und Umkehr, es symbolisiert besonders im christlichen Zusammenhang Neuanfang und seelische Reinigung. Es steht also für „bedauern“ und „bereuen“ und damit im weiteren für den Wunsch nach „Buse tun“ bzw. „Selbstanklage“. Dafür steht ebenso der Aschermittwoch. Dieser hat seinen Namen durch einen alten christlichen Brauch erhalten: Menschen, die eine Sünde begangen hatten, trugen ab diesem Tag bis Ostern Bußkleider, wurden mit Asche bestreut und symbolisch aus der Kirche geworfen. In den nächsten 40 Tagen erhielten die Sünder die Gelegenheit, Buße zu tun und ihre Taten zu bereuen. Am Gründonnerstag nahm die Gemeinde sie wieder in ihrem Kreis auf. Der Brauch der allgemeinen Aschebestreuung gibt es seit dem 11. Jahrhundert. Jedem Christen – Sünder oder nicht – wird am Aschermittwoch ein Kreuz aus geweihter Asche auf die Stirn gezeichnet. Sagt man die Redewendung „Asche auf mein Haupt“, gesteht man seine eigene Schuld ein. Diese Redewendung wird aber auch gerne ironisch verwendet.
306. „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“
„Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, bedeutet einfach: „Wer zuerst da ist, bekommt auch als erstes etwas“ bzw. „kann etwas als erster tun“! Dieses Sprichwort kommt aus dem Mittelalter. In dieser Zeit mussten sich die Bauern mit ihrem Getreide vor den Mühlen anstellen und ihnen wurde dann der Reihe nach das Korn gemahlen. Wer zuerst da war, hat sein Mehl natürlich auch als erstes wiederbekommen und konnte eher wieder nach Hause gehen, während die Bauern, die später kamen, umso länger warten mussten.
307. „Paroli bieten“
„Paroli bieten“ ( ital. „pari“ = „gleich, quitt“) hat seinen Ursprung im Glücksspiel. Beim französischen Glücksspiel „Pharo“ kann ein Spieler darauf verzichten, sich den Gewinn, den er mit einer Karte erzielt hat, sofort auszahlen zu lassen. Knickt er stattdessen eine Ecke der Karte um, bedeutet dies, dass er noch mal alles auf diese Karte setzt. Diesen Spielzug nennt man „Paroli bieten“. Der Einsatz lohnt sich: Gewinnt der Spieler mit dieser Karten zum zweiten Mal, bekommt er den dreifachen Gewinn. Man ist also selbstbewusst und wild entschlossen mehr zu gewinnen. Man gibt dem anderen Kontra, leistet gegen eine Niederlage Widerstand oder behauptet sich zumindest dagegen.
308. „ausser Rand und Band“
Ursprünglich kommt diese Redewendung aus der Böttchersprache. Ein Böttcher, oder auch ein Küfer, Büttner oder Fassbinder, ist ein Handwerker, der Gefäße wie Fässer, Bottiche und Kübel aus Holz herstellt. Die Fässer werden aus gebogenen Hölzern (Dauben) zusammengesetzt. Wenn diese Dauben aus dem „Rand“, also der Umfassung am Fassboden, und aus den eisernen „Bändern“ geraten, die sie zusammenhalten, dann ist das Fass undicht oder bricht gleich ganz zusammen – folglich sind sie buchstäblich außer Kontrolle – also außer Rand und Band. Dies wird z. B. in Verbindung gesetzt mit herumtollende, übermütige Kinder, welche sich wohl in dem Moment ausser Kontrolle befinden.
309. „auf die Tube drücken“
Diese Redewendung kommt aus dem Technischen: Mit „Tube“ ist die Vergaserdüse des Verbrennungsmotors gemeint.Wenn jemand also „auf die Tube drücken“ soll, soll er Gas geben. Er, sie oder es beschleunigt also seine Tätigkeit.
310. „mit Schmackes“
Genutzt wird diese Redensart vor allem im Rheinland, bekannt ist sie aber auch in den anderen Teilen Deutschlands. Woher diese aber kommt bleibt unbekannt. Man vermutet, dass es sich um eine Entwicklung aus dem lautmalerischen Wort „smacken“ handelt. Ein lautmalerisches Wort ist ein Wort, welches genau so klingt wie das, was es beschreibt. „Kuckuck“ ist hier ein ideales Beispiel. Bei dem Wort „schmacken“ kann man sich gut ein knallendes Geräusch vorstellen. Und so entwickelte sich aus „smacken“ für „zuknallen“ irgendwann „Schmackes“. Also z. B. eine Tür mit Wucht bzw. Schwung oder kraftvoll schließen
311. „in die Wüste schicken“
…
312. „Schmäh führen“
…
313. „es ist allerhöchste Eisenbahn“
…
314. „das Eis brechen“
…
315. „einen Bärendienst erweisen“
…
316. „Lügen wie gedruckt“
…
317. „zum Affen machen“
…
318. „nicht mit nackten Fingern auf andere zeigen“
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319. „wie man in den Wald ruf, so kommts auch heraus“
…
320. „auf den Fuß folgen“
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321. „auch ein blindes Huhn findet ein Korn“
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322. „der Sündenbock sein“
…
323. „mit jemandem nicht gut Kirchen essen können“
…
324. „das schlägt dem Faß den Boden aus“
…
325. „einen Kater haben“
…
326. „seinen Senf dazugeben“
…
327. „kalte Füße kriegen“
…
328. „Bauklötze staunen“
…
329. „Krokodilstränen weinen“
…
330. „jemandem reinen Wein einschenken“
…
331. „Asche auf mein Haupt“
…
332. „sich am Riemen reißen“
…
333. „alle Register ziehen“
…
334. „da brat mir einer einen Storch“
…
335. „jemanden an der Nase herumführen“
…
336. „durch den Wind sein“
…
337. „jemandem auf den Zahn fühlen“
…
338. „nach Strich und Faden“
…
339. „sich an die eigene Nase fassen“
…
340. „wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“
…
341. „ein Engel geht durchs Zimmer“
…
342. „Wolf im Schafpelz“
…
343. „Quitt sein“
…
344. „wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird“
…
345. „Heulen wie ein Schlosshund“
…
346. „auf einer Wellenlänge“
…
347. „da kann ich ein Lied von singen“
…
348. „den Affen Zucker geben“
…
349. „jemandem nicht grün sein“
…
350. „einen grünen Daumen haben“
…
351. „in den sauren Apfel beisen“
…
352. „Grün hinter den Ohren“
…
353. „in Teufels Küche kommen“
…
354. „die Katze lässt das Mausen nicht“
…
355. „jemanden an der Nase herumführen“
…
356. „Futsch ist Futsch“
…
357. „Schmalhans ist Küchenmeister“
…
358. „voller Bauch studiert nicht gern“
…
359. „steter Tropfen höhlt den Stein“
…
360. „das Kind mit dem Bade ausschütten“
…
361. „Herein, wenn`s kein Schneider ist“
…
362. „den Rubikon überschreiten“
…
363. „über den Tisch ziehen“
…
364. „aus dem letzten Loch pfeifen“
…
365. „sich einen Klotz ans Bein binden“
…
366. „jemandem den Hof machen“
…
367. „der Wahre Jakob“
…
368. „Frech wie Oskar“
…
369. „nicht ganz koscher“
…
370. „einen Strick aus etwas drehen“
…
371. „Faxen voll haben“
…
372. „Rute ins Fenster stellen“
…
373. „Schluss mit lustig“
…
374. „es kommt ganz dicke“
…
375. „einem geschenktem Gaul schaut man nicht ins Maul“
…
376. „gegen Windmühlen kämpfen“
…
377. „nicht von Pappe sein“
…
378. „nicht aus Zucker sein“
…
379. „wie in Abrahams Schoß“
…
380. „saufen wie ein Pferd“
…
381. „die Suppe auslöffeln müssen“
…
382. „eine Hand wäscht die andere“
…
383. „etwas auf die Nase binden“
…
384. „mich laust der Affe“
…
385. „Gift und Galle spucken“
…
386. „Hochwasser haben“
…
387. „Kokuspokus“
…
388. „Haare auf den Zähnen haben“
…
389. „jemanden ausnehmen wie eine Weihnachtsgans“
…
390. „Sturm im Wasserglas“
…
391. „da haben wir den Salat“
…
392. „unter Dach und Fach“
…
393. „eine Gelegenheit beim Schopfe packen“
…
394. „einen Toast aussprechen“
…
395. „aus allen Wolken fallen“
…
396. „Frosch im Hals“
…
397. „Toi toi toi“
…
398. „das schwarze Schaf der Familie sein“
…
399. „zeigen, wo der Barthel den Most herholt“
…
400. „Tomaten auf den Augen haben“
…
401. „alte Zöpfe abschneiden“
…
402. „einen Maulaffen feilhalten“
…
403. „Zuckerbrot und Peitsche“
…
404. „der Versuch Pudding an die Wand zu nageln“
…
405. „da lachen ja die Hühner“
…
406. „seine Schäfchen ins Trockene bringen“
…
407. „sich aus dem Staub machen“
…
408. „das Gelbe vom Ei“
…
409. „mit den Wölfen um die Wette heulen“
…
410. „stur wie ein Esel sein“
…
411. „für`n Appel und`n Ei“
…
412. „Jacke wie Hose“
…
413. „mein Name ist Hase, ich weiß von nichts“
…
414. „beleidigte Leberwurst“
…
415. „in die Schuhe schieben“
…
416. „auf Vordermann bringen“
…
417. „unter dem Pantoffel stehen“
…
418. „Milchmädchenrechnung“
…
419. „Abends werden die Bürgersteige hochgeklappt“
…
420. „wie Kraut und Rüben“
…
421. „im Dreieck springen“
…
422. „Saure-Gurken-Zeit“
…
423. „auf Tuchfühlung gehen“
…
424. „nach Adam Riese“
…
425. „wie sich Fuchs und Hase „Gute Nacht! sagen“
…
426. „die Haare stehen zu Berge“
…
427. „Pi mal Daumen“
…
428. „schlafen wie ein Murmeltier“
…
429. „sich die Zähne ausbeisen“
…
430. „Schmetterlinge im Bauch“
…
431. „alles im grünen Bereich“
…
432. „jemandem raucht der Kopf“
…
433. „Gardinenpredigt“
…
434. „auf Nummer sicher gehen“
…
435. „Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut“
…
436. „Schlau wie ein Fuchs“
…
437. „sein Licht unter den Scheffel stellen“
…
438. „Aug um Aug, Zahn um Zahn“
…
439. „Hopfen und Malz verloren“
…
440. „Beisammenhaben“
…
441. „Sisyphusarbeit“
…
442. „Kohldampf schieben“
…
443. „versessen sein“
…
444. „in Hülle und Fülle“
…
445. „gesiebte Luft atmen“
…
446. „Floh im Ohr“
…
447. „sich einen Ast lachen“ oder „sich krumm lachen“
…
448. „ins Fäustchen lachen“
…
449. „aus der Haut fahren“
…
450. „mit offenem Visier kämpfen“
…
451. „Spinne am Morgen, bringt Kummer und Sorgen“
…
452. „Murphy`s Gesetz“
…
453. „sei kein Frosch“
…
454. „aus einer Mücke einen Elefanten machen“
…
455. „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“
…
456. „Nachtigall, ick hör dir trapsen“
…
457. „über seinen Schatten springen“
…
458. „die Prinzessin auf der Erbse“
…
459. „ein Ritt über den Bodensee“
…
460. „kein Wässerchen trüben können“
…
461. „jemanden zur Schnecke machen“
…
462. „jemanden durch den Kakao ziehen“
…
463. „Laus über die Leber gelaufen“
…
464. „das hast du dir selbst eingebrockt“
…
465. „Lampenfieber“
…
466. „den Teufel an die Wand malen“
…
467. „auf Vordermann bringen“
…
468. „Eulen nach Athen tragen“
…
469. „etwas in trockenen Tüchern haben“
…
470. „Holzauge sei wachsam“
…
471. „dasselbe nur in grün“
…
472. „das ist Pippifax“
…
473. „in Saus und Braus“
…
474. „auf Draht sein“
…
475. „eine Schlappe einstecken“
…
476. „einen Bären aufbinden“
…
477. „sich ins Hemd machen“
…
478. „Paroli bieten“
…
479. „Katzenwäsche machen“
…
480. „Hahn im Korb“
…
481. „Spitz auf Knopf stehen“
…
482. „jemanden unter seine Fittiche nehmen“
…
483. „jemandem läuft die Galle über“
…
484. „Kloß (oder Frosch) im Hals haben“
…
485. „die Büchse der Pandora öffnen“
…
486. „wer Wind sät, wird Sturm ernten“
…
487. „die Spitze des Eisbergs“
…
488. „wie ein Berserker wüten“
…
489. „da wird der Hund in der Pfanne verrückt“
…
490. „Dorn im Auge sein“
…
491. „in die Röhre gucken“
…
492. „Nigelnagelneu“
…
493. „auf dem Schlauch stehen“
…
494. „sich etwas abschminken“
…
495. „etwas in den Kamin schreiben“
…
496. „wie Gott in Frankreich leben“
…
497. „Oberwasser haben“
…
498. „auf dem Teppich bleiben“
…
499. „eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“
…
500. „der Vergleich hinkt“
…
501. „jemandem die Stirn bieten“
…
502. „auf die Barrikaden gehen“
…
503. „ein Gedächtnis wie ein Elefant haben“
…
504. „Fest im Sattel sitzen“
…
505. „mir fällt ein Stein vom Herzen“
…
506. „rot sehen“
…
benutze Literatur und vorhandene Quellen:
„Mittelalter- Kontor“ von André Allrath (August 2017)
„Sprichwörter-Redewendungen.de“ von Lukas Hinsch und Susan Thiel (August 2017)
„deutsche Redewendungen“ von Geolino auf Geo.de (August 2017)
„Des Pudels Kern – Sprichwörter erklärt“ von Roland Leonhardt, Haufe Verlag (2006)
„Antworten die keiner braucht“ von Steffen Buchert, Vehling Verlag „Lexikon der sprichwörtlichen
Redensarten“ von Lutz Röhrich, Verlag Herder (2006)
„Brockhaus Multimedial“ (2005)
Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache“ von Kluge, Walter de Gruyter-Verlag (1999)
„Redensarten“ von Rudolf Köster, Dudenverlag (1999)
„Wahrig“ 1986
„Deutsche Redensarten und was dahinter steckt“ Krüger-Lorenzen (1982)