Linz – Franckviertel um 1920

/Linz – Franckviertel um 1920

Linz – Franckviertel um 1920

    -historische Kartenbezeichnung: Heinrich Franck Söhne – Kaffeemittelfabrik Linz a.D. –

-heutige Bezeichnung: Linz – Franckviertel

-heutige Lage oder auffällige Begebenheiten: ehemalige, im Linzer Stadtteil „Franckviertel“ gelegene Kaffeemittelfabrik, heute ein Großteil des Areals der Firma Nestlè

Die Geschichte der Firma Franck reicht von der Gründung der Zichorienfabrik in Vaihingen 1828 bis zum Übergang in die Nestle Deutschland AG, Frankfurt 1987. Als Besatzungssoldat lernte der Firmengründer Johann Heinrich Franck im Elsass die Zichorie sowie deren Verarbeitung kennen und startete 1828, im Anschluss an seinen Militärdienst, in Vaihingen/Enz mit der Produktion eines kaffeeähnlichen Getränks aus der Zichorie. Mit dem „Kaffee des kleinen Mannes“ stieß Franck (Inhaber eines Konditorei- und Spezereigeschäfts in Vaihingen/Enz) in eine Marktlücke, nachdem er bereits im Jahr 1827 erste Versuche mit der Zichorienkaffeeherstellung gestartet hatte und errichte daraufhin in Vaihingen eine erste Fabrik. Auf diesen Grundstein folgten noch etliche Filialbetriebe zur Herstellung von Zwischenfabrikaten, so in Darre in Steinbach (heute Wernau, Kreis Esslingen, 1832), Darre in Großgartach (heute Leingarten, KreisHeilbronn, 1844), Darre mit Rösterei und Mühle im Rieter Tal bei Enzweihingen (heute Vaihingen, Kreis Ludwigsburg, 1851) und Darre in Meimsheim (heute Brackenheim, Kreis Heilbronn, 1855) außerdem noch folgende Zweigstellen (mit Güterbahnanschluss) in Darre in Bretten (Baden, 1855), Darre in Eppingen (Baden, 1880) und Darre in Marbach/Neckar, 1880). 1867 schließlich starb der Firmengründer Johann Heinrich Franck und nur ein Jahr nach seinem Tod wurde der Standort des Hauptwerkes von Vaihingen/Enz nach Ludwigsburg verlagert. Der Hauptgrund war wohl der vorhandene Bahnanschluss. 1871 wurde die Firma dann zu Heinrich Franck Söhne OHG (in Ludwigsburg) umbenannt. Darauf folgte eine zweite Welle von Zweigniederlassungs-Gründungen, so auch in Linz (1879, dessen Ansicht hier ja vorliegt), Komotau (heute CR, 1883), Basel (Schweiz) und Mailand (Italien, beide ebenfalls 1883), Bukarest H. F. S. OHG, 1887), Kaschau (heute CR, 1888) Agram (heute Zagreb, Kroatien, 1892), Flushing (bei New York, 1895), Pardubitz (heute CR, 1896), Nagykanizsa (Ungarn, 1909), Skawina bei Krakau (heute Polen, 1910) und zu guter letzt Mosonszentjanos (Ungarn, 1911).

Es wurden aber auch einige konkurrierender Ketten deutscher Kaffeemittelhersteller bis 1928 erworben, so 1883 Daniel Voelcker in Lahr/Baden (gegr. 1806) – 1897 Gebrüder Wickert in Durlach, 1899 Ch. Kuntze und Söhne GmbH in Halle a.d. Saale, 1899 Krause und Co. in Nordhausen/Harz, 1900 C. Trampler in Lahr/Baden (gegr. 1793), 1908 Emil Seelig AG in Heilbronn, 1910 Bethge und Jordan in Magdeburg, 1911 F.F. Resag AG in Köpenick, 1911/12 Spartana-Nährsalz GmbH in Dresden, 1914 G.G. Weiss in Stettin (gegr. 1866), 1916 Pfeiffer und Diller in Horchheim, 1916 August Schmidt in Hamburg, 1917 Hillmann und Kischner in Breslau, 1917 Richard Porath GmbH in Pyritz, 1920 A.F.W. Röpe (Nachf.) in Hamburg, 1926 J.G. Hauswaldt in Magdeburg, 1928 Georg Josef Scheuer in Fürth (gegr. 1812), 1911 Beteiligung der Heinrich Franck Söhne OHG und der Kathreiner-Malzkaffee-Fabriken, München an der Resag AG Berlin-Köpenick, 1913 Gründung der Kornfranck GmbH in Neuss.

Schließlich wurde Heinrich Franck Söhne an die Internationale Nahrungs- und Genußmittel AG (INGA) in Schaffhausen angeschlossen und die neugegründeten Heinrich Franck Söhne GmbH von Halle nach Berlin verlegt, hinterher wurde dann noch die Heinrich Franck Söhne OHG Ludwigsburg in eine GmbH umgewandelt. Mit Ende des 1. Weltkriegs (1918) wurden in den Nachfolgestaaten der Donaumonarchie eigenständige Franck-Betriebe in Form nationaler Aktiengesellschaften gebildet, bis schließlich die österreichischen Werke Linz und Wien verselbständigt wurden. Womit der direkte Zusammenhang zum Mutterkonzern erlischt und eine eigene Firmengeschichte beginnt.

1879 wurde als erste Auslandsgründung der Zichorien-Kaffeesurrogat-Fabrik Heinrich Franck Söhne bei Ludwigsburg die Produktion nach Linz verlegt. Als geeignetster Platz wurden die Hallen einer, noch vor in Betriebnahme (aufgrund eines Börsenkrachs) im Jahre 1873 in die Pleite geschlitterten Waggonfabrik ausgewählt. Diese Hallen mit direktem Anschluss an die Westbahn wurden adaptiert und um einige Fabriksgebäude an der (heutigen) Franckstraße erweitert. Auch wurde ein Betriebskindergarten (das Gebäude, heute als „Karl-Schaller-Haus“ bekannt, steht jetzt im Bereich eines Fuß- und Fahrradweges an der Goethestraße und ist auf 3 Seiten von dominierenden Raiffeisenlandesbank-Gebäuden umgeben) errichtet. Der Familienbetrieb wurde 1926 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und 1944 mit dem Malzkaffeekonzern Kathreiner fusioniert. Die ältere Linzer Feigenkaffeefabrik Titze wurde 1971 eingegliedert, Franck selbst jedoch schon zwei Jahre später vom multinationalen Nestlé-Konzern übernommen. Die Firma Titze verfolgte – wie viele andere Kaffeeersatzfirmen auch – die Strategie der Werbebeigaben. Papierwerbung, Sammelbilder, verschiedenste Figuren und Spielsachen sind Teil eines riesigen Sammelgebietes, mindestens ebenso groß wie das der Firma Linde.

Franck wurde für Linz zu einem Symbol. Durch die patriarchalische Betriebskonzeption, durch umfangreiche Sozialleistungen und durch den Bau von Arbeiterwohnhäusern, Kleinkinderschule und Kindergartengebäude wurde ein Viertel geschaffen, das mit dem Niedergang und dem Ende der Kaffeemittelerzeugung sehr viel an Glanz verlor. Auch wurde vom späteren Linzer Ehrenbürger Carl Franck, nach welchem die Franckstraße und das Franckviertel benannt sind und dessen evangelische Familie viel Geld an das evangelische Krankenhaus und die Linzer Diakonie gespendet. Auch förderte man die Parkanlage am Freinberg. Später wurde dann der Europaplatz geschaffen und leider 1966 die neobarocke Franck-Villa demoliert, das Viertel verkam zusehends. Inzwischen erlebt es eine Renaissance. Wo einst die Villa stand, residiert jetzt der ORF, der Kindergarten ist Teil von Raiffeisen, die Wohnhäuser wurden renoviert und das ganze Viertel soll aufleben und wieder aufblühen.

 

Quellenangaben:

  • Landesarchiv Baden-Württemberg (und von dort wieder aus folgender Literatur: 100 Jahre Franck 1828-1928, Ludwigsburg/Berlin, 1928.Wolfgang Schneider: Das Unifranck-Werbemittelarchiv in Ludwigsburg, in: Ludwigsburger Geschichtsblätter, 31/1979, S. 79-83.Die Hauptstadt der Cichoria, Ludwigsburg und die Kaffeemittel-Firma Franck, Katalog zur Ausstellung des Städtischen Museums Ludwigsburg, 1. Dez. 1989 bis 1. Dez. 1990, Ludwigsburg 1979.

  • „Stadtgeschichten Ludwigsburg – Pressemitteilungen“: Die Firma Heinrich Franck Söhne

  • Lindefiguren, siehe unter: (hier klicken)

  • Kaffeetraditionsverein, siehe unter: (hier klicken)

  • Forum O.Ö. Geschichte, siehe unter (hier klicken)

  • einzelne Ergänzungen noch aus dem Zeitungsartikel der Kronen Zeitung vom 18.09.2019 auf den Seiten 46 und 47 über „Die großen Zeiten der Kaffeefabrik Franck“
      

  

Rechnung mit abgedruckter Stadtansicht

  

gezeichnet und zu Papier gebracht, von „unbekannt“ im Jahre 1929

herausgegeben auf einer Rechnung von Heinrich Franck Söhne A.G. 1933

  

Preis: € 285,00 inkl. MwSt. (als Original)

Größe des Blattes: ca. 12,3 cm x 8,3 cm

Größe der Ansicht: ca. 10,9 cm x 5,5 cm

Bestellnummer: 212130

  

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2020-03-24T14:06:36+01:00